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jueves, 16. enero 2025
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Heriberto Hildebrandt, Architekt

Baufachmann auf vier Kontinenten

Kürzlich zeichnete ihn die Corporación Educacional Federico Froebel mit einer fein gefertigten Nachbildung der Deutschen Schule Chicureo aus. Die mit einem Laserstrahl präzise in Holz geschnittene Wiedergabe des Gebäudes war eine Anerkennung Heriberto Hildebrandts geleisteter Arbeit bei dem Entwurf- und dem Baumanagement der neuen Schule.

Der Architekt reagierte auf die Auszeichnung nicht nur dankbar, sondern auch erstaunt: «Die Verbindung meiner Familie zu vielen Deutschen Schulen Chiles besteht schon seit sehr langer Zeit, von meinem Urgroßvater bis zu meinen Enkeln. Und dazu war ich sehr überrascht, denn es ist ja bei uns nicht üblich, dass man sich für eine Tätigkeit wie diese noch extra bedankt!»

Heriberto Hildebrandt hat sich auf den Bau von Krankenhäusern und Schulen spezialisiert und hat während seiner langjährigen Tätigkeit unzählige entworfen und gebaut. «Bis heute haben wir über 1.200.000 Quadratmeter geplant», bestätigt er.

Wie kam es dazu? «Alles Zufall», versichert er, «wie das Leben eben so ist!» Heriberto Hildebrandt wurde in Valparaíso geboren. Er besuchte in Viña del Mar und Valparaíso die Deutsche Schule. Als er im letzten Schuljahr war, kam er mit seinem Lehrer Uwe Schoote auf seine Berufswahl zu sprechen. Schoote sagte ihm geradeheraus: «Hildebrandt, Sie müssen Architektur studieren. Sie sind gut in Mathematik und im Zeichnen.» Der Schüler folgte dem Rat und studierte an der Universidad de Chile in seiner Geburtsstadt, wo er auch sein Diplom als Architekt machte.

In den 1970er Jahren bewarb er sich in Deutschland, «da hier die wirtschaftliche Lage nicht gut war und wir Architekten wenig Arbeit hatten». Er hatte in der Vorfertigung von Häusern und Gebäuden Erfahrung gesammelt, was ihm bei seiner Bewerbung zugutekam. «Ich hatte das große Glück, dass Herr Fritz Novotny, der Präsident der Bundesarchitektenkammer, sich für meinen Lebenslauf interessierte und mich aufforderte, ‘rüberzukommen.»

Hildebrandt hatte in Chile im Büro von Christian de Groote gearbeitet, «wo wir keine 20 Kollegen waren. In Deutschland war ich nun bei Novotny-Mähner einer unter 100 Architekten und fühlte mich so klein wie eine Maus.» Dieses Büro hatte einen Auftrag der hessischen Landesregierung erhalten, um ein System zu entwickeln, das die industrielle Vorfertigung von Krankenhausrohbauten zum Ziel hatte. Der junge Architekt konzentrierte sich einige Jahre auf dieses Fachgebiet.

Eines guten Tages las Hildebrandt das Blatt der Architektenkammer. Dabei stieß er auf eine Anzeige, «die wie für mich aufgesetzt» schien: Man suchte einen Architekten mit Erfahrung beim Bau von Krankenhäusern und guten Spanischkenntnissen. Es war das Büro Lippsmeier aus Düsseldorf, das mit der Deutschen Entwicklungshilfe zusammenarbeitete. Hildebrandt bekundete sein Interesse, reiste nach Düsseldorf und hatte sogleich den Eindruck, dass hier eine Position mit Zukunft auf ihn wartete. «Herr Doktor Lippsmeier sprach sechs Sprachen, darunter Suaheli, aber kein Spanisch!» Das war Hildebrandts großes Glück, denn dadurch erhielt er die Aufträge, die Lippsmeier in Mittelamerika durchführte. Der Deutsch-Chilene leitete nun nicht nur vor Ort die verschiedenen Projekte, sondern musste zusätzlich mit den Behörden wie etwa den Gesundheitsministerien verhandeln. Unter Hildebrandts Leitung entstanden Krankenhäuser in Guatemala, Tansania, Togo, Nicaragua, Bangladesch und auch in Deutschland. «Es war für mich eine äußerst bereichernde Zeit», stellt er rückblickend fest.

1983 entschloss er sich mit seiner Familie «aus purer Nostalgie» zur Rückkehr nach Chile. Seine Stellung in Deutschland brauchte er erfreulicherweise nicht aufzugeben, da er fortan von Chile aus nach Mittelamerika flog, um die verschiedenen Vorhaben in Angriff zu nehmen.

Gleichzeitig entstand nach und nach sein Architektur-Büro in Santiago. Hier hielt er Ausschau nach Aufträgen in Chile, die nicht lange auf sich warten ließen. «Ich habe sehr viel Glück gehabt im Leben», meint er, und ein Unterton der Dankbarkeit ist dabei nicht zu überhören.

Auf die Frage, ob unter seinen zahlreichen Bauvorhaben eines sei, an das er besonders gern zurückdenkt, antwortet er ohne Zögern: «Ja, das Krankenhaus in Hanga Roa auf Rapa Nui.» Krankenhausplanung sei eine komplexe Gemeinschaftsarbeit ist. Auf der Osterinsel zum Beispiel waren auch Bernd Haller und Hildebrandts Sohn Ivan beteiligt. «Dieses Projekt ist mir besonders lieb, weil es auf dem Kontinent vorgefertigt werden musste, um es dann auf der Insel zu montieren.» Bei dem Entwurf berücksichtigten Hildebrandt und seine Mitarbeiter die dortigen Bräuche und Traditionen. Auf der Osterinsel pflegen zum Beispiel die Frauen ihre Kinder am Meer zu bekommen. Zwischen den Felsen, wo das Wasser ruhig wogt, machen sie mit ihren Säuglingen Bekanntschaft mit den Fluten. Dieser Brauch brachte die Architekten auf die Idee, im Kreißsaalbereich große Wannen zu installieren, um den Frauen zu ermöglichen, in lauwarmem Wasser zu gebären.

Heute verbindet Heriberto Hildebrandt seinen Beruf mit seiner Leidenschaft für die Musik: «Ich bin ein fanatischer Hörer von Radio Beethoven und auch vom Sender des DCB. Die klassische Musik tut einem sehr gut.» Und welche Komponisten eignen sich am besten, um die Arbeit zu begleiten? «Keine Frage», antwortet er ohne lange zu überlegen, «Mozart und Beethoven».

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