Eine neue Cóndor-Reihe
Kreative Forscher haben schon immer die Menschheitsgeschichte geprägt. Einige dieser Techniker, Tüftler und Erfinder entwickelten nicht nur entscheidende Innovationen, sondern setzten diese auch als Unternehmer um. Diese Visionäre wollen wir in der neuen Reihe «Forscher und Unternehmer» in diesem Jahr vorstellen.
Benz, Bosch und Schering
Zu diesen Visionären gehörte auch Carl Benz, der kein Risiko scheute und überzeugt davon war, dass seine Arbeit einen Fortschritt für viele Menschen bedeuten würde. Diese war schließlich bahnbrechend für die Entwicklung des Autos des vor 180 Jahren geborenen Technikers. Unterstützt wurde er von seiner Frau Bertha Benz, die vor 175 Jahren geboren wurde. 1886 gilt als das Geburtsjahr des Automobils, als der deutsche Ingenieur Benz Patent-Motorwagen Nummer
1 anmeldete.
Das Haber-Bosch-Verfahren revolutionierte die Landwirtschaft in der ganzen Welt – und hatte besonders auf Chiles Wirtschaft große Auswirkungen. Im April 1917 gelang es erstmals künstlichen Salpeter mittels dieses Verfahrens zu produzieren. Carl Bosch, der vor 150 Jahren geboren wurde, erhielt für seine ingenieurtechnischen Leistungen auf dem Gebiet der Hochdruckchemie 1931 zusammen mit Friedrich Bergius den Nobelpreis für Chemie.
Der Industrielle und Raketenpionier Fritz von Opel ist vor 125 Jahren, der Apotheker und Gründer des Schwering-Konzerns Ernst Schering vor 200 und Armand Peugeot vor 175 Jahren geboren. Peugeot präsentierte 1889 auf der Weltausstellung in Paris das erste dampfgetriebene Dreirad. Mit der Konstruktion eines Benzinmotors gründete Armand Peugeot sein gleichnamiges Unternehmen, das heute der zweitälteste Autohersteller der Welt ist.
Große Erfinderinnen und ihre Innovationen
Wenige Frauen und ihre Erfindungen sind bekannt – sie durften bis Mitte des 20. Jahrhunderts nicht studieren und es wurde ihnen bis vor einigen Jahrzehnten untersagt, ein Patent anzumelden. Dennoch gab und gibt es durchaus viele große Erfinderinnen und Unternehmerinnen, die aber bisher wenig bekannt sind und im Schatten ihrer männlichen Kollegen stehen. Dies wollen wir mit dieser Reihe ändern. Ohne Frauen gäbe es zum Beispiel nicht die Geschirrspülmaschine, die Kreissäge oder die heute verwendeten Schutzwesten und Schutzhandschuhe aus einer synthetischen Faser.
Die vor 185 Jahren geborene US-Amerikanerin Josephine Cochrane erfand die Geschirrspülmaschine, die ihr die lästige Arbeit abnehmen sollte. 1893 wurde ihre Erfindung auf der Weltausstellung in Chicago der Öffentlichkeit präsentiert. Sarah «Tabitha» Babbitt, vor 225 Jahren geboren, war eine Werkzeugmacherin aus Massachusetts. Sie beobachtete Männer beim Sägen mit Holz und erkannte, dass eine runde Säge deutlich effizienter sein würde. Die Kunstfaser Kevlar ist eine Entwicklung der vor zehn Jahren verstorbenen Chemikerin Stephanie Kwolek. Diese Faser ist fünfmal so fest wie Stahl, aber gleichzeitig extrem reißfest. Damit werden heute schusssichere Westen oder Schutzhelme gefertigt.
Visionär, aber nicht anerkannt
Es gab auch Wissenschaftler, die weniger bekannt sind und dennoch bedeutende Innovationen schufen, die aus unserem Leben heute nicht mehr wegzudenken sind. Dazu gehört Philipp Reis, der Erfinder des «Telephons», der Vorgänger des heutigen Handys. Mit seiner Geschichte beginnen wir unsere Reihe und er stellt in vielerlei Hinsicht eine besondere Persönlichkeit dar.
Die meisten großen Erfindungen sind das Werk von mehreren. Einer lernt vom anderen, eine Technik oder Erkenntnis basiert auf der anderen beziehungsweise werden im Team entwickelt. Bei Philipp Reis aber war es die Innovation eines einzelnen Genies.
Außerdem war der hessische Lehrer genau genommen weder ein richtiger Wissenschaftler noch ein richtiger Unternehmer. Gerade aber seine Geschichte veranschaulicht die Schwierigkeiten, die erfinderische Visionäre durchstehen mussten, um anerkannt zu werde – und warum auch eine bedeutende Erfindung nicht unbedingt zum Erfolg führt. Erst Graham Bell wurde mit dem Telefon reich und berühmt: Der Ingenieur entwickelte den Apparat von Reis weiter, nutzte auch die Arbeiten von anderen Technikern, und meldete in den USA das Patent für die Erfindung an – Voraussetzung für seinen Ruhm und wirtschaftlichen Erfolg.
In Deutschland gab es zur Zeit von Reis noch kein modernes Patentrecht. Der Tüftler konnte also gar kein Patent anmelden und seine Erfindung genoss keinen Patentschutz. Daher nutzte der Ingenieur Werner von Siemens 1877 die Chance und produzierte in seiner Berliner Telegrafenfabrik «Siemens & Halske» auch Telefone, die als Fernsprecher bezeichnet wurden.
In der Cóndor-Reihe werden also Menschen vorgestellt, von denen die meisten schon einmal gehört haben, aber auch einige bemerkenswerte, aber eher unbekannte Männer und Frauen: Alle haben sich nicht mit dem üblichen zufriedengegeben und neue Horizonte eröffnet.