Vizepräsident Commercial bei Hif Global
Vom Motocross zum Manager für innovative Energieprojekte
Aram Pedinian Mohr ist seit über vier Jahren für das Unternehmen HIF (Highly Innovative Fuels) Global tätig, seit Juli als Vizepräsident Commercial. Die chilenische Gruppe war das erste Unternehmen weltweit, das in seiner Anlage Haru Oni in Magallanes grünen Wasserstoff und dessen synthetischen Kraftstoffderivate (Benzin) hergestellt hat. Für den Deutsch-Chilenen ist das Thema der Energie sowohl beruflich als auch privat schon immer wichtig gewesen: Seine große Leidenschaft ist das Motocross, eine Sportart, die mit dem Motorrad ausgeübt wird.
«Meine schönsten Kindheitserinnerungen habe ich von meinen Ferien in der Gegend von Osorno», erzählt Aram Pedinian. Der 38-Jährige ist in Santiago geboren und auf die Deutsche Schule Santiago gegangen, hat aber immer seine Schulferien auf dem Land in der Nähe der südchilenischen Stadt gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und den fünf fast gleichaltrigen Cousins bei den Großeltern verbracht. Das ist die Region, wo sich seine deutschen Vorfahren niedergelassen haben.
Die acht Jungen entdeckten irgendwann den Spaß am Motocross. Mit etwa acht Jahren begann er mit den geländegängigen Fahrzeugen auf den wenig befahrenen Strecken zu trainieren. «Es wurde quasi zu einem Familienhobby», erzählt er. Gemeinsam haben die Brüder und Cousins inzwischen an vielen Wettbewerben teilgenommen und bis heute ist dies seine Leidenschaft, als «Familienteam» an Rennen teilzunehmen.
Das Thema Energie hat den Santiagino auch schon während seines Studiums interessiert, das er an der Universidad Adolfo Ibáñez als Ingeniero Civil abschloss. Schwerpunkt bei seinem Studium waren die Themen Energie und Umwelt. 2005 erhielt er ein akademisches Exzellenz-Stipendium der Universidad Adolfo Ibánez und absolvierte ein Masterstudium in Ingeniería de los Negocios.
Wenn er auf sein Studium und seine bisherige Berufslaufbahn zurückschaut, dann waren es vor allem «innovative Projekte im Bereich der Energie, die neue Technologien für die Zukunft hervorbringen, die mich begeistert und motiviert haben». Von Anfang an hat er an «Projekten gearbeitet, die sich sowohl in der Entwicklung als auch hinsichtlich der geschäftlichen Möglichkeiten um die Nachhaltigkeit der erzeugten Produkte drehten und bei denen auch die Erzeugung von erneuerbarer Energie eine Rolle spielte». Dabei ging es um die Entwicklung von Projekten, die auf unterschiedliche Art und Weise, wie durch Wasser, Gas, Sonne, Wind oder Speicherung mit nachhaltiger Energie-Erzeugung zu tun hatten, und bei denen der Manager die Produktvermarktung, Produktzertifizierung, Markt- und Regulierungsstudien für die besten Geschäftsmöglichkeiten im Blick hatte.
Aram Pedinian arbeitete fünf Jahre lang in der Maule-Region für die Firma Hidromaule als Business Development Manager. Der in Chile ansässige Stromerzeuger betreibt und entwickelt Anlagen in Chile und war einer der Pioniere bei der Produktion von grüner Energie durch Wasserkraftwerke.
Anschließend war der Manager bei dem Unternehmen Engie Chile dreieinhalb Jahre als Chefentwickler von Projekten tätig. Der französische, internationale Konzern gehört mit rund 100.000 Mitarbeitern weltweit zu den vier größten Unternehmen im Bereich der Stromerzeugung und -verteilung. In Chile arbeitete Aram Pedinian in einem Team von rund 40 Mitarbeitern für vorwiegend Projekte mit Solar, Windparks und Batterien.
Vor vier Jahren übernahm er bei dem Unternehmen HIF Global die Stelle des Commercial Managers und ist seit Juli dieses Jahres Vizepräsident Commercial. Gesellschafter von HIF Global ist Porsche. HIF Global kooperiert mit Siemens Energy und der MAN, die Engineering und technische Lösungen anbieten. 2023 konnte vor Ort in Magallanes zum ersten Mal ein Fahrzeug, ein Porsche 911, mit kohlenstoffneutralem Kraftstoff betankt werden: «Der mit Windstrom erzeugte CO2- Kraftstoff ist vollkommen klimaneutral. Es wird per Elektrolyse mit dem erneuerbaren Strom zunächst Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Dann wird CO2 aus der Luft gefiltert und erfasst, und mit dem Wasserstoff über den Zwischenschritt Methanol zu E-Fuel umgewandelt», erklärt Aram Pedinian. Die Herstellung von synthetischem Diesel und Benzin bindet dann genau die Menge an Kohlenstoffdioxid, die bei der Verbrennung im Fahrzeug später wieder freigesetzt wird. Daher sei der große Vorteil der E-Fuels, wie der Manager feststellt, dass diese zur Dekarbonisierung beitragen, ohne dass im Gegensatz zu Elektro- oder Wasserstoffantrieben eine technische Umstellung erforderlich sei: «Konventionelle Motoren können E-Diesel oder E-Benzin ohne Umbauten verbrennen.» Auch Tankstellen und die Infrastruktur zum Transport der flüssigen Kraftstoffe könnten wie bisher weiter in Betrieb bleiben.
«Durch den starken Wind können wir diese grüne Energie sehr günstig herstellen», sagt er. Diese sei nicht nur mehrfach so stark, wie die von den Winden auf der Nordsee produzierte, sondern sie werde außerdem durch Windräder onshore, also auf dem Festland, auch viel einfacher und daher kostengünstiger hergestellt und habe daher großes Zukunftspotential.
Bis zum nächsten Jahr will die Firma mit dem Bau einer Anlage beginnen, deren Kapazität zunächst rund 55 Millionen Liter und bis 2029 rund 550 Millionen Liter jährlich betragen wird. Angesichts des Fortschritts der Technologie und der verringerten Kosten durch die künftige Produktion von größeren Mengen gehe das Unternehmen davon aus, dass der in Chile produzierte grüne Wasserstoff und Derivate in zehn Jahren im Vergleich mit anderen traditionellen Alternativen konkurrenzfähig sein werden. Aram Pedinian ist der Meinung: «Man kann in Chile durchaus stolz sein, dass es ein Unternehmen in unserem Land war, das erstmals grünen Wasserstoff hergestellt und damit E-Fuel-Autos betrieben hat, und dieses Unternehmen die Nummer Eins weltweit auf diesem Gebiet ist.»
Foto: HIV Global