Büroleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Chile
Politische Bildung in die Regionen bringen
Olaf Jacob ist seit dem 1. August 2022 Büroleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Chile. Er bringt nicht nur Erfahrungen aus seiner Arbeit der CDU-nahen Stiftung in mehreren lateinamerikanischen Ländern mit. Der Politikwissenschaftler ist in Kolumbien und Peru aufgewachsen und hat seinen Schulabschluss auf der Deutschen Schule in Bogotá gemacht.
Der Start in Santiago war für Olaf Jacob herausfordernd, aber bedeutete gleichzeitig einen Höhepunkt für die Konrad-Adenauer-Stiftung: «Wir haben im vergangenen Jahr nicht nur 60 Jahre KAS in Chile gefeiert, sondern damit auch die Eröffnung des ersten der inzwischen 100 Büros weltweit unserer Stiftung in Chile.» Daher stand für den neuen KAS-Büroleiter bei seiner Ankunft in Chile die Organisation des Festakts auf dem Programm – mit der Teilnahme von 100 Personen, davon die Hälfte aus Deutschland und Lateinamerika, und des KAS-Vorsitzenden Prof. Dr. Norbert Lammert, des ehemaligen Bundestagspräsidenten.
Das Einleben in Chile war für seine Frau Maria Cristina Haaker und Olaf Jacob kein Problem: Seine Frau ist Peruanerin und er selbst in Lima geboren. «Mein Vater arbeitete für das Unternehmen Merck in Kolumbien und in Peru. Ich habe meine Schullaufbahn auf den Deutschen Schulen verbracht und mein Abitur an der Schule in Bogotá absolviert.» Mit 18 Jahren ist er dann zum Studium an die Universität Mainz gegangen und machte seinen Magister in Politikwissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Soziologie. An der Universität kam er durch seinen Professor der Politikwissenschaften in Kontakt mit der Konrad-Adenauer-Stiftung – und wusste, dass ihn die Arbeit in der politischen Stiftung sehr reizen würde.
«Mitte der 1990er Jahre stand nach dem Mauerfall und dem Zerfall der Sowjetunion aber erst einmal Osteuropa im Mittelpunkt des Engagements der KAS. Daher nahm ich nach dem Studienabschluss Stellen in der Wirtschaft an», erklärt Olaf Jacob. Der junge Mann war bei den deutschen Unternehmen Thyssen-Krupp und Aldi tätig.
«Um 2005 änderte sich aber die Lage: Lateinamerika erlebte einen kleinen Boom, die Beziehungen wurden wieder intensiviert», wie Olaf Jacob erzählt. Schließlich fand er vor 17 Jahren den Weg zu seinem Traum-Job: «Durch eine Veranstaltung kam ich wieder in Kontakt mit der Stiftung und schnell ergab sich, dass ich in Berlin als Referent für die Andenregion meine erste Stelle bei der KAS antreten konnte.» Dann folgte die Arbeit als Leiter des Regionalprogramms «Soziale Ordnungspolitik in Lateinamerika» in Rio de Janeiro und die Leitung der Lateinamerika-Abteilung in der Zentrale der KAS in Berlin. Vor sieben Jahren ging es für die inzwischen vierköpfige Familie nach Argentinien, wo Olaf Jacob sechseinhalb Jahre das KAS-Länderbüro leitete.
Ebenso wie im Nachbarland, wo er gleich im ersten Jahr 22 der 24 Provinzen besuchte, liegt ihm auch in Chile viel daran, sich besonders in den Regionen zu engagieren. «Wir wollen dort vor allem durch intensive Bildungsmaßnahmen Präsenz zeigen. Nach meiner Erfahrung stoßen diese Angebote außerhalb der Hauptstadt auf großes Interesse.»
Ende März führte ihn die erste Dienstreise nach Coyhaique: «Bei einem Treffen von Gemeindevertretern aus ganz Lateinamerika ist mir vor allem aufgefallen, dass alle ähnliche Probleme haben: Wohin mit dem Müll? Wie kann man der Luftverschmutzung Herr werden? Dies war eine gute Gelegenheit für einen gegenseitigen Austausch.»
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit in Chile soll die Stärkung der politischen Mitte sein: «Das heißt, dass wir den Parteien oder Bewegungen wie Renovación Nacional, den «Amarillos», Demócratas, Evópoli und den Christdemokraten durch Plattformen die Möglichkeit geben wollen, sich gegenseitig auszutauschen, Gemeinsamkeiten zu finden und eventuell einen Konsens herzustellen.»
Das heißt für Olaf Jacob, dass seine Arbeit sich nicht nur auf die Werktage beschränkt, sondern «mich eigentlich immer begleitet». Wie kann er trotzdem entspannen? «Meine Familie ist mein Ruhepol», unterstreicht er. Umso wichtiger ist es für ihn, dass seine Frau und seine Kinder sich im neuen Umfeld wohlfühlen. «Nach vier verschiedenen Standorten in den vergangenen 17 Jahren haben wir uns aber alle auf den ständigen Ortswechsel eingestellt», sagt er, «und es gibt natürlich immer nicht so schöne und sehr schöne Seiten an den neuen Wohnorten. Wir konzentrieren uns aber auf das Positive – und in Santiago fällt uns das besonders leicht: Wir haben bereits die herrlichen und vielfältigen Landschaften um die Stadt – auf dem Manquehuito oder bei dem Cajón de Maipo – kennengelernt. In anderthalb Stunden erreichen wir den Pazifik und in einer halben Stunde die Anden, das ist einmalig!» Auch der zwölfjährige Daniel und der zehnjährige Antonio fühlen sich in ihrer neuen Umgebung und in der Deutschen Schule Santiago sehr wohl, wie Olaf Jacob bemerkt hat. «Außerdem genießen wir hier die Ordnung: Ja, es gibt Bürokratie – aber sie funktioniert auch!»