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martes, 30. abril 2024
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Spezialausgabe – TRANSPORTE/LOGÍSTICA MAR – TIERRA – AIRE

Corona, Container und Konzentration

Wandel in der Schifffahrt

Ein Containerschiff im Mai auf dem Weg in den Hamburger Hafen: Die Lage hat sich entspannt, die Schifffahrtsbranche stellt sich neu auf. Foto: Silvia Kählert

Zur Person:

Eric Daube machte seinen Schulabschluss an der Deutschen Schule Temuco. Im Jahr 2012 absolvierte er am Insalco die Ausbildung zum Speditionskaufmann, Schwerpunkt Schifffahrt. In Hamburg studierte er Shipping and Transport an der Handelsschule am Berliner Tor und an der Universität London und schloss mit dem Bachelor ab. Bereits vor dem Studium begann seine Tätigkeit bei der Deutsche Afrika-Linien und während seines Studiums bei Hamburg Süd als Exp

Rund 90 Prozent aller Güter werden per Schiff transportiert. Dies machten vor allem seit den 1950er Jahren die großen stapelbaren Standard-Container möglich. Die Störungen in der Handelskette durch die Pandemie wirkten sich daher besonders stark aus – und auch der Trend zum nachhaltigen Transport wird für die Schifffahrt große Veränderungen mit sich bringen. Eric Daube sprach mit dem Cóndor über die Pandemie-Folgen und den Wandel in der Schifffahrt.

Wie reagierte die Schifffahrt auf die Ausbreitung von Covid Anfang 2020?

Zu Beginn der Pandemie gerieten die Weltmärkte ins Wanken. Im Januar und Februar 2020 ist daher auch die Schifffahrt schwer getroffen worden, weil mit dem Stillstand der Produktion in China auch der Exportstrom aus Asien stoppte. Dann drehte sich das Blatt und es gab einen absoluten Einbruch der Nachfrage in den USA, in Europa und in Südamerika, sodass zwar in China wieder produziert, aber nur wenig transportiert wurde. In der Schifffahrtsbranche ging man davon aus, dass das für Wochen und Monate so bleiben würde. Wegen der schwerwiegenden Störungen im internationalen Transport- und Reiseverkehr haben die Reedereien viele Schiffe vorübergehend außer Betrieb genommen. Weltweit blieben rund zehn Prozent der Containerflotte ungenutzt.

Wie kam es aber dann zu diesem Boom und extremen Kostenanstieg bei Containern?

Es gab ein bis dahin noch nie dagewesenes Phänomen: Im August 2020 hat sich das Blatt für die Containerschifffahrt erneut gewendet – die Nachfrage nach Gütern stieg im Laufe der Pandemie enorm an. Transportwege, vor allem die Häfen, waren überlastet. Seitdem überstieg die Nachfrage nach Containertransporten das Angebot deutlich. Bereits versandfertige Container standen viel zu lange still, was zu einem Fehlen von leeren Containern führte.

Dies war eine von allen Marktteilnehmern völlig unvorhergesehene Entwicklung!

Was waren die Gründe für diese Entwicklung?

Eine der Ursachen war, dass die Regierungen über verschiedene Kanäle an die Bevölkerung Geld verteilten, so dass die Liquidität stieg. Nun entwickelte dies für die Regierungen, aber auch für alle Unternehmen ganz unerwartete Phänomene:

Es entstand ein Liquiditätsüberschuss. Die Verbraucher konnten durch die Pandemie weniger ausgeben und erhielten außerdem vom Staat finanzielle Unterstützung.

Mit zu diesem Boom beigetragen hat ausgerechnet der Lockdown. Viele Menschen arbeiteten zu Hause und gaben weniger Geld für Reisen oder Dienstleistungen aus. Wer in den eigenen vier Wänden mehr Zeit hatte und das Geld nicht einfach aufs Konto legen wollte, der investierte – in neue Möbel, Unterhaltungselektronik, Sportgeräte oder Fahrräder. Zudem füllten Großunternehmen und Großhändler wieder ihre Lager.

In dieser Situation wurde der Markt an Containern leergekauft, um weiterhin Ware aus den Lagern zu bekommen. Mit dem unerwartet deutlichem Wachstum der Transportnachfrage konnte das Flottenwachstum nicht mithalten. Die Folge war, dass auch die Container-Preise stiegen.

Erst im Herbst und Winter 2021 beruhigte sich die Lage wieder, die Preise gaben langsam nach. Gerade als diese leichte Entspannung eintrat, brachte der Krieg um die Ukraine erneut wirtschaftliche Probleme in vielen Bereichen mit sich. Dennoch gingen nun die Frachtraten zurück, vergleicht man sie mit denen am Pandemiebeginn. Nichtsdestoweniger liegen sie nach wie vor deutlich höher als vor 2020.

Gab es weitere wichtige Entwicklungen in der Schifffahrt in den letzten Jahren?

Die drei großen Schifffahrtsallianzen (Grafik Eric Daube)

Ja, die Schifffahrt ist schon seit Jahren von einer zunehmenden Konzentration geprägt. Die neun weltweit führenden Reedereien haben sich zu drei globalen Allianzen zusammengeschlossen: 2M (Maersk, MSC), Ocean (Cosco Group, CMA CGM, Evergreen) und THE Alliance (Hapag-Lloyd, One, Yang Ming, HMM). Die Kooperation zwischen den Reedereien innerhalb dieser Allianzen umfasst die Abstimmung von Schiffsrouten und Fahrplänen, aber auch Vereinbarungen über die gemeinsame Nutzung von Schiffen (vessel sharing agreements) und Slots auf Containerschiffen (slots sharing agreements).

Auf die drei aktuell bestehenden globalen Allianzen entfallen rund 80 Prozent des globalen Containerschiffmarktes. Die Stärke der Marktkonzentration in den letzten Jahren zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 2011: Auch damals gab es drei große Reederei-Allianzen, diese kamen zusammen auf einen Marktanteil von rund 30 Prozent.

Wie reagiert nun die Schifffahrtsbranche auf die Krisen?

Viele Unternehmen stellen sich neu auf, suchen neue Strategien. Zum Beispiel zeigte die Pandemie, wie wichtig Lagerhäuser sind.

In Chile hat man festgestellt, dass in der Pandemie Container und Lagerraum fehlten, um Zeiten der fehlenden Importe überbrücken zu können. In dieser Hinsicht sollte jetzt investiert werden, um die Lieferkette auch in Krisen aufrecht halten zu können.

Europa versucht nun langfristig Nord-Süd-Verbindungen aufzubauen, um nicht mehr von Routen abhängig zu sein, auf die die Länder keinen Einfluss nehmen können. Auch Geschäfte mit China werden eher vermieden und mit lokalen Marktteilnehmern werden bevorzugt.

Wie wird sich die Dekarbonisierung auf die Schifffahrtsbranche auswirken?

Nachhaltigkeit ist auch in diesem Bereich das wichtigste Ziel.

Der Schlüssel liegt in der Entwicklung neuer Treibstoffe wie grüner Ammoniak oder Methanol. Die Bereitschaft ist da, zu investieren.

Als Insalco-Absolvent sind Sie von Beginn Ihres Berufslebens an im Schifffahrtsbereich tätig. Wie sehen Sie die Perspektiven in diesem Beruf aktuell?

Es herrschen gute Zeiten für Schifffahrtskaufleute. Der Wandel bedeutet auch viele Aufträge.

Ich leite das Alumni-Netzwerk der Insalco in Europa und rate den jungen Leuten, sich beruflich in diesem Bereich zu qualifizieren. Insbesondere die Praxis-Erfahrung ist nicht hoch genug einzuschätzen. Damit kann man sehr schnell in der Branche Fuß fassen und hat beruflich sehr gute Chancen zurzeit.

Speziell für Insalco-Absolventen sehe ich großes Potenzial: Sie sind in beiden Welten, Lateinamerika und Europa, zuhause, kennen beide Kulturen und können sich in beiden Kontinenten schnell einleben..

Die Fragen stellte Silvia Kählert.

ort-Spezialist. In diesem Beruf arbeitet er seit 2021 bei der österreichischen Spedition Gebrüder Weiß in der Schweiz. Er leitet das Alumni-Netzwerk der Insalco in Europa.

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