Mit ESG vom Prinzip zur Praxis
La sostenibilidad se ha convertido en un tema central en todos los ámbitos de la vida y la economía a nivel mundial. Las empresas están cada vez más presionadas a actuar de manera ambiental y socialmente responsable, y utilizan para ello criterios ESG (ambientales, sociales y de gobernanza) con el fin de hacer visible y medible su compromiso con la sostenibilidad, como explica Marianne Wolff (AHK Chile) en una entrevista con el Cóndor.

Marianne Wolff wurde in Chile geboren und ist Tochter eines Deutschen. Seit über zehn Jahren ist sie eng mit der Deutsch-Chilenischen Industrie- und Handelskammer (AHK Chile) verbunden – zunächst als externe Beraterin, mittlerweile seit fast zwei Jahren als festes Teammitglied. Als Ingenieurin (Ingeniera civil) bringt sie umfangreiche Erfahrung im Projektmanagement, in der Kommunikation und in der strategischen Führung mit. Bei der AHK liegt ihr Schwerpunkt auf Unternehmensethik, Governance, Compliance und Nachhaltigkeit. Marianne Wolff setzt sich intensiv für den Austausch zwischen öffentlichem und privatem Sektor sowie der Zivilgesellschaft ein. Ihr Engagement gilt einer nachhaltigen Entwicklung und der Prävention von Korruption – mit dem Ziel, eine transparentere und verantwortungsvollere Wirtschaft weltweit zu fördern.
Marianne Wolff (AHK Chile) leitet die Programme der «Alliance for Integrity», die darauf abzielen, Governance- und Compliance-Strukturen in Unternehmen und Lieferketten zu stärken. Sie beschreibt im Cóndor-Interview, wie ESG (Environmental, Social and Governance, auf Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zunehmend als strategisches Steuerungsinstrument für verantwortungsvolle Unternehmensführung verwendet wird.
Wie hat sich das Thema ESG in Chile in den letzten Jahren entwickelt und gibt es konkrete Beispiele von AHK-Mitglieds-unternehmen, die hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen?
Zwei bemerkenswerte Beispiele unter den kleinen und mittleren Mitgliedsunternehmen (KMU) der AHK Chile sind Bracker und Salus Floradix Chile. Beide Unternehmen nahmen am Programm «Pasaporte a la Integridad» teil, das vom nationalen Hub der globalen Initiative Alliance for Integrity in Chile – vertreten durch die AHK Chile – gefördert wird. Dieses Programm unterstützt KMU beim Aufbau und bei der Umsetzung effektiver Integritätssysteme. Dank der Unterstützung durch geschulte Trainerinnen und Trainer aus dem Netzwerk der Alliance for Integrity konnten beide Unternehmen ihre Integritätssysteme erfolgreich implementieren.
Weitere herausragende Beispiele in Chile sind große Unternehmen wie ENEL Chile und die Grupo Copec, die in Zusammenarbeit mit der AHK Chile aktiv daran arbeiten, Governance-Strukturen in ihren Lieferketten und bei ihren Geschäftspartnern zu stärken – insbesondere durch gezielte Schulungen zur Korruptionsprävention und Mentoring-Prozesse zur Umsetzung von Integritätssystemen. In diesem Rahmen werden wir in diesem Jahr mehr als 700 kleine und mittlere Unternehmen schulen.
Wie hat sich das Thema «Governance» in chilenischen Unternehmen in den letzten Jahren entwickelt?
Das Thema Governance hat in Chile in den letzten Jahren deutlich an Relevanz gewonen, insbesondere im Kontext von Transparenz, ethischem Verhalten und Rechenschaftspflicht. Bei der AHK Chile haben wir diesen Wandel aktiv begleitet, unter anderem durch die Implementierung eines eigenen Präventionsmodells gegen Korruption und Gesetzesverstöße. Die Governance-Strukturen wurden in vielen Unternehmen profes-
sionalisiert, wobei der Aufbau ethischer Führungskulturen und effektiver Kontrollmechanismen im Fokus stand.
Welche Rolle spielen Transparenz und Rechenschaftspflicht (Accountability) im Unternehmensalltag?
Accountability sind zu Grundprinzipien in vielen Unternehmen geworden, insbesondere in jenen, die mit internationalen Partnern zusammenarbeiten. Die AHK Chile fördert diese Prinzipien durch Trainings, Peer-Learning und den Austausch von Best Practices, um ethisches Verhalten nicht nur zu fördern, sondern aktiv zu gestalten.
Gibt es typische Governance-Herausforderungen, die in Chile häufiger vorkommen als in Deutschland?
Ein wesentlicher Unterschied liegt im Reifegrad der Compliance- und Governance-Kulturen. In Chile wird noch intensiv am Aufbau von Präventionssystemen gegen strafrechtlich relevante Handlungen, an der Korruptionsrisikosteuerung und an der Bewusstseinsbildung gearbeitet. Besonders KMU benötigen gezielte Unterstützung – etwa durch Programme wie das «Pasaporte a la Integridad», um nachhaltige Governance-Strukturen zu etablieren.
Wie weit verbreitet sind unabhängige Aufsichtsräte oder Corporate-Governance-Codes in chilenischen Unternehmen?
In großen börsennotierten Unternehmen gibt es mittlerweile häufig unabhängige Aufsichtsräte, aber in KMU ist dies noch nicht weit verbreitet. Chile verfügt über Empfehlungen zur Corporate Governance, unter anderem von der Comisión para el Mercado Financiero (CMF), deren Anwendung jedoch freiwillig ist. Der Trend geht hin zu mehr Struktur, aber es bleibt Entwicklungsbedarf.
Welche gesetzlichen oder regulatorischen Anforderungen gibt es in Chile in Bezug auf Governance und Compliance, wie Antikorruption, Datenschutz und Unternehmensführung?
Chile hat mit dem Gesetz 20.393 ein System der strafrechtlichen Verantwortlichkeit juristischer Personen eingeführt. Dieses verpflichtet Unternehmen zur Einführung von Präventionsmodellen, die Straftaten wie Korruption, Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und – seit der jüngsten Reform – auch Umweltdelikte verhindern sollen.
Im Bereich Corporate Governance legt die chilenische Finanzmarktaufsicht, die CMF, Richtlinien für börsennotierte Unternehmen fest und fördert Transparenz und Rechenschaftspflicht.
Zudem wird derzeit eine neue Datenschutzgesetzgebung diskutiert, die sich an der europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO / RGPD) orientiert und den Schutz personenbezogener Daten sowie die Unternehmenspflichten deutlich verschärfen wird.
Weitere relevante Regelungen sind das neue Gesetz über Cybersicherheit, das Mindestanforderungen für kritische Informationssysteme und Reaktionsprotokolle festlegt, sowie das Gesetz «Karin», das Unternehmen dazu verpflichtet, konkrete Maßnahmen gegen Mobbing, sexuelle Belästigung sowie physische und psychische Gewalt zu ergreifen.
Gibt es neue oder geplante gesetzliche Regelungen, die Governance-Strukturen von Unternehmen künftig beeinflussen werden?
Ja, Chile arbeitet derzeit an mehreren Gesetzesreformen, die direkte Auswirkungen auf die Unternehmensführung haben werden. Dazu zählt ein neuer Gesetzentwurf zum Schutz personenbezogener Daten, der sich stark an der DSGVO (RGPD) orientiert und die Rechte der Betroffenen sowie die Pflichten der Unternehmen deutlich ausweitet.
Im Jahr 2024 wurde ein Hinweisgeberschutzgesetz verabschiedet, das sichere, vertrauliche Meldekanäle und Schutzmaßnahmen für Whistleblower vorschreibt – ein wichtiger Schritt zur Förderung von Compliance-Kulturen.
Das neue Cybersicherheitsgesetz verpflichtet Unternehmen zudem, technische und organisatorische Maßnahmen zur Abwehr digitaler Bedrohungen zu implementieren und Vorfälle zu melden.
Ergänzend dazu verlangt das Gesetz Karin, dass Unternehmen Maßnahmen am Arbeitsplatz etablieren – eine wichtige Weiterentwicklung im Bereich der Unternehmensverantwortung und Mitarbeiterführung.
Welche Rolle spielen internationale Standards (wie OECD-Leitlinien oder ISO-Normen) im chilenischen Markt?
Internationale Standards wie ISO 37001 (Antikorruption) und die OECD-Leitsätze gewinnen zunehmend an Bedeutung, insbesondere bei exportorientierten Unternehmen. Bei der AHK Chile werden sowohl lokale als auch internationale Vorgaben berücksichtigt, um Schulungen und Mentorings im Bereich Antikorruptionssysteme durchzuführen und eine wertebasierte Unternehmenskultur zu fördern.
Inwiefern unterscheiden sich chilenische Compliance-Anforderungen von deutschen Vorgaben? Müssen deutsche Unternehmen beide berücksichtigen?
Ja, deutsche Unternehmen, die in Chile tätig sind, müssen sowohl die deutsche als auch – insbesondere – die chilenische Rechtslage berücksichtigen. Es gibt Unterschiede, zum Beispiel hinsichtlich der Anzahl der Straftatbestände, der Verbindlichkeit bestimmter Maßnahmen oder der Schwere der Sanktionen, die in Deutschland in der Regel strenger geregelt sind.
Die Fragen stellte Silvia Kählert.
Foto: AHK



