
Überraschend siegte der konservative Kandidat Guillermo Lasso in Ecuador. Nun heißt es für den Banker, die tiefe Wirtschaftskrise zu meistern. Auch in Peru überraschte das Wahlergebnis. In der Stichwahl stehen sich die Politiker der beiden extremen Lager gegenüber: Pedro Castillo, radikaler Linker, und Keiko Fujimori, die die Politik der starken Hand ihres Vaters weiterführen will.
Quito (dpa) – Im dritten Anlauf hat er es geschafft: Der konservative Banker Guillermo Lasso ist als Sieger aus der Präsidentenwahl in Ecuador hervorgegangen. Der 65-Jährige kam nach der Auszählung von fast allen Stimmen auf rund 52,4 Prozent, wie das Wahlamt in der Nacht zum 12. April mitteilte. Der Linkskandidat Andrés Arauz erhielt bei der Stichwahl demnach etwa 47,6 Prozent der Stimmen.
«Damit das Land vorankommt»
«Das ist ein historischer Tag, an dem alle Ecuadorianer die Zukunft und den Wunsch nach besseren Tagen gewählt haben», sagte Lasso vor seinen Anhängern in der Wirtschaftsmetropole Guayaquil an der Pazifikküste. «Lasst uns ein gerechteres und wohlhabenderes Land für alle schaffen.»
Präsident Chiles Sebastián Piñera, Kolumbiens Präsident Iván Duque und Uruguays Präsident Luis Lacalle Pou gratulierten Lasso zu seinem Wahlsieg. Auch der scheidende ecuadorianische Staatschef Lenín Moreno wünschte ihm Erfolg. «Die Demokratie hat triumphiert», schrieb er auf Twitter.
«Seit Jahren habe ich davon geträumt, den Ecuadorianern dienen zu dürfen, damit das Land vorankommt und wir alle ein besseres Leben führen können», sagte Lasso. Lasso wird sein Amt am 24. Mai antreten. Er versprach, ein Präsident für alle Bürger zu sein. «Ich komme nicht mit einer Liste, wer verfolgt und ins Gefängnis kommen soll. Ich möchte, dass Sie keine Angst vor der Regierung haben oder davor, eine andere Meinung als der Präsident zu haben.»
Arauz, der Zögling des früheren Präsidenten Rafael Correa, räumte seine Niederlage ein, telefonierte mit seinem Rivalen Lasso und gratulierte ihm zum Wahlsieg. «Wir haben wirklich geglaubt, wir würden gewinnen, aber unsere Einschätzung war falsch», schrieb Ex-Präsident Correa, der nach einer Verurteilung wegen Korruption im Exil in Brüssel lebt.
Die beiden Kandidaten stehen an entgegengesetzten Enden des politischen Spektrums: Arauz repräsentiert den «Sozialismus des 21. Jahrhunderts», den der 2013 verstorbene Linkspopulist Hugo Chávez mit Unterstützung Kubas von Venezuela aus propagierte, Lasso dagegen für eine liberale Wirtschaftspolitik. Er will Arbeitsplätze schaffen und ausländische Investoren nach Ecuador locken. Der Verfall des Ölpreises und die Corona-Pandemie stürzten das Land in eine tiefe Wirtschaftskrise.
Lasso ist Mitglied der katholischen Vereinigung Opus Dei und spricht sich strikt gegen gleichgeschlechtliche Ehen sowie Abtreibung aus. Dennoch versprach er, lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intersexuelle Menschen nicht zu diskriminieren: «Ich werde Sie beschützen, um zu verhindern, dass Sie stigmatisiert werden.»
Protestwahl in Peru
Dagegen liegt in Peru der linksextreme Kandidat entgegen aller Umfrageergebnisse vorne: Pedro Castillo erhielt über rund 19 Prozent. Er vertritt die Partei «Freies Peru», die sich als marxistisch-leninistisch bezeichnet. Der konservative Wirtschaftswissenschaftler Hernando de Soto mit 12 Prozent lag knapp hinter der rechten Ex-Abgeordneten Keiko Fujimori mit 13 Prozent. Die beiden stärksten Kandidaten gehen in die Stichwahl.
Castillo stammt aus der Provinz Chota im Norden des Landes und hatte 2017 einen Lehrer-Streik angeführt. Die Regierung warf ihm damals Verbindungen zu Sympathisanten der linken Rebellengruppe Leuchtender Pfad vor. Er kündigte an, im Falle eines Wahlsiegs einen sozialistischen Staat aufzubauen, die Medien zu kontrollieren und das Verfassungsgericht abzuschaffen. Im Wahlkampf warb er zudem für eine Verfassungsreform, den Umbau des Rentensystems und die Verstaatlichung der Gasindustrie.
Castillo wurde zum Spitzenkandidaten von Perú Libre gekürt, weil Parteichef Vladimir Cerrón aufgrund einer Verurteilung wegen Korruption nicht antreten durfte. Er hatte erst in den vergangenen Wochen in den Umfragen zugelegt.
Der Ökonom De Soto ist ein international anerkannter Experte für informelle Wirtschaft, soziale Inklusion und Eigentumsrechte von Armen. Er überlebte drei Anschläge der Guerillaorganisation Leuchtender Pfad und war Berater des autoritären Machthabers Alberto Fujimori. Dessen Tochter Keiko bewirbt sich bereits zum dritten Mal um das Präsidentenamt. Sie steht für eine liberale Wirtschaftspolitik und eine Sicherheitsstrategie der harten Hand. In den vergangenen Jahren war sie mehrfach in Untersuchungshaft. In einem laufenden Korruptionsverfahren droht ihr eine langjährige Freiheitsstrafe.
Peru leidet besonders stark unter der Corona-Pandemie: Es gehörte zeitweise zu den Ländern mit der höchsten Sterblichkeitsquote weltweit, zudem brach die Wirtschaft im vergangenen Jahr um 12,9 Prozent ein. Nach einer Reihe von Skandalen ist zudem das Vertrauen der Bürger in die politische Klasse tief erschüttert: Gegen etwa die Hälfte der Parlamentarier wird wegen verschiedener Vergehen ermittelt. Außerdem sollen sich rund 500 Politiker, Funktionäre und Beamte beim Impfen gegen Corona vorgedrängelt haben.