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domingo, 26. enero 2025
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Porträt – Claudia Gintersdorfer

Botschafterin der Europäischen Union in Chile

«Das wird schon klappen!»

1963 wurde Claudia Gintersdorfer in Linz an der Donau in Österreich geboren, aber gelebt hat sie in diesem Land nicht. Ihr Vater war als österreichischer Ingenieur für ein internationales Unternehmen in Deutschland tätig und ständig unterwegs, vor allem in Lateinamerika.

Foto: privat

So erinnert sich Claudia an ihre frühe Kindheit in Peru, an die Strandbesuche mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester Monika. «Mein Vater war ein passionierter Taucher und mit einer Harpune im Meer unterwegs. Damals war Sporttauchen noch nicht aktuell. Unsere Mutter hatte immer Angst, wenn er einfach so im Wasser verschwand», erzählt sie. 

Die Grundschule beendete Claudia in Argentinien, das Gymnasium besuchte sie in Deutschland. Eigentlich wollte sie Archäologin werden, entschied sich dann aber für Altertumswissenschaften (Klassische Sprachen und Alte Geschichte). Nachdem sie diesen Studiengang 1986 mit dem Bachelor of Arts am University College London abgeschlossen hatte, folgte ein Magister in Europawissenschaften an der University of Surrey. 

«1991 begann mein Praktikum bei der Europäischen Kommission in Brüssel als Beraterin für die Zusammenarbeit im Energiebereich in Mittel- und Osteuropa und der UdSSR. Durch die Auflösung der ehemaligen Sowjetunion ergab es sich, dass ich damals Armenien, Georgien und Aserbaidschan bereisen konnte – eine unvergessliche Erfahrung!» Während dieser Zeit erwarb sie zudem einen Masterabschluss in Internationaler Politik an der Freien Universität Brüssel.

Die nächsten Stationen ihrer beeindruckenden Berufslaufbahn waren bei der Delegation der Europäischen Kommission in Mexiko als Beraterin für Kooperations- und Flüchtlingshilfeprojekte und Koordinatorin für Kooperationsprojekte. Nach einigen Jahren bei der Europäischen Kommission und im Ratssekretariat in Brüssel mit verschiedenen Funktionen, folgten Aufenthalte in Uruguay und Brasilien für den neu entstandenen Europäischen Auswärtigen Dienst. Die unterschiedlichen Positionen und wachsenden Verantwortlichkeiten brachten ihr umfangreiche Erfahrung in internationalen Beziehungen und Diplomatie ein. Als Referatsleiterin war sie schlieβlich im Europäischen Auswärtigen Dienst in Brüssel für die Koordinierung der Beziehungen zwischen der EU und Lateinamerika und der Karibik verantwortlich, so auch für die Vorbereitungen des III. EU-CELAC-Gipfels im Jahr 2023.

In diesem Jahr wurde Claudia Gintersdorfer – die Deutsch, Spanisch, Englisch, Portugiesisch und Französisch spricht und die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt –  von Josep Borrell, dem Hohen Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik sowie Vizepräsidenten der EU, als Botschafterin der Delegation der Europäischen Union in Chile berufen. 

Seit ihrem Amtsantritt im September hatte sie täglich eine Vielzahl an Terminen einzuhalten – von der Koordination mit den 18 weiteren Botschaften der EU in Chile bis hin zu den zentralen Themen, die bearbeitet und geplant werden müssen. Als Botschafterin freut sie sich auch in einem Land arbeiten zu können, das eine «feministische Außenpolitik» vertritt und ein aktives diplomatisches Frauennetzwerk hat. «Im Mittelpunkt steht die Modernisierung des im vergangenen Jahr zwischen Chile und der Europäischen Union unterzeichneten fortgeschrittenen Rahmenabkommens, welches die ohnehin schon ausgezeichneten Beziehungen zwischen der EU und Chile weiter verstärken soll. Chile ist ein gleichgesinntes Partnerland im Bereich Menschenrechte oder Klimaschutz, und wir wollen unsere Zusammenarbeit weiter intensivieren, auch bezüglich der Sicherheit und Drogenbekämpfung und der Digitalisierung, denn Santiago ist der Sitz des regionalen Copernicus Chile Reference Centre der EU zur Erdbeobachtung. Die Global Gateway Strategie soll nachhaltige europäische Investitionen ins Land bringen, die zur Entwicklung erneuerbarer Energien, insbesondere auch des grünen Wasserstoffs und sauberer Technologien im Bereich kritischer Rohstoffe beitragen können», sagt die EU-Botschafterin. 

Seit ihrem Amtsantritt blieb Claudia Gintersdorfer nur wenig Zeit, um Chile näher kennenzulernen. Doch war sie vor Jahren schon einmal als Touristin hier und besuchte die Atacama-Wüste und die Torres del Paine. 

In ihrer Freizeit wandert sie gern, liest viel, trinkt leidenschaftlich gern Kaffee (sie hat sogar einen Barista-Kurs absolviert!) und kümmert sich um Zwerg-
hündchen Molly, das eigentlich ihrer Tochter Sofia gehört. Sofia studiert Psychologie in Amsterdam.

In der Vorweihnachtszeit backt die Feinschmeckerin wieder Plätzchen – nach den Rezepten ihrer österreichischen Großmutter, die sie als Kind oft besucht hat. Daher auch ihre Vorliebe für Apfelstrudel und Wiener Schnitzel.

Wenn ihre Amtszeit in Chile in vier Jahren endet, möchte sie sich langsam auf den Ruhestand vorbereiten – und vielleicht Asien bereisen. «Das wird schon klappen!», lacht sie. Dieses Motto hat sie aus Brasilien übernommen und lebt nach dem Prinzip, auf das Beste zu hoffen und sich nicht unnötig unter Druck zu setzen.

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