Restaurantbesitzer, Chefkoch und Lego-Fan
Früchte ernten und Neues pflanzen
Der renommierte chilenische Chefkoch Benjamín Nast hat sich in der kulinarischen Welt einen Namen gemacht hat. Er war einer der drei Juroren der chilenischen Kochwettbewerbs-Show Top Chef VIP, die in den Sommermonaten vom Kanal Chilevisión ausgestrahlt wurde.
Bis zu seinem vierten Lebensjahr wohnte der 1984 in Rüsselsheim bei Frankfurt geborene Benjamín Nast in Deutschland. Hier kam auch seine Schwester Josefina zur Welt, heute Schauspielerin in Buenos Aires. Benjamín erinnert sich noch an den Kindergarten, an die Wohnung, in der er mit dem Dreirad durch den Korridor fuhr, an die Farben und Gerüche der Weihnachtsmärkte. Nach dreieinhalb Jahren in Mexiko kehrte die Familie 1991 nach Chile zurück, wo er bis zum Abitur die Deutsche Schule Santiago besuchte.
«Mein Groβvater stammt aus Potsdam. Die Familie wanderte kurz vor dem Zweiten Weltkrieg nach Chile aus, mit dem Schiff kam sie in Valparaíso an. Wegen ihrer polnisch-jüdischen Abstammung waren sie vor der Verfolgung geflüchtet. Hier heiratete mein Opa eine Chilenin und hier wurden mein Vater und mein Onkel geboren. Sie besuchten die Deutsche Schule, hatten die deutsche Staatsangehörigkeit und waren immer eng mit der deutschen Kultur verbunden. Deshalb ging mein Vater dann später in das Land seiner Vorfahren», resümiert Benjamín Nast. Seine Mutter war Kinderbuchillustratorin, der Vater hatte eine eigene Firma im Tourismusbereich und reiste gern und viel, so dass der kleine Benja mit seinen drei Geschwistern – neben der bereits erwähnten Josefina gibt es noch zwei Brüder, einer ist Chefkoch in Berlin, der andere studiert Design in Valparaíso – auch andere Länder kennenlernte.
Zunächst studierte er Wirtschaftsingenieurwesen, war aber mit dem Studium nicht so recht glücklich. Mit seinem deutschen Pass reiste er nach Deutschland und lebte und arbeitete in München, vor allem im Servicebereich, in Bars und Cafés. Hier entdecke er seine Leidenschaft für die Gastronomie. An der Escuela Culinaria Francesa École in Chile erlernte er die Grundlagen der Kochkunst. Jetzt hatte er seine Bestimmung gefunden und legte den «Turbogang» ein, wie er lachend erzählt. Erfahrung sammelte er im Hotel Ritz in Santiago, dann in Paris und danach wieder in Chile bei Kitchen Center. In dieser Zeit nahm er am ersten Gastronomiefestival «Ñam» teil. Es folgte ein längerer Aufenthalt in Spanien, wo er in Sternerestaurants in Marbella und Barcelona arbeitete.
2016 wagte er den Schritt, in Chile seine ersten eigenen Restaurants zu eröffnen – nach acht Jahren intensiver Arbeit erwarteten «De Calle», «Demencia» und «De Patio» ihre Gäste. Letzteres war sein großer Durchbruch in der Branche und brachte ihm mehrere Auszeichnungen ein, darunter den Preis für den «Besten Koch» in Chile und Platz 34 auf der Liste der 50 besten Restaurants in Lateinamerika. Bis er sich nach und nach als einer der besten Köche des Kontinents etablierte, mussten Höhen und Tiefen, Probleme und Konflikte überwunden werden. «Aus allem lernt man, und irgendwann kann man dann auch die Früchte jahrelanger Anstrengung ernten.»
Aber er will nicht nur ernten, sondern auch immer wieder «anpflanzen»: In den kommenden Jahren möchte Benjamín Nast natürlich weiter kochen und Neues ausprobieren, wie vor Kurzem die Erfahrung als Juror in der chilenischen Kochwettbewerbs-Show Top Chef VIP, die in den Sommermonaten vom Fernsehkanal Chilevisión ausgestrahlt wurde. Er möchte «Spuren hinterlassen, Ideen in verschiedene Konzepte umsetzen». So soll De Patio wiedereröffnet werden – das Restaurant befindet sich derzeit in einer Umgestaltungsphase. Auβerdem möchte er ein Buch veröffentlichen – über das Thema Vaterschaft nach einer Trennung. Er selbst ist seit vier Jahren geschieden und hat zwei Söhne, Alonso, neun Jahre, und Juliano, sechs Jahre alt. Mit ihnen verbringt er seine Freizeit, am liebsten mit sportlichen Aktivitäten oder auch in der Küche, denn Alonso kocht gern.
Benjamín ist ein begeisterter Motorradfahrer: «Ich liebe es, die Kraft der Maschine zu spüren. Etwas wenig Bekanntes über mich ist – und einige von Ihnen werden vielleicht lachen -, dass ich von Legos fasziniert bin. Ich kaufe sie für meine Kinder und baue sie am Ende selbst auf…Außerdem reise ich gern und probiere und genieße ein gutes Essen in einem Restaurant, aber auch von der Familie und Freunden gekochte Hausmannskost, am liebsten Fleischbällchen mit Soβe oder Lasagne.»
Und was empfiehlt er von den Speisekarten seiner eigenen Restaurants? «‚De Calle‘ bietet asiatische ‚Straβenküche‘, besonders beliebt sind hier die Gyozas, aber auch das vielfältige Angebot an besonderen Burgern. ‚Demencia‘ ist eher mediterran mit einem asiatischen Einschlag. Neben Fischgerichten stehen die Locos ganz oben auf der Bestellliste.».
Foto: privat