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domingo, 26. enero 2025
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Zum 200. Todestags von James Parkinson

Der Entdecker der «Schüttellähmung»

Der britische Arzt James Parkinson beschrieb 1817 als erster die später nach ihm benannte Bewegungsstörung als eigenes Krankheitsbild. Er leistete auch Pionierarbeit in der Paläontologie und der Geologie und war in der Botanik und Chirurgie tätig. Außerdem war er politisch aktiv und setzte sich für soziale Reformen in England ein.

Die Abhandlung von Parkinson «A Manual of Diseases of the Nervous System» (Handbuch für Krankheiten des Nervensystems) 

(PK/sik) «So kurz das Werk auch ist, es enthält doch eine Anzahl außerordentlicher Ideen . . . Lesen Sie das Buch und es wird Ihnen Befriedigung verschaffen und Wissen vermitteln.» Fast 50 Jahre, nachdem James Parkinson 1817 seine Studie «An Essay on the Shaking Palsy» publiziert hatte, würdigte der berühmte Pariser Psychiater Jean-Martin Charcot in seinen Vorlesungen die 66-seitige Abhandlung. Darin hatte Parkinson als Erster mit scharfer Beobachtungsgabe die wichtigsten Symptome der Krankheit beschrieben. Parkinson machte darauf aufmerksam, dass Zittern und Bewegungsstörungen zum selben neurologischen Krankheitsbild gehören – eine Erkenntnis, die bis dahin nicht bekannt war und umso bemerkenswerter war, als er seine Beobachtungen nur auf sechs Fälle, darunter drei eigene Patienten, stützen konnte. 

Charcot beschäftigte sich intensiv mit der vielgestaltigen Krankheit, mit der er als Chefarzt des Hôpital de la Salpêtrière in Paris oftmals konfrontiert war. Die Bezeichnung «Schüttellähmung» hielt er jedoch für unzutreffend. In einer Vorlesung 1876 schlug er stattdessen «Morbus Parkinson» vor, den heute weltweit üblichen Namen

Der vielseitige Gelehrte 

1755 als ältestes von drei Kindern des Apothekers und Arztes John Parkinson geboren, absolvierte James nach Studien in Latein, Griechisch und Naturphilosophie seine Medizinausbildung in der florierenden Praxis seines Vaters und ab 1776 am London Hospital. 1784 erhielt er das Diplom der Company of Surgeons, dem heutigen Royal College of Surgeons. Kurz zuvor war der Vater gestorben und James Parkinson übernahm die Praxis am Hoxton Square in London. 

Sein Leben lang sollte er in seinem Viertel, dem Londoner Stadtteil Shoreditch, verwurzelt  bleiben – sich aber umso mehr mit unterschiedlichen Wissenschaftsgebieten beschäftigen, sodass er als Universalgelehrter gelten kann. In der Leonard’s Kirche, in der er getauft worden war, fanden auch seine Heirat, die Taufen seiner Kinder und 1824 seine Beerdigung statt. 1783 heiratete er Mary Dale mit der er acht Kinder hatte, wovon zwei früh verstarben. 

Der politische Sozialreformer

Der junge Arzt zeigte ein reges Interesse an der Tagespolitik und wurde zu einem offenen Kritiker der britischen Regierung unter dem Premierminister Wilhelm Pitt (1783-1800 und 1804-1806). So veröffentlichte er an die 20 antiroyalistische Pamphlete und rief zu sozia-
len Reformen und einem allgemeinen Wahlrecht auf. Er forderte eine Vertretung des Volkes im Abgeordnetenhaus (House of Commons) und die Einführung von jährlichen Parlamentssitzungen. Er war Mitglied in verschiedenen geheimen politischen Gesellschaften, die eine Reform des Parlaments sowie eine grundlegende Steuer- und Gefängnisreform in England forderten. 

1794 kam es zu einer Untersuchung gegen die «Gesellschaft zur Verfassungsinformation», in der Parkinson Mitglied war. Parkinson wurde vor dem königlichen Geheimrat geladen, wo er vor dem Premierminister und dem Rat unter Eid zu den Beschuldigungen Auskunft geben sollte, aber er wurde nicht wie andere Mitglieder der Gesellschaft verhaftet.

Der medizinische Forscher

Nach dieser politischen Phase widmete sich Parkinson wieder verstärkt der Medizin zu. Zwischen 1799 und 1807 veröffentlichte er zahlreiche medizinische Werke. Er zeigte ein besonderes Interesse daran, die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern. 1799 gab er seine «Medical Admonitions» (Medizinische Ermahnungen) heraus, ein umfassendes «Haushandbuch», dass sich mit gesundheitlichen Ratschlägen an ein medizinisches Laienpublikum richtete. Im selben Jahr gab er ein Kompendium der vorherrschenden Lehrmeinungen zur Chemie, «Chemical Pocket-Book», heraus. 

US-Schauspieler Michael J. Fox und Boxer Muhammad Ali (Mitte, 2016 gestorben), beide an Parkinson erkrankt, im Jahr 2002 während einer Rede vor dem US-Senat, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen

Besonders zu nennen ist noch das 1800 erschienene Buch «Dangerous Sports», das als Kinderbuch konzipiert über Unfallgefahren warnt. Kritisch äußerte er sich auch zur Medizinerausbildung und berichtete auch über den Missbrauch von Kindern. 1805 verfasste er ein Werk zur Gicht und 1812 gemeinsam mit seinem Sohn John zur Appendizitis, zum
Blinddarmdurchbruch. Parkinson wurde Mitarbeiter einer privaten psychiatrischen Anstalt und kämpfte dann auch für den legalen Schutz von psychisch Kranken sowie der Ärzte und der Familienangehörigen der Patienten. Dabei ging es auch um eine kritische Hinterfragung der Einweisungspraxis.   

Der Geologe und Paläontologe

Nach der Politik und der Medizin fand er ein weiteres Interessensfeld in der Geologie und Paläontologie. So baute er eine umfangreiche Mineralien- und Fossiliensammlung auf und sammelte auch Zeichnungen von Fossilien. Er nahm seine Kinder und Freunde auf Exkursionen mit, um Fossilien von Pflanzen und Tieren zu sammeln und zu beobachten. 

Da es in England wenig Literatur zu den Themen gab, musste er sich mit seinen eigenen Studien und Einführungen begnügen. Als Ergebnis dieser Studien veröffentlichte er 1804 den ersten Band des insgesamt dreibändigen Werks – die weiteren zwei Bände folgten 1808 und 1811 – mit dem Titel «Organic Remains of a Former World» (Organische Überreste einer früheren Welt). 1807 wurde er Gründungsmitglied der «Geological Society of London». 

Parkinson starb 69-jährig am 21. Dezember 1824 an einem Schlaganfall. An seinem Geburtstag, am 11. April, wird der Welt-Parkinson-Tag begangen, um das Bewusstsein für die Krankheit zu schärfen.

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