Das Monumentalwerk «Fuente Alemana» wurde im Jahr 1910 anlässlich des 100. Jubiläums der chilenischen Unabhängigkeit von der deutsch-chilenischen Gemeinschaft Santiagos gespendet. Dr. Carlos Eggers berichtete über seine Entstehung und seine Bedeutung im Kontext der Gedenktagsfeierlichkeiten.
Am 26. April hielt der renommierte Augenarzt und Historiker Dr. Carlos Eggers vor dem vollen Ausstellungssaal des Deutsch-Chilenischen Bundes einen Vortrag über die «Fuente Alemana», den «Deutschen Brunnen», dem Denkmal, das im Oktober 1912 am östlichen Ende des Parque Forestal enthüllt wurde. Das Referat konnte außerdem per Telekonferenz verfolgt werden.
Zu den Feierlichkeiten des 100. Jahrestages der chilenischen Unabhängigkeit (September 1910) waren sich die verschiedenen europäischen Gemeinschaften, die im 19. Jahrhundert in Chile eingewandert waren, darüber einig, dass das Jubiläum als Anlass genutzt werden müsste, um sich dem Land, das sie aufgenommen hatte, erkenntlich zu zeigen. Schweizer, Italiener, Franzosen, Spanier, Briten und Deutsche spendeten Denkmäler, die in verschiedenen Stadtteilen der Hauptstadt und – im Fall der Briten – in Valparaíso aufgestellt wurden.
Foto: Claudio Vicencio, CC BY-SA 4.0
Eggers wies darauf hin, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Klassenunterschiede groß waren: Ein Mittelstand war kaum vorhanden, weshalb «die ausländischen Gemeinschaften für die Stärkung und Festigung der Mittelschicht ausschlaggebend waren». Ein Komitee der deutsch-chilenischen Gemeinschaft reiste nach Buenos Aires, wo es Werke des deutschen Malers und Bildhauers Gustav Eberlein (1846-1926) in Augenschein nahm, die ihrem Vorhaben entsprachen. Die Deutsch-Chilenen nahmen mit dem Künstler Kontakt auf, Eberlein reiste nach Chile und legte ihnen einen Entwurf vor. Das Komitee nahm das Projekt an und der Bildhauer machte sich in Deutschland an die Arbeit.
Das Denkmal sollte auf der Plaza de Armas aufgestellt werden, wogegen sich der Historiker Diego Barros Arana entschieden wehrte. Seine Meinung war maßgebend, weshalb ein anderer Standort ausfindig gemacht werden musste. Schließlich entschied sich das Komitee im Einvernehmen mit den Behörden für den Parque Forestal, der damals als östlicher Endpunkt der Stadt galt.
Die deutsch-chilenische Gemeinschaft sammelte die von Eberlein geforderten 300.000 Reichsmark Honorar ein und der Bildhauer sandte das zerlegte Werk per Schiff nach Chile. In Santiago montierte der Architekt Albert Siegel das Denkmal, um es anschließend im Park aufzustellen.
Der Triumphbogen in Valparaíso, gespendet von den Briten
Dr. Carlos Eggers drückte seine Betroffenheit darüber aus, dass diese außergewöhnliche Skulptur heute Opfer «der Barbarei der Graffiti-Maler» geworden sei und als Latrine verwendet würde. Er unterbreitete den Vorschlag, das Denkmal nach Providencia oder Vitacura zu überführen, wo es vor Vandalismus geschützter sei als in unmittelbarer Nähe der Plaza Baquedano.
Der Abend endete mit einem lebhaften Gedankenaustausch mit dem anwesenden und dem dank des Internets teilnehmenden Publikum.
Fotos: Walter Krumbach