Ehemaliger Schulleiter und Lehrer
Aktiv in zahlreichen deutsch-chilenischen Vereinigungen
Wer kann schon zu Lebzeiten an einem wichtigen jährlichen Ereignis teilnehmen, das den eigenen Namen trägt? Das Basketball-Turnier für die deutschen Schulen in ganz Chile heißt nach seinem Gründer Wolf-Dieter Heim. Der Philosophie-Lehrer und ehemalige Schulleiter der Deutschen Schule Puerto Varas hat sich auch in vielerlei anderer Hinsicht für die deutsche Gemeinschaft in Chile erfolgreich eingesetzt.
«Ich bin in einer Zeit in Puerto Varas aufgewachsen, als dort fast mehr Deutsch als Spanisch gesprochen wurde», erzählt der 1939 in der Stadt am Llanquihue-See geborene Wolf-Dieter Heim. Aus dem schönen Zillertal in Österreich seien die Vorfahren seines Vaters als eine der ersten Familien an den Llanquihue-See 1860 eingewandert. Seine Mutter stammte aus Zwickau und studierte in Leipzig. 1938 kam sie nach Chile, um als Lehrerin an der DS Puerto Varas zu unterrichten. «Es wurde in unserer Familie immer Deutsch gesprochen und nicht nur das: Wir lebten auch die deutsche Kultur.»
Allerdings habe sich sein Deutschlandbild während eines Aufenthalts in Bayern völlig gewandelt: «Nach dem Putsch musste ich 1974 Chile verlassen und lebte ein Jahr in München. Dort erlebte ich das moderne Nachkriegsdeutschland – ein ganz anderes Land als wie es mir meine Eltern vermittelt hatten, die es quasi noch aus der Kaiser- und Biedermeierzeit kannten.» Dies sei eine wichtige Erfahrung für ihn gewesen, genauso wie die Zeit in der Wohngemeinschaft in der bayerischen Hauptstadt: «Die meisten meiner Mitbewohner waren Studenten. Zwischen uns sind tiefe und bis heute andauernde Freundschaften entstanden.»
Fünf Jahre später verbrachte Wolf-Dieter noch einmal ein Jahr in Deutschland: Dieses Mal bei einem Lehreraustausch an einer Hotelfachschule in Berlin – eine Erfahrung mit dem dualen Ausbildungssystem, die ihm später bei der Mitgründung des Insalco zugutekommen sollte.
1985 begann Wolf-Dieter Heim an der Deutschen Schule Santiago als Lehrer zu arbeiten: «Eigentlich wollte ich nach meinem Studium der Philosophie nie Lehrer werden. Doch meine eigenen Erfahrungen in diesem Beruf zeigten: Der Lehrerberuf ist mein Leben!» Niemals wollte er nur Wissen «einpauken»: «Ich fühlte mich mehr als Führer und Wegbegleiter meiner Schüler, die ich niemals nur als solche behandelt habe, sondern als Personen mit ihren eigenen Lebenserfahrungen, Erwartungen und Sorgen wichtig genommen habe. Ich öffnete mich ihnen als gleichwertiger Mensch und gewann so ihr Vertrauen. Hilfsbereitschaft ist das magische Wort! Meine Schüler wurden meine Freunde – bis heute.»
Zehn Jahre unterrichtete der Pädagoge verschiedene Fächer wie Philosophie und Psychologie an der DS Santiago. Er war auch mit Klaus Weidinger an der Gründung des Insalco, der deutschen Berufsschule, im Jahr 1978 beteiligt. Er unterrichtete dort Betriebspsychologie und war bis 1985 der Stellvertretende Leiter. Auch am LBI war er tätig.
Im Jahr 1986 schließlich übernahm Wolf-Dieter Heim das Amt des Schulleiters an der Deutschen Schule Puerto Varas: «Ich freute mich sehr, in meine Heimatstadt zurückzukehren, wo meine ganzen Verwandten und meine Schulfreunde lebten.» Es fiel ihm bei seiner Ankunft damals gleich auf, dass die Stadt etwas «verschlafen war». Da fühlte sich Wolf-Dieter in seinem Element: «Denn still sitzen kann ich nicht!» Im Jahr seiner Ankunft gründete er sogleich das Basketball-Turnier an der DS Puerto Varas, das sofort auf großes Interesse stieß. Bis heute haben viele deutsche Schulen in Chile an dem sportlichen Event teilgenommen. Dass es seit 2018 nach ihm benannt ist, empfinde er als eine «große Ehre».
Er war aber in so vielen weiteren Vereinen und Institutionen aktiv, dass man sich fragt, wie er das zeitlich schaffen konnte:
Zwei Mal war er Stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Vereins in Puerto Varas, den sein Urgroßvater mitgegründet hatte. Inzwischen ist er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt worden. Als Vorsitzender engagierte er sich in der «Asociación por el Patrimonio y la Memoria Histórica de Puerto Varas», über 30 Jahre lang ist er seit 1992 Leiter des Rundfunkprogramms «Die Deutsche Stunde» bei Radio Gratíssima von Puerto Varas. Bis heute ist er Regionalbeauftragter des Deutsch-Chilenischen Bundes und hat mit dem DCB bis zur Pandemie viele Konzerte in Puerto Varas organisiert. Er war Vertreter der deutschen Schulen in der Sociedad Teuto Chilena de Educación (heute der Verband Deutscher Schulen Chile) und der Sociedad de Beneficencia y Promoción Cultural y Técnica de la Liga Chileno Alemana. Bis 1995 war er Mitglied des Vorstands des Fachinstituts «Wilhelm von Humboldt» der deutsch-chilenischen Stiftung für Hochschulbildung, die die Gründung des Lehrerbildungsinstituts vorbereitete.
Von 2016 bis 2018 war er Regionalrat für Kultur und Kunst. Außerdem engagierte er sich in der Corporación «Gerda Heim Minte». Das Altersheim ist nach einer Tante von ihm benannt, die sich dafür eingesetzt hatte, dass dort vor allem alte Menschen, die es sich nicht leisten konnten, wohnen durften. Nebenbei war der vielseitig interessierte Pädagoge auch als freier Redakteur für den Cóndor tätig, um über seine Region zu berichten.
Seine Frau Thalía Úbeda habe ihm immer bei allen seinen Aktivitäten den Rücken gestärkt: «Wir sind ein gutes Zweiergespann, ein glückliches Paar.» Beide haben zwei Söhne und inzwischen vier Enkel, die auch an ihm hängen wie seine Schüler. Wenn er auf sein erfülltes Leben zurückblicke, dann formuliert er als Quintessenz: «Er liebte und er wurde geliebt.».
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