22.4 C
Santiago
4.5 C
Berlin
miércoles, 4. diciembre 2024
Inicio Magazin Geschichte Giacomo Puccini zum 100. Todestag

Giacomo Puccini zum 100. Todestag

«Schreib für das Theater, nur für das Theater!»

Er ist der Lieblingskomponist von unzähligen Opernfans, seine ausdrucksstarken Melodien faszinieren heute wie damals das Publikum. Keiner wie er hat in etlichen Werken derart verschiedenen Frauenfiguren ein Denkmal gesetzt.    

Am 25. April 1926 fand in der Mailänder Scala posthum die Uraufführung von Giacomo Puccinis letzter Oper «Turandot» statt. Am Pult stand Arturo Toscanini, der im Einvernehmen mit dem Verleger Ricordi und Puccinis Sohn Antonio Franco Alfano beauftragt hatte, das unvollendete Werk fertigzustellen. Mitten im dritten Akt, nach den Worten «Liù, poesia!», hörte das Orchester auf zu spielen. Toscanini hatte den Taktstock sinken lassen, drehte sich zum Publikum um und verkündete: «Qui il maestro finì» («Hier hat der Meister geendet»). Während der Vorhang langsam fiel, herrschte im Theater betroffenes Schweigen, bis jemand «Evviva Puccini!» rief und der Saal in tosenden Applaus ausbrach.

Der Kettenraucher Giacomo Puccini – es heißt, er habe täglich 80 Zigaretten konsumiert – war am 29. November 1924, vor 100 Jahren, an Kehlkopfkrebs gestorben. Franco Alfanos Fassung vom Ende der Oper wird bis heute meist verwendet und «Turandot» ist nach wie vor eine seiner populärsten Opern. 

Es war kein Zufall, dass Arturo Toscanini sein letztes Werk aus der Taufe hob. Dirigent und Komponist schätzten sich gegenseitig in der Erkenntnis, mit einem Partner ersten Ranges zusammenzuarbeiten. Freilich war das Verhältnis zweier starker Künstlerpersönlichkeiten wie diesen nicht immer einfach, wie es folgende Anekdote bezeugt. Puccini hatte die Angewohnheit, Freunden und Verwandten zu Weihnachten einen Panettone, den typischen italienischen Stollen, zu schenken. Als es einmal zwischen den beiden heftig geknistert hatte, vergaß der Komponist, Toscanini von der Empfängerliste zu streichen. Das Paket ging an ihn ab und Puccini merkte dies, als es bereits zu spät war. Wutschnaubend ging er auf das Postamt und setzte ein Telegramm an den Dirigenten auf: «Erbitte Rückgabe. Panettone aus Versehen abgeschickt.» Toscanini antwortete postwendend: «Bedaure, Rücksendung unmöglich. Panettone aus Versehen aufgegessen.»      

Giacomo Puccini hat sich fast ausschließlich mit dem Musiktheater befasst. Seine Stärke waren die Leidenschaften, die er, der unzählige Frauenaffären hatte, trefflich zu vertonen wusste. Das Genre Oper war ihm somit auf den Leib geschrieben, wie er es in seinem Todesjahr in einem Brief an seinen Librettisten Giuseppe Adami äußerte: «Der Allmächtige berührte mich mit seinem kleinen Finger und sagte:,Schreib für das Theater – beachte, nur für das Theater’. Und ich habe dem obersten Befehl gehorcht.»

Starke Frauen geben den Ton an

Puccini stellte an seine Textdichter höchste Ansprüche. Immer und immer wieder ließ er bestimmte Stellen des Manuskripts umformulieren, bis er glaubte, die «richtige» Melodie dafür gefunden zu haben. Diese Tonfolgen gelangen ihm prächtig und er verstand es, sie mit einer kraftvollen Orchestrierung zu untermalen. Seine bereits erwähnte Begabung, menschliche Leidenschaften musikalisch hinreißend auszudrücken, ist ohne Zweifel das wichtigste Merkmal seiner Werke. 

Dabei spielen bei dem Frauenverehrer natürlich die weiblichen Figuren eine grundlegende Rolle. Starke Frauengestalten geben in Puccinis Opern nicht nur den Ton an, sie sind in der Handlung der entscheidende Bestandteil, und meist gibt ihr Name der Oper den Titel, wie Manon Lescaut, Tosca, Madama Butterfly, die Fanciulla del West, Suor Angelica und Turandot.

Nicht besonders begabt und undiszipliniert

Giacomo Puccini entstammt einer Musikerfamilie. Mehrere Vorfahren väterlicherseits waren Komponisten, der Vater hatte das Amt des Organisten im Dom von Lucca inne. Giacomo wurde als Kind von seinem Onkel Fortunato Magi unterwiesen, der ihn für nicht besonders begabt und vor allem undiszipliniert hielt. Später verdiente er sich als Organist und Chorleiter sein Brot. Im Jahr 1876 – Puccini war knapp 18 Jahre alt – besuchte er in Pisa eine Aufführung von Giuseppe Verdis Oper «Aida». Er war von der Aufführung derartig beeindruckt, dass er sich entschloss, Opern zu komponieren. 

Mit seinem dritten Bühnenwerk «Manon Lescaut» (1893) gelang ihm der Durchbruch. Nach der Premiere in Turin wurde das Stück noch im gleichen Jahr in Russland, Spanien, Deutschland und Südamerika gegeben. Es war Puccinis erstes gemeinsames Wirken mit den Librettisten Luigi Illica und Giuseppe Giacosa, mit denen er fortan überaus erfolgreich zusammenarbeiten sollte. Illica hatte die Aufgabe, die Vorlage zu adaptieren, die Handlung aufzubauen, wobei er ständig mit dem Komponisten Rückfrage hielt, um schließlich einen Text vorzulegen. Daraufhin übernahm Giacosa das Manuskript, um es in Verse zu setzen, wobei er sowohl literarische als auch musikalische Gesichtspunkte berücksichtigen musste, was er mit außerordentlichem Feingefühl zu leisten imstande war.  

Puccini liebte schnelle Autos, Motorboote und schöne Frauen, was ihm den Ruf eines Lebemanns einbrachte. Auch als Komponist warf man ihm vor, oberflächlich zu sein, weil er stets an das Publikum dachte, im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen Igor Strawinsky, Anton Webern und Maurice Ravel, denen es zuallererst darum ging, eine neue Musiksprache zu schaffen. In Italien warf die Kritik Puccini vor, kommerzielle Musik zu schreiben, die weder italienisch, deutsch, russisch noch französisch sei. Dem ungeachtet hat sich Puccini dank der psychologischen Tiefen seiner Figuren, der Vielfalt seiner szenischen Eingebungen und der dramatischen Kraft seiner Musik als eine der größten künstlerischen Persönlichkeiten seiner Zeit profiliert.

Anmeldung zum Cóndor-Newsletter

Wir senden Ihnen den regelmäßig erscheinenden Newsletter mit unseren Textempfehlungen zu.

- Werbung -

Mehr Lesen

«Oppenheimer» von Christopher Nolan – Blu-Ray-Report

Der preisgekrönte Streifen, vom American Film Institute zu einem der zehn herausragendsten Filme des Jahres 2023 gekürt, erzählt den Werdegang des amerikanischen...

66 Jahre Deutsche Feuerwehrkompanie «Máximo Humbser»

Die Deutsche Feuerwehrkompanie «Máximo Humbser» feierte am 29. Oktober ihr 66-jähriges Bestehen. Die Veranstaltung fand im Feuerwehrhaus der 15a Compañía de Bomberos de...

Porträt – Alberto Piel

Vorstandsvorsitzender der DS Concepción und Unternehmensberater Die Motivation ist die treibende Kraft In seinem Ingenieurberuf hat...

Die Bedeutung Chinas für Lateinamerika und für Chiles Wirtschaft

China verstärkt zusehends seinen Einfluss auch in Lateinamerika. Dabei wächst nicht nur die Abhängigkeit von der Volksrepublik als...