«Der blaue Max» von John Guillermin
Von Walter Krumbach
Das reißerische Plakat der Plattenhülle vermittelt den Eindruck, dass es sich um einen Film handelt, in dem die Protagonisten à la Rambo oder Terminator von Anfang bis Ende ohne Unterbrechung herumballern. Natürlich hat «Der blaue Max» zahlreiche Schlachtenszenen; den Handlungsmittelpunkt bestimmt jedoch das Verhältnis zwischen den verschiedenen Offizieren, die rücksichtslos und ohne Konsequenzen einzukalkulieren, im Umgang untereinander ihre persönlichen Interessen durchzusetzen versuchen.
Der «Blaue Max» ist der Spitzname des für den vom preußischen König Friedrich dem Großen gestifteten Orden «Pour le Mérite». Er kam während des Ersten Weltkriegs in Fliegerkreisen auf, als der Jagdflieger Max Immelmann ihn als erster im Januar 1916 erhielt. Der Film erzählt die (fiktive) Geschichte des ehrgeizigen Piloten Bruno Stachel (George Peppard). Er kommt aus einfachen Kreisen und war zwei Jahre Unteroffizier bei der Infanterie. In einem Jagdgeschwader wird er als Pilot aufgenommen, wo er in eine höhere Gesellschaftsschicht kommt und alsbald sein Möglichstes versucht, um seinen persönlichen Aufstieg abzusichern. Skrupellos setzt er alles daran, um so bald wie möglich 20 Abschüsse zu erzielen und die hohe Auszeichnung zu erhalten. Dabei entsteht eine Rivalität mit Leutnant Willi von Klugermann (Jeremy Kemp), dem nur noch ein Abschuss zum «Blauen Max» fehlt. Dessen Onkel, General Graf von Klugermann (James Mason), durchschaut den schamlosen Aufsteiger und ist ihm scheinbar wohlgesinnt. Selbst als Stachel mit Gräfin Käti, seiner attraktiven Frau (Ursula Andress), ein Verhältnis beginnt, schaut er zur Seite. Dass dies auf längere Sicht nicht gut gehen kann, kommt dem gewagten Hasardeur jedoch nicht in den Sinn. Wie blind steuert er nun dem bösen Ende zu.
Der Film fiel nach seiner Premiere im Jahr 1966 durch seine seriöse Epochenwiedergabe auf, was Ausstattung, Kleidung und besonders die tadellos funktionierenden alten Flugmaschinen betrifft. Ebenso wurde die eindrucksvolle Inszenierung der Luftschlachten sowohl von Experten als auch von der Kritik hochgelobt. Dazu überzeugen die schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller James Mason, George Peppard, Karl-Michael Vogler und Jeremy Kemp unbedingt und selbst das einstige James-Bond-Girl Ursula Andress beeindruckt bei der Gestaltung ihres persönlichen Schicksalsdramas.
Freilich kann man die überlange Spieldauer des Streifens von zweieinhalb Stunden in Frage stellen. Dem ist entgegenzusetzen, dass der Aufbau des psychologischen Konflikts zwischen Leutnant Stachel und General von Klugermann seine Zeit in Anspruch nimmt. Ebenso rechtfertigen die zeitaufwendigen, spektakulären und präzise choreografierten Luftkämpfe die Spielfilmlänge.
Die Überspielung auf Blu-ray-Disc der kostspielig inszenierten Produktion ist tadellos. Das glanzvolle, stets scharfe Bild hat satte, natürliche Farben. Der Ton kommt vom geflüsterten Wort bis zum Schlachtengetöse natürlich herüber.
Außer einem nicht restaurierten, zerkratzten und verdreckten Trailer kein Bonusmaterial!
«The Blue Max», USA, 1966. Regie: John Guillermin. Produktion: Christian Ferry. Drehbuch: Ben Barzman. Kamera: Douglas Slocombe. Ton: Claude Hitchcock, John Cox, Bob Jones. Schnitt: Max Benedict. Musik: Jerry Goldsmith. Mit George Peppard, Ursula Andress, James Mason Jeremy Kemp, Karl-Michael Vogler, Carl Schell u. a. Spieldauer: 153 Min.
Bild ****
Ton ****
Darbietung ***
Extras *