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miércoles, 27. septiembre 2023
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Porträt – Rafael Contreras Mödinger

Vorsitzender des Vorstands der DS Santiago

Flexibles Lernen im Zeitalter des «digitalen Schülers»

Ständige Lernprozesse sind in Zeiten notwendig, in denen das Internet und digitale Medien von Schülern nicht nur täglich in Anspruch genommen werden, sondern in der Schule sogar die Hauptrollen übernommen haben – ganz anders als es vor 20 Jahren üblich war. Rafael Contreras, der Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Schule Santiago, betont, dass laufend Veränderungen und daher auch Umstellungen erforderlich sind. Aus diesem Grund ist für diejenigen, die für Bildung und Erziehung zuständig sind, Flexibilität ein entscheidender Teil ihres Konzepts.

Als Jugendlicher hatte Rafael Contreras in Los Ángeles oft Gelegenheit zu beobachten, wie sich Mitglieder der deutsch-chilenischen Gemeinschaft für die Belange der dortigen Deutschen Schule einsetzten. Dies sollte keine Ausnahme bleiben: Später erlebte er ähnliches als Mitglied der Burschenschaft Montania in Concepción. Er fühlte sich immer als Mitglied dieser Gemeinschaft. Als es um die Entscheidung ging, wo seine Frau und er wohnen wollten, erwarben sie daher ein Haus in Vitacura, zwei Straßen entfernt von der Deutschen Schule. Damals hatten wohlgemerkt das Ehepaar noch keine Kinder.

Die Grundschule machte er im Colegio de la Salle in Santiago und nach dem Umzug der Familie in die 8. Region besuchte er ab dem siebten Schuljahr die Deutsche Schule Los Ángeles. Der Übergang von einer katholischen zu einer nichtkonfessionellen Schule, für die er sprachlich vielleicht nicht optimal vorbereitet war, machte er im Einvernehmen mit den Eltern, weil in einer kleinen Stadt wie Los Ángeles unter den guten Erziehungsanstalten die Deutsche Schule die erste Wahl war. Rafael war ein fleißiger Schüler und es machte ihm keine Mühe, den schulischen Ansprüchen der Schule gerecht zu werden.

1990 durfte er an einem Schüleraustausch teilnehmen. Er reiste nach Deutschland, wo er in der Stadt Lörrach, in der Nähe des Schwarzwalds, des Rheins und der Schweizer Grenze, lebte. Diese Reise in den Kontinent seiner Vorfahren mütterlicherseits bedeutete für ihn eine Erfahrung, die für den Rest seines Lebens ihre Spuren hinterließ. Nicht nur das Kennenlernen von vielen Menschen und ihren Sitten und Bräuchen war für ihn sehr lehrreich. Der Aufenthalt eröffnete ihm auch neue Perspektiven. Er machte einen Reifeprozess durch, der sein Leben veränderte.

1991 machte er als bester Schüler des Jahrgangs seinen Abschluss.

Im Jahr darauf begann er an der Universidad de Concepción sein Studium der Ingenieurwissenschaften, das er ebenfalls mit Erfolg abschließen konnte: 1998 belegte er den zweiten Platz unter den Absolventen. Rafael Contreras machte sein Diplom als Ingeniero Civil Industrial. 

Nach der Jahrtausendwende absolvierte er an der Pontificia Universidad Católica de Chile einen Master of Business Administration und 2011 an der Universidad Adolfo Ibáñez ein Diplom in Leadership und Coaching.

Fortan war er – bis zum heutigen Tage – an verschiedenen Banken tätig. Er erklärt, dass «viele Ingenieros Civiles Industriales im Bankwesen arbeiten, weil ihre guten Kenntnisse der Mathematik in der Finanzbranche sehr gefragt sind».

Rafael Contreras ist verheiratet und hat zwei Töchter, die die Deutsche Schule Santiago besuchen. Vor zwei Jahren trat er dem Vorstand der Corporación Educacional Federico Froebel bei, von der er seit Mai des vergangenen Jahres der stellvertretende Vorsitzende ist. Im Vorstand der Deutschen Schule Santiago hat er das Amt des Vorsitzenden inne.  

Die größten Herausforderungen für den Schulvorstand seien heutzutage die laufenden Veränderungen, die daher ständige Umstellungen erfordern, hat er feststellen können. Die Kinder und Jugendlichen seien heute «digitale Schüler», meint er. «Früher haben wir aus Texten gelernt, wie der „Historia de Chile“ von Walterio Millar oder dem Geschichtsbuch von Frías Valenzuela», erinnert er sich, und fährt fort: «Heute läuft der Lernprozess ganz anders. Wenn zum Beispiel ein Schüler auf einer Landkarte etwas suchen muss, kann es vorkommen, dass er damit gar nicht umgehen kann. Er lädt viel lieber, was er herausfinden will, von Google Maps herunter.» Natürlich werde in Zukunft dieser ständige Wandel fortdauern. Somit sei von pädagogischer Seite und von den Vorstandsmitgliedern Flexibilität und Lernbereitschaft gefordert – eine Herausforderung, der sich Rafael Contreras gerne stellt

In seiner knapp bemessenen Freizeit widmet er sich vor allem seiner Familie. Besonders gerne geht er gemeinsam mit seiner Frau und seinen Kindern in guten Restaurants essen, wie er mit leuchtenden Augen erzählt. Es erübrigt sich die Frage, welche Küche ihm am meisten zusagt, die chilenische, die deutsche oder die peruanische (Contreras hat eine Zeitlang in Peru gelebt). Ohne zu zögern, antwortet er: «Die peruanische, vorausgesetzt, sie ist richtig zubereitet. Der Cebiche muss ganz frisch sein, was hier bei uns nicht immer der Fall ist und von den Peruanern scharf kritisiert wird. Die Zwiebel muss, kaum ist sie geschnitten worden, den Zutaten beigegeben und sofort aufgetischt werden!»

Foto: privat

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