Blu-Ray-Report
Der Dokumentarfilm stellt historische Aufnahmen von Werken Giuseppe Verdis zusammen, die im Zeitraum zwischen 1943 und 1968 von Fernsehanstalten aufgezeichnet wurden. Dabei setzten die Produzenten ihr Augenmerk auf die Güteklasse der Musikdarbietenden, wie es der Titel angibt und nicht auf die technische Qualität von Bild und Ton.
Das Programm beginnt mit der Ouvertüre «La forza del destino». Arturo Toscanini feuert mit ausdrucksstarker Mimik und energischer Zeichengebung das NBC Symphony Orchestra an, dem mit Präzision und in rasantem Tempo eine heißblütige Interpretation glückt. Die Einspielung der NBC aus dem Jahr 1943 zeigt stolz ihre technischen Errungenschaften, wofür sie einen großen Klangregiesaal einblendet, in dem zwischen Röhren, VU-Metern und Schaltapparaturen ein Tontechniker konzentriert dem musikalischen Geschehen folgt. Die Kamera begibt sich auch ins Freie, um über die riesige Antenne hinaufzufahren!
Die Ouvertüre «I vespri siciliani» dirigiert Carlo Maria Giulini tragend-schön und melodieschwelgend. Im «Stabat mater» aus den «Quattro pezzi sacri» entlädt er Marias tiefen Schmerz mit intensiver tragischer Größe.
Der Bariton Tito Gobbi war nicht nur ein begnadeter Sänger. Hier beweist er auch, dass er als Schauspieler Beachtliches leisten konnte und mit den modernen Medien bestens umzugehen wusste. Er wirkt als Falstaff in der gleichnamigen Oper urkomisch und als Iago («Otello») bösartig-raffiniert, ohne jemals in den langen Großaufnahmen zu übertreiben, die sein mimisches Ausdrucksspektrum eindringlich dokumentieren.
Elisabeth Schwarzkopf, trägt das Lied von der Weide und das «Ave Maria» aus «Otello» vor. Von der Tontechnik wird sie nicht begünstigt. Die Stimme ist ihrem Bassfundament beraubt – ähnlich, wie das bei Sopranen auf alten Schellackplatten oft der Fall war. Sie piepst und das Vibrato flackert. Schade um die außerordentliche Leistung der Sängerin, die, wie bei ihr üblich, jede Silbe bis zum Gehtnichtmehr ausgearbeitet hat.
Die Bildqualität der Platte variiert dem Alter der Aufnahmen entsprechend von unscharf-aber-genügend bis erbärmlich. Auf der Hülle heißt es, dass das Archivmaterial «lovingly restored» wurde, worauf die Frage gestellt werden muss, was der Hersteller damit meint, denn der gebotene Standard entspricht nicht annähernd den «1080i Full HD», wie das Etikett verkündet. Übrigens sind ihr im Vergleich etliche Filmklassiker aus den 1920er Jahren, die auf Blu Ray erschienen sind, was Schärfe, Kontrastreichtum und Plastizität anbetrifft, weit überlegen.
Auch der Ton hat ein uneinheitliches Niveau. Elisabeth Schwarzkopfs Aufnahmen sind dabei, wie bereits erwähnt, bedauerlich. Toscaninis Auftritte klingen dumpf und glanzlos, wobei die Instrumentalgruppen jedoch wohlproportioniert eingefangen werden. Am besten schneiden Tito Gobbis Auftritte ab (BBC London), bei denen Stimme und Orchester Präsenz und Farbe haben.
Alles in allem richtet sich die Produktion an Nostalgiker, die sich für die großen Künstler vor der Stereo-Ära interessieren. Sie werden bestimmt auf ihre Kosten kommen.
Keine Extras!
Celebrating Verdi – Verdi‘s Legendary Interpreters, Frankreich, 2013. Regie: Pierre-Olivier Bardet. Produktion: Pierre-Olivier Bardet. Mit Elisabeth Schwarzkopf (Sopran), Tito Gobbi (Bariton), NBC Symphony Orchestra/Arturo Toscanini, New Philharmonia Orchestra und Chor/Carlo Maria Giulini, London Symphony Orchestra/Charles Mackerras, Orchestre National de L’ORTF/Berislav Klobucar. Spieldauer: 58 Min.
Bild **
Ton **
Darbietung *****
Extras *