In der Natur entstehen sogenannte vertikale Gärten oft von ganz allein, wenn sich in Felsspalten und Mauernischen Wildpflanzen ansiedeln. In den Städten der Zukunft zählen begrünte Fassaden zu den festen Bestandteilen. Das vertikale Gärtnern kann jedoch auch im Büro oder Zuhause Einzug halten.
Immer häufiger werden vertikale Gärten oder Fassadenbegrünungen heute in unserem Lebensraum, an modernen Wolkenkratzern, den Fassaden von Altbauten oder im Innenraum von Großraumbüros. In den Modellen moderner zukünftiger Städte sind begrünte Türme ein fester Bestandteil. Sie sollen das Lebensgefühl im immer engender werdenden städtischen Raum verbessern und zudem für eine Reinigung der belasteten Stadtluft sorgen.
Statt den benötigten Raum auf einer ebenen Fläche zu suchen, wird der Anbau der Pflanzen in die Höhe verlegt. Verschiedenste Konstruktionen gehen steil in die Luft und bieten die Möglichkeit, Pflanzen auf mehreren Etagen anzubauen.
Nun könnte man einfach ein Efeu oder Wein die Wand hinaufklettern lassen und fertig wäre die Fassadenbegrünung. Doch beim vertikalen Gärtnern werden Konstruktionen geschaffen, durch die Pflanzen in der Luft auf eigener Wurzel leben können, ohne die Wand von ganz unten hinaufklettern zu müssen. Vorrichtungen, die Platz für Substrat bieten, in dem die Pflanzen ihre Wurzeln ausbreiten können, sind Grundlage dieser neuartigen Anbauform.
Fassadenbegrünung für Wärmedämmung und Artenschutz
Gunter Mann, Präsident des Bundesverbands GebäudeGrün e.V. (BuGG), betont besonders die dämmenden Eigenschaften von grünen Wänden: «Fassadenbegrünungen sorgen mit ihrer Verdunstungsleistung für frische Luft und tragen dazu bei, den urbanen Hitzeinseln entgegen zu wirken. Sie kühlen das Gebäude und ihre Umgebung nicht nur durch Verdunstung, sondern bewahren es auch durch Verschattung vor der großen Sommerhitze.» Zusätzlich schlucken begrünte Fassaden Schall und binden Schadstoffe in der Luft wie Feinstaub und Stickoxide.
Ebenso wie bei der extensiven und intensiven Dachbegrünung, also bei Gründächern und Dachgärten, bieten auch grüne Fassaden zusätzlichen Lebensraum für Vögel und Insekten und leisten so einen großen Beitrag zum Artenschutz.
Agrourbana bringt in Chile Felder in Städte
Cristián Sjögren und Pablo Bunster, zwei Fachleute aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, haben in Chile ihre Jobs hinter sich gelassen, um Felder in die Städte zu bringen. Vor etwas mehr als zwei Jahren gründeten sie Agrourbana, ein Startup, das sich der vertikalen Landwirtschaft widmet, in ihrem Fall unter Verwendung von LED-Leuchten und Hydroponik. Mit dem Bau des ersten vertikalen Feldes Lateinamerikas in Quilicura im Jahr 2020 hat Agrourbana mit der Vermarktung seines Gemüses für den lokalen Verzehr im Rahmen eines Pilotprogramms begonnen. Ein Trend, der in Städten wächst, in denen es unmöglich ist, Landwirtschaft zu betreiben, wie zum Beispiel an der Ostküste der Vereinigten Staaten, im Nahen Osten oder in Japan, wo diese Art der Landwirtschaft mit einer jährlichen Rate von 25 Prozent wächst. Es wird prognostiziert, dass es sich bis 2025 um eine Industrie mit einem Wert von 13 Milliarden US-Dollar handeln wird.