Blu-Ray Report
Ein Jahr nach Vincent van Goghs tragischem Tod taucht ein mysteriöser Brief des Malers auf. Der Postbote Joseph Roulin bittet seinen Sohn Armand, das Schreiben Theo van Gogh, dem Bruder des Verstorbenen, zu überbringen, da seine bisherigen Versuche, ihn zu verschicken, erfolglos waren. Obwohl Armand den Maler nicht schätzt und sich an den Vorfall erinnert, als dieser sich ein Ohr abschnitt und es einer Prostituierten zukommen ließ, stimmt er aufgrund der Zuneigung seines Vaters zu van Gogh widerwillig zu.
Armand begibt sich zum letzten Aufenthaltsort Theos, wo er erfährt, dass dieser ein halbes Jahr nach Vincent ebenfalls gestorben ist. Armand forscht nun nach den Umständen von Vincents letzten Lebensmonaten. Er erfährt von seinem exzentrischen Lebenswandel, seinem Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt und zweifelt schließlich an seinem vermeintlichen Freitod. Denn der Schuss traf die Magengegend – eine für einen Selbstmord höchst ungewöhnliche Stelle. Wurde er etwa von einer anderen Person angeschossen? Und wenn ja, warum hat er den Täter verheimlicht und sich selbst beschuldigt?

Armand führt mit Doktor Mazery ein Gespräch, der den Sterbenden untersucht hatte, und ihm bestätigt, dass der tödliche Schuss aus einer Entfernung und in einem Winkel abgegeben wurde, der unmöglich von dem Opfer selbst stammen konnte. Armand rekonstruiert, wie ein Detektiv, anhand zahlreicher Gespräche die Zeit unmittelbar vor dem Tod des Malers. Dabei verwandelt sich seine anfängliche Ablehnung allmählich in Faszination für das Opfer.
Bei der Produktion dieses Films musste zwischen den beiden Hauptetappen Dreh und Schnitt ein zusätzliches, bisher nie dagewesenes Verfahren angewandt werden: 115 Maler wurden engagiert, um rund 100 Meisterwerke van Goghs zu verarbeiten. So entstanden etwa 65.000 Malereien, die einzeln und äußerst präzise abfotografiert und anschließend mittels modernster Technik mit den Aufnahmen der Schauspieler verschmolzen wurden, sodass ein harmonischer Bewegungsablauf erzeugt wurde.
Das Resultat ist verblüffend. Die absolute Stilsicherheit der Künstler versetzt den Zuschauer ständig in Erstaunen: Der typische dicke Pinselstrich von van Gogh mit dem verschwenderischen Umgang mit dem Öl, die leuchtenden Farbkombinationen, die Formen, alles ist vorhanden. Der ganze Film vermittelt den Eindruck, dass man ein Gemälde von van Gogh in Bewegung betrachtet.
Die Überspielung auf das Blu-Ray-Format ist perfekt. Jeder Pinselstrich ist detailgetreu wiedergegeben, ebenso die brillanten, manchmal grellen Farben. Das gestochen scharfe Bild ist für den außergewöhnlichen Inhalt des Films eine ideale Ergänzung, ebenso der auf Raumklang angelegte Ton.
Als Extras liegen lediglich zwei Trailer und ein paar Filmfotos bei. Letztere lohnen sich besonders: Man kann sich dem Eindruck kaum entziehen, echte van Goghs vor sich zu haben.
«Loving Vincent»,
Polen, Vereinigtes Königreich, 2017.
Regie: Dorota Kobiela, Hugh Welchman.
Produktion: Sean M. Bobbitt, Ivan Mactaggart,
Hugh Welchman.
Drehbuch: Jacek Dehnel, Dorota Kobiela, Hugh Welchman.
Kamera: Tristan Oliver, Łukasz Żal. Ton: Clive Copland.
Schnitt: Dorota Kobiela, Justyna Wierszyńska.
Musik: Clint Mansell.
Mit Douglas Booth, Chris O’Dowd, Jerome Flynn, John Sessions, Helen McCrory, Eleanor Tomlinson u. a.
Spieldauer: 1 Stunde 34 Min.
Bild *****
Ton ****
Darbietung ****
Extras **