Der mühsame Weg nach Olympia 2021
Japans Olympia-Macher wollen keine Geisterspiele: Einheimische Zuschauer sollen bei jedem Wettkampf dabei sein dürfen. Viele strenge Corona-Maßnahmen sind vorgesehen, aber alles steht unter Vorbehalt – je nachdem wie sich der Virus in Tokio entwickelt.
Die Olympischen Spiele sind keine Erfindung der Neuzeit. Schon vor langer Zeit fanden sie in Olympia, der griechischen Tempelstadt auf der Halbinsel Peloponnes, statt. Sie wurden vor etwa 800 Jahren v. Chr. ins Leben gerufen. Schon damals versuchten die Stärksten und Schnellsten aus der Umgebung gegeneinander anzutreten, um als Sieger mit dem Lorbeerkranz gekürt zu werden.
Alle vier Jahre fand der Wettbewerb statt, doch die Zeiten konnten auch damals unberechenbar sein: Kriege waren nicht selten, Völkervertreibungen, Seuchen oder auch Naturkatastrophen konnten diese Treffen schon behindern. Es fand aber trotzdem statt und das über tausend Jahre. Fast unglaublich!
Ständige Tests
Die Geschichte wiederholt sich und in der Neuzeit stoßen wir auf neue Widrigkeiten. Immerhin wurden die Spiele «Tokio 2020» nur verschoben, aber nicht abgesagt. Die Wettkämpfe konnten vor einem Jahr nicht stattfinden, denn das Coronavirus versetzte die Welt in einen Notzustand.
Seitdem ist fast ein Jahr vergangen und die Situation hat sich etwas verbessert. Wir sind dabei zu lernen, mit diesem Virus umzugehen, ihn zu bekämpfen oder mit ihm zu leben. Es hat eine große Impfkampagne stattgefunden, die die Pandemie etwas eindämmen konnte. Ob sich auch alle Sportler geimpft haben, ist fraglich. Wahrscheinlich haben aber sehr viele von dieser Schutzmöglichkeit Gebrauch gemacht. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, und so müssen die Veranstalter von Megaevents viele Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Zurzeit laufen die Fußball-Europa-Meisterschaften mit Spielen an verschiedenen Orten des Kontinents: Fans müssen nun einen Impfpass oder eine negative Testbescheinigung vorzeigen – nur so kann man in die Stadien kommen.
Tokio, eine Weltmetropole mit über zehn Millionen Einwohnern, ist zum zweiten Mal Austragungsort der Olympischen Sommerspiele. 1964, vor über 50 Jahren, wurden diese Wettkämpfe zum ersten Mal erfolgreich auf asiatischem Boden veranstaltet. Heute ist die Situation schon anders. Sie wird von einigen Japanern befürwortet, aber auch von anderen mit großer Skepsis gesehen. Dafür gibt es einen Grund: Der Impfprozess in der japanischen Hauptstadt läuft langsamer als erwünscht und die Zahlen gehen nur schrittweise zurück. Bis vor kurzem versetzte das Coronavirus die Riesenstadt noch in einen Notstand.
«Leere Stadien bleiben aber immer eine Option»
Am 23. Juli soll es losgehen. Das Olympiastadion, die neu erbaute Tokio-Arena, wartet mit 68.000 Plätzen auf die Eröffnungsfeier – an der leider kein ausländischer Besucher zutritt haben wird. Das wurde schon seit langem beschlossen. Das Fernsehen wird eine wichtige Rolle, spielen, um alles live zu übertragen. Einheimische werden, je nach Lage, hereingelassen, aber eingeschränkt.
«Die sportlichen Wettkämpfe finden statt», so die ehemalige Leistungssportlerin und Organisationschefin von Olympia 2020, Seiko Hashimoto, «leere Stadien bleiben aber immer eine Option» (Deutsche Presse-Agentur, dpa). Klare Worte zur Durchführung dieses Megaevents, für das die Vorsichtsmaßnahmen lebenswichtig sind: die ständigen Corona-Tests, Bewegungseinschränkungen, befristete Anwesenheit, Anfangsquarantäne, abgesonderter Aufenthalt. Maskenpflicht? Noch unklar. Bei Sportlern eher ungeeignet, aber es geht darum, den Virus abzuhalten, denn das wäre mit aller Wahrscheinlichkeit das Aus für Olympia 2021. Auch für die Presse
wird es nicht leicht, ihre Arbeit zu verrichten: Stadien, Pisten und Hallen sollen Coronavirus-Freizonen sein.
Besonders umständlich sieht die Anreise aus. Da wird das Testen zur Routine, denn alle Teilnehmer müssen ständig ihren Negativstand nachweisen. Von Südamerika aus ist es sehr weit bis zum Austragungsort. Es gibt keine Direktflüge und deshalb viele Zwischenpausen, sodass die Tests verfallen. Die Devise lautet: immer mit Testbestätigung in den Flieger. Die Sicherheit bei der Einreise nach Japan muss immer gewährleistet sein.
Man rechnet mit über 12.000 Beteiligten, etwas mehr als vor fünf Jahren in Rio de Janeiro, inklusive Trainer und Sportfunktionäre aus 206 Ländern, die alle mit einer Aufspür-App auf ihren Handys ausgestattet werden müssen. Im großzügig gebauten Olympiadorf könnten bis zu 15.000 Besucher aufgenommen werden, die maximal fünf Tage vor Teilnahme hier unterkommen können. Nach Schluss hat jeder 24 Stunden Zeit, um die Anlagen zu verlassen.
Skaten und Surfen neu dabei
Es wird um 1.017 Medaillen gekämpft wird. Erstmals werden bei Olympischen Spielen Recycling-Medaillen vergeben: Das Edelmetall wurde aus gespendetem Elektroschrott gewonnen. USA führt mit großem Vorsprung die Rangliste der Olympischen Spielen mit 2.519 Auszeichnungen an. Das Sportprogramm umfasst 33 verschiedenen Disziplinen. Neu dabei sind diese fünf Sportarten: Skateboard, Sportklettern, Surfen, Softball/Baseball und Karate. Frischer Wind im Angebot!
Ein Großteil der chilenischen Mannschaft macht sich Mitte Juli auf den Weg ins ferne Inselreich. Alles wurde bis ins kleinste Detail vorbereitet und erfordert eine enorme Transportlogistik. 52 Sportler werden Chile vertreten und mit von der Partie ist Schwimmerin Kristel Köbrich, die zum fünften Mal an den Start der fünf Ringe geht, dieses Mal in der neuen Strecke über 1.500 Meter Freistil. Von Athen 2004 bis Tokio 2021, eine lange Zeit, die ihre Leidenschaft und Hingabe bestätigen.
Wie viele Sportler sind von den erfolgreichsten Ländern dabei? Deutschland tritt mit 262 Sportlern an, Brasilien mit 250 und die USA mit über 400. Russland ist gesperrt wegen Dopingskandal. China mit 330 Beteiligten. Der Kampf um die Lorbeeren wird spannend. Sieger in Rio 2016 war USA mit 121 mal Gold vor Großbritannien mit 67 Auszeichnungen. Deutschland kämpft um den 5. Platz. China ist der große Aufsteiger.
Die Teilnahme an Olympia ist mit nichts vergleichbar und hat für die Sportler einen unermesslichen Stellenwert. Hier geht es um alles – genauso wie damals in der Antike: Ruhm und Ehre haben keinen Preis! Olympia ist nur für die Auserwählten. Am 8. August ist Abschlussfeier – doch nicht endgültig, denn vom 24. August bis zum 5. September finden die Paralympischen Spiele statt. Diesmal stehen die Spiele unter besonderem Druck. Es soll ein Fest der Hoffnung werden, von dem alle als Helden zurückkehren können – davon bin ich überzeugt!