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domingo, 9. febrero 2025
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Die alten Jungs vom Hockey

Hockey hat man schon seit Ende des 19. Jahrhunderts in Chile gespielt. Es waren erst die Engländer und dann die Deutschen, die diesen Sport hier eingeführt haben.

Hockey zu spielen in früheren Zeiten, war eine besondere Erfahrung. Die Spielfelder waren oft sehr schlecht und die Spieler konnten so nicht leicht die Bälle einfangen und führen.In den 1960er Jahren spielte man Hockey im Country Club, im Sportclub Manquehue, in Viña del Mar und auch in Concepción. Es gab Frauen- und Männermannschaften, die mit viel Begeisterung diesen Sport ausübten. Heute werden wir von den damaligen Hockeymännern sprechen.Die Spieler jener Zeit fühlen sich auch heute noch mit dieser Sportart und ihren damaligen Sportkameraden verbunden. Daher kommen sie auch heute immer wieder zusammen, wenn auch jetzt nicht mehr auf dem Feld. Dann und wann werden bei Bier und Wein alte Anekdoten und Erinnerungen ausgetauscht. 

Elegant in weißem Hemd, schwarzer Hose und roter Jacke

Einige dieser Sportler begannen schon als Jugendliche mit dem Hockey. Damals wurde dieses Spiel ganz anders als heute gespielt. Man trug ein formales Hemd mit kurzen Ärmeln, eine vom Schneider hergestellte kurze Hose, lange Wollstrümpfe ohne Fuß und darüber kurze Socken. Auf der Brust wurde das Abzeichen mit Druckknöpfen angebracht, so konnte man es abnehmen, um das Hemd zu waschen. Die Schuhe waren genau wie die der Fußballspieler: immer schwarz und mit ledernen Stollen. Letztere wurden mit Leim und kleinen Nägeln befestigt, und es geschah oft, dass diese Nägel durch die Sohle bis zur Innenseite stachen, die Socken beschädigten und dann die Füße verletzten. Die Schuhe mussten jede Woche immer wieder geputzt und gewachst werden. Im Manquehue hatten die Spieler der Ersten Mannschaft sogar eine sehr elegante dunkelrote Jacke mit Abzeichen, die sie auch auf dem Feld trugen. Und wenn es ganz besonders kalt war, mitten im Winter, trugen manche noch einen ärmellosen, wollenenen weißen Pullover über dem Hemd.

Die Hockeystöcke waren damals auch ganz anders als die heutigen, mit langen Keulen und Leder darum. Sie waren ziemlich teuer, und jeder versuchte, sie gut zu pflegen. Man machte oben ein kleines Loch und ließ Leinöl einsickern, um sie flexibel zu halten. Dagegen waren die Bälle wirklich ein Jammer: Sie waren weiß und aus Leder. Nach jedem Spiel musste ein Arbeiter vom Club die gebrauchten Bälle wieder weiß anmalen. Wenn die Bälle nass wurden, verloren sie ihre runde Form und sahen danach eher wie große Straußeneier aus. Wenn es zu Spielen gegen andere Mannschaften kam, wurden dafür die besten Bälle ausgesucht. Die schlechtesten bekamen immer die Neulinge, um damit zu trainieren.

In jener Zeit kannte man kein Sporttraining und es gab auch keine speziellen Trainingsanzüge. Man verwendete zum Trainieren und Spielen immer die gleiche Sportwäsche. Das einzig Wichtige in jener Zeit waren die Spiele, entweder zwischen zwei Mannschaften des eigenen Clubs oder gegen die eines anderen Clubs, was immer wieder sehr aufregend war. Es gab auch keine langen Turniere wie heutzutage, sondern nur von Zeit zu Zeit diese einzelnen Spiele. Manchmal kam auch eine ausländische Mannschaft nach Chile. Das wurde für ein Spiel gegeneinander genutzt – und danach ausgelassen gefeiert. 

Spiel unter Kavalieren

Im Manquehue waren die Spiele zwischen den verheirateten und den ledigen Spielern immer ein besonderer Spaß. Die Ersteren waren immer die erfahrenen Spieler und meistens dann auch die Gewinner. Doch dann und wann kam mal ein jüngerer Jahrgang, der hervorragend spielte, die «Alten» herausforderte und dann eventuell haushoch gewann. Es wurde hart gespielt, aber danach schmeckte das Bier noch viel besser.

Auch das Spiel selbst war vollkommen anders als heute. Wie schon erwähnt, war es nicht leicht, die Bälle aufzufangen, dazu musste man sich sehr gut konzentrieren. Die Bälle kamen immer wie verfolgte Hasen und hüpften von einem Grasstoppel zum nächsten. Man konnte nicht einfach den Stock ruhen lassen, sondern musste ihn immer in Bewegung halten, um im richtigen Moment den Ball aufzufangen. 

Eine Mannschaft hatte einen Torwart, der Beinschienen benutzte, um die Bälle zu stoppen. Diese reichten bis in die Höhe der Knie und waren aus Leder und Bambus gemacht. Dann kamen zwei Verteidiger, drei Mittelspieler und vorne die Stürmer: zwei Innenstürmer, der Rechtsaußen, der Mittelstürmer und der
Linksaußen. 

Das Hockey war ein Spiel unter Kavalieren. Wenn man den Ball hatte, dann musste man ihn ganz gerade heraus und «ehrlich» ausspielen, wobei man den Gegner immer gegenüber hatte. Nur durch die schnellen Bewegungen konnte man versuchen, ihn zu täuschen. Der Spieler durfte sich aber nicht umdrehen und dem Gegner den Rücken zeigen, das war ein Fehler, der bestraft wurde. Am Anfang des Spiels gab es den sogennanten «Bully»: Die gegenüberstehenden Mittelstürmer klopften dabei drei Mal mit ihren Stöcken, bevor sie den Ball berührten. Wenn der Ball aus dem Feld ging, dann wurde «Einrollen» gespielt, indem der Spieler den Ball mit der Hand rollen ließ.

Es gab damals einige Spieler, wie zum Beispiel Reci Westendarp, die ein fantastisches «Dribbling» hatten. Um ihm den Ball vom Stock nehmen zu können, musste man außerordentlich schnell denken und reagieren können. Dann gab es andere, wie Mauricio Jungk, der ein fünfzig Meter langes «Schlingen», später «Flick» genannt, erlangen konnte und damit zum Beispiel Choche Köster erreichte, damit dieser schnellstens ein Tor schießen konnte.

Bei einem Strafschuss gegen die verteidigende Mannschaft wurde ein «Shortcorner» gespielt. Wenn Bubi Westendarp mit seinem äußerst schweren Stock dastand, dann begannen dem Torwart und den fünf Verteidigern tatsächlich die Knie zu schlottern: Musste man im Tor und vor allem an einem der Pfeiler stehen, bekam man es mit der Angst. 

Im Jahr 1969 begannen die großen Veränderungen. Es wurde die «Federación Chilena de Hockey sobre Césped» gegründet. Der damalige Präsident Rudi Westendarp, ein besonderer Liebhaber dieses Sports, ließ die erste «Selección» aufstellen, an der viele der «Alten Jungs» teilnahmen. Er brachte aus Deutschland einen Trainer mit, mit dem die Nationalmannschaft an den Panamerikanischen Spielen in Cali in Kolumbien teilgenommen hat. Seitdem war Chile immer bei internationalen Turnieren vertreten.

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