Eine der einflussreichsten Frauen in der internationalen Weinbranche
«Fortschritt geht vor Perfektion»
Die Welt des Weinbaus hat in den letzten zwei Jahrzehnten besonders von der Einbeziehung talentierter Frauen profitiert, vor allem auch in Chile. Ausgezeichnet als eine der einflussreichsten Frauen in der internationalen Weinbranche, hat sich Barbara Wolff im Bereich Nachhaltigkeit einen Namen gemacht, nicht nur in unserem Land.
Anfang Januar wurden die Siegerinnen der jüngsten Ausgabe der Women in Wine and Spirits veröffentlicht. Diese jährliche Auszeichnung wurde 2020 ins Leben gerufen, um professionelle Frauen, die die Wein- und Spirituosenbranche mitgestaltet haben, anzuerkennen und zu ehren. Diesmal gab es 120 Kandidatinnen aus 24 Ländern; die lange Liste wurde von der Jury schließlich auf 15 Finalistinnen reduziert. Unter den einflussreichsten Frauen der Weinbranche weltweit befinden sich zwei Chileninnen, eine davon Barbara Wolff, ehemalige Managerin für Unternehmensangelegenheiten, Nachhaltigkeit und Innovation bei der VSPT Wine Group.
Barbara wurde mit dieser Auszeichnung für ihren Einsatz geehrt, Nachhaltigkeit umfassend in dem Unternehmen zu etablieren. «Ich glaube, dass es eine große Leistung war, unabhängig von den Höhen und Tiefen des Geschäfts durchzuhalten und die Organisationskultur gemeinsam mit dem Team dementsprechend umzugestalten. Dies spiegelt sich heute in soliden Projekten wider, denn in den letzten 15 Jahren haben wir mehr als 360 Initiativen durchgeführt, von denen viele von unseren eigenen Mitarbeitern entwickelt wurden: von der Umsetzung eines Modells zur Förderung der Fahrradnutzung über die Weinproduktion mit einer Mapuche-Gemeinschaft, die auf einer langfristigen Vertrauensbeziehung basiert, bis hin zu einer vollständig kreislauforientierten Landwirtschaft und der Erzeugung erneuerbarer Energien.»
Im Jahr 2021 hatte Barbara bereits einen Green Award gewonnen, einen Preis, der als «Oscar der Nachhaltigkeit» gilt und von der englischen Zeitschrift «The Drinks Business» ausgeschrieben wird. «In dem Jahr hatten wir neue Meilensteine in Bezug auf Biodiversität im Weingut Tarapacá im Maipo-Tal international bekannt gemacht. Dieses Projekt zur Wiederaufforstung einheimischer Arten hat nicht nur lokale Auswirkungen, sondern zeigt auch, wie die Herausforderungen der landwirtschaftlichen Produktion und des Naturschutzes miteinander in Einklang gebracht werden können.» So wurde die Nachhaltigkeit zu einem strategischen Ziel des Unternehmens VSPT Wine Group, das 2008 aus der Fusion zweier chilenischer Weinfirmen (die von CCU kontrollierte Viña San Pedro und Viña Tarapacá Ex Zavala) hervorging.
Barbara Wolff wurde 1975 in Viña del Mar geboren, als jüngstes von fünf Kindern. Ihr Vater war Landwirt und ihre Mutter Kindergärtnerin. «Ich besuchte die Deutsche Schule in Valparaíso, bis zur achten Klasse die Zweigstelle in Quilpué. Meine Kindheitserinnerungen sind mit den täglichen abenteuerlichen Zugfahrten am frühen Morgen zusammen mit anderen Kindern und einer deutschen Lehrerin von La Cruz (bei Quillota) nach Quilpué oder Viña del Mar verbunden», erinnert sie sich.
Anschließend studierte sie Wirtschaftsingenieurwesen an der UAI Business School und machte 1998 ihren Abschluss. «In den 25 Jahren meiner beruflichen Laufbahn habe ich fast 20 Jahre in der Welt des Weins gearbeitet, eine Branche, für die ich mich nicht nur als Liebhaberin eines guten Glases begeistere, sondern auch wegen des edlen Herstellungsprozesses, der Verbundenheit mit dem Land und der Natur und weil sie als Exportbranche dazu beiträgt, das Image unseres Landes zu stärken. Beruflich bin ich in der Thematik Nachhaltigkeit gelandet, weil es eine gute Kombination aus persönlicher Berufung und dem passenden Unternehmen war. Im Jahr 2008 schlug ich meinem Chef vor, dass es eine Priorität sein müsse, Nachhaltigkeit in unser strategisches Denken und unsere Entscheidungen einzubeziehen. Und so begannen wir, mit wenigen Mitteln und wenig Literatur, aber mit viel Entschlossenheit und Motivation.»
Barbara Wolff Göpfert hat zwei deutsche Nachnamen: Drei ihrer Großeltern kamen aus Europa, väterlicherseits aus Deutschland und mütterlicherseits aus Russland, alle auf der Suche nach neuen Möglichkeiten in einem sehr schwierigen Kontext aufgrund von Kriegen. Chile war dann das endgültige Ziel wegen der verfügbaren Informationen und der Alternativen, die das Land bot. So ist Barbara zweisprachig aufgewachsen und hat Deutschland viele Male besucht, als Schülerin, Studentin, Berufstätige und Mutter. Sie ist seit 21 Jahren verheiratet, ihr Mann ist Ingenieur und leidenschaftlicher Segler. «Wir teilen dieses Hobby, das wir gerne an unsere drei Kinder weitergeben.» Als Sportfanatikerin beginnt Barbara ihren Tag mit Laufen oder Radfahren. «Außerdem arbeite ich gerne im Garten und koche, besonders an den Winterwochenenden», erklärt sie. Und was kocht sie? «Am liebsten das ganze Jahr über Hülsenfrüchte!»
Ihrer Meinung nach ist «das Warten auf Vollkommenheit die effektivste Art, nichts zu tun, denn es lähmt und erstickt jede Möglichkeit, den ersten Schritt zu tun. Fortschritte sind real, messbar, überprüfbar und motivieren zu weiteren Veränderungen und zum Verlassen der Komfortzone.» Bezüglich der Nachhaltigkeit in einem Unternehmen hält sich Barbara deshalb immer an das Motto «Fortschritt vor Perfektion». Und das tut sie jetzt auch im Groβunternehmen CCU, wo sie seit Oktober 2022 tätig ist, ebenfalls als Managerin für Unternehmensangelegenheiten und Nachhaltigkeit.