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martes, 12. noviembre 2024
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Porträt – Sebastian Fitzke

Pastor der Versöhnungsgemeinde

Ein Segen für Verliebte – nicht nur am Valentinstag

Sebastian Fitzke ist der neue Pastor der Versöhnungsgemeinde. Der gebürtige Braunschweiger ist mit seiner Frau Hanni und seinem Sohn Paul im September in Las Condes angekommen. Für den Geistlichen ist es die vierte Gemeinde, in der er als Pfarrer arbeitet – aber seine erste Auslandsgemeinde.

«Das evangelische Pfarrhaus prägt», stellt Sebastian Fitzke fest. Er muss es wissen: Der 47-Jährige stammt selbst aus einer Pastorenfamilie: Sein Vater betreute als Pfarrer die zwei Landgemeinden Groß und Klein Flöthe und Schladen-Wehre und -Beuchte im Harzvorland. Tatsächlich entschied er sich auch für ein Studium der evangelischen Theologie und ging an die niedersächsische Universität Göttingen. In diese Zeit fällt ein Jahr, das für sein weiteres Leben besonders wichtig war: «Ich studierte zwei Semester in Aberdeen, in Schottland.» Es sei eine Erfahrung gewesen, die «mir nicht nur half, ein neues Land, sondern auch mich selbst besser kennenzulernen». Man lerne eine andere Perspektive einzunehmen, nämlich die der Bewohner: «In Deutschland oder auch in Chile sagen wir, dass die Engländer mit dem Auto auf der falschen Seite fahren. Doch wenn man dort lebt, ist es im wahrsten Sinne des Wortes „the right side“.» 

Für die Antwort auf die Frage, warum er mit seiner Familie nach Chile gekommen sei, holt er etwas weiter aus. «Ich bin ja schon immer gerne gereist. Doch in der Pandemie war das nicht mehr so einfach möglich. Vor allem waren wir gerne auf Lanzarote in Spanien. Da dachte ich mir, dass es doch ganz schön wäre, wenn man sich als Tourist auch mit den Einheimischen, zum Beispiel mit dem Kellner, austauschen könnte.» Da er nicht nach Spanien reisen konnte, hat er es zu sich geholt – und eine Spanischlehrerin aus Madrid gefunden, die ihn per Video unterrichtete. Diese habe ihm nicht nur die Sprache, sondern auch vieles über «Land und Leute und Geschichte und Geschichten von Spanien» vermittelt. 

Eine Auslandsstelle der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) anzunehmen, habe ihn schon lange gereizt. Als er von der EKD-Stelle der Versöhnungsgemeinde in Las Condes las, war sein Interesse geweckt. Nach einigen Erkundigungen entschlossen sich er und seine Frau, es zu wagen: «Wir haben gemeinsam die Bewerbung in den Briefkasten geschmissen – als Zeichen, dass wir es auch gemeinsam wirklich wollen.» So kam der Bewerbungsprozess in Gang und schließlich hatte das Ehepaar nach der Zusage im April viel vorzubereiten. 

Pastor Fitzke arbeitete zuvor sechs Jahre bei der Gemeinde «Die Brücke» in Braunschweig: «Das sind rund 8.000 Mitglieder, drei Kindergärten gehören auch dazu.» Dies sei nun ein großer Gegensatz zur Versöhnungskirche und er genieße es, «nun die Gelegenheit zu haben, alle Gemeindemitglieder oder – besucher persönlich kennenzulernen». 

Neben dem Reisen spielt auch die Musik eine große Rolle für das Ehepaar: Hanni Fitzke ist Kirchenmusikerin und Physiotherapeutin. Letzteren Beruf wird sie wahrscheinlich in Chile nicht ausüben können, doch als Musikerin hat sie sich bereits betätigt: Sie spielt in den Gottesdiensten die Orgel. Der Pfarrer kann sich auch vorstellen, gemeinsam mit der Gemeinde künftig die Gottesdienste hinsichtlich der Musik noch schöner zu gestalten, zum Beispiel durch den Gesang.

Er hat sich auch schon Gedanken darüber gemacht, wie wichtige Stationen oder auch wichtige Beziehungen im Leben der Menschen, die in die Versöhnungsgemeinde kommen, noch mehr in den Vordergrund gerückt werden könnten. Zur Vorbereitung auf den Valentinstag lud er am 11. Februar Paare und Verliebte in die Kirche ein, um sich und ihre Beziehung segnen zu lassen. Da kamen schon lange verheiratete Paare, aber auch jüngere waren dabei. 

Was die Musik angeht, hat Sebastian Fitzke sich selbst einem Chor angeschlossen: Beim Chor Frohsinn hat er im November und Dezember bereits mit viel Freude an einigen Aufführungen teilgenommen. 

Ein weiteres Hobby von ihm ist seit einem Jahr das Tauchen. Mit seinem 14-jährigen Sohn Paul sei er in Valparaíso ins Meer gegangen und nicht das letzte Mal: «Trotz kaltem Humboldt-Strom und 11 Grad hat es uns sehr gut gefallen!»

Sein Motorrad hat er in Deutschland gelassen und meint: «Ich glaube, angesichts des Verkehrs in Santiago, ist das besser so.» Das werde ihn und seine Familie aber nicht davon abhalten, möglichst bald die Vielseitigkeit der chilenischen Natur durch Reisen zu erkunden.

Man brauche auch immer wieder im Alltag «Inseln der Entspannung», findet der Pfarrer, und das sei für ihn das Kochen: «Das Schöne ist, dass man gleich einen Erfolg sieht.» Regelmäßig gehe er auf den nahegelegenen Wochenmarkt und ist begeistert von dem leckeren Gemüse und Obst, das in Chile wächst. «Die Erdbeere ist für mich die köstlichste Frucht – wenn es etwas im Paradies gibt, dann werden es Erdbeeren sein», sagt er lachend. «Daher sind für mich die fast das ganze Jahr über wachsenden Früchte hier ein besonderer Genuss.» 

Nachholbedarf habe er beim Zubereiten eines guten Asados: «Da habe ich aber keine Bedenken, dass mir das hier gezeigt wird und ich es lerne. Meine Erfahrung hier in Chile ist: Mir wird nicht nur immer wieder Hilfe angeboten, ich bekomme sie auch tatsächlich!»

Foto: Walter Krumbach

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