«Hält kalt und heiß, ohne Feuer – ohne Eis»
Ein weltweit genutztes Produkt muss für den Erfinder nicht Ruhm und Reichtum bedeuten. Ein Beispiel dafür ist Reinhold Burger. Den Namen des Brandenburgers kennt kaum jemand, aber seine Erfindung, die Thermoskanne, hat fast jeder schon einmal in der Hand gehalten.
Am 12. Januar 1866, inmitten der Blütezeit der Baruther Glashütte, wurde Reinhold Burger als Sohn eines Glasmachers geboren. Er wuchs in der Glasmachersiedlung auf und beeinflusste später mit seinen Innovationen viele Aspekte des Lebens im 20. Jahrhundert.
Mit 14 Jahren begann er eine Ausbildung bei der Firma Geißler in Berlin, die luftleere Entladungsröhren und Laborgeräte herstellte. Beim Siemens-Glühkolbenwerk vertiefte er sein Wissen über vakuumisolierte Glasgefäße.
Berufserfahrung und Unternehmensgründung
Ab 1890 sammelte er praktische Erfahrungen in den USA und gründete nach seiner Rückkehr 1894 die Firma R. Burger AG in Berlin. Diese spezialisierte sich auf die Herstellung von Thermometern, Barometern, Röntgenröhren und anderen Glasgeräten. Zu seinen Kunden zählten führende Forscher wie der Nobelpreisträger Philipp Lenard und Manfred von Ardenne sowie renommierte Institute, Labore und Universitäten weltweit.
Der Weg zur Thermoskanne
Ein entscheidender Auftrag kam vom Eismaschinenfabrikanten Carl von Linde, der isolierte Behälter für den Transport verflüssigter Luft bei minus 194,5 Grad benötigte. Burger arbeitete mit sogenannten Dewar-Gefäßen – doppelwandigen, vakuumisolierten Glaskolben, die nach dem schottischen Physiker Sir James Dewar benannt sind. Diese waren jedoch zu zerbrechlich für den Transport.
In einem Rundfunkinterview zu seinem 75. Geburtstag schilderte Burger, wie ihm die Idee kam, solche Gefäße auch für Getränke zu nutzen. Doch bis zur marktfähigen Thermoskanne war es ein weiter Weg.
1904 erhielt Burger das Patent auf die Thermosflasche. Zwei Jahre später gründete er in Berlin die Thermos-Gesellschaft, die das Produkt unter anderem mit dem Slogan «Hält kalt und heiß, ohne Feuer – ohne Eis» vermarktete. Trotz intensiver Werbung verlief der Verkauf zunächst schleppend.
1909 verkaufte Burger die Gesellschaft einschließlich Patent und Warenzeichen an die neu gegründete Berlin-Charlottenburger Thermos-Aktiengesellschaft. Zeitgleich vergab er die Auslandsrechte an die American Thermos Bottle Company in New York. Von dort trat die Thermosflasche ihren Siegeszug um die Welt an, mit Fabriken in den USA, Japan, Kanada und England.
Burgers Einfluss in der Röntgentechnik
Reinhold Burger war auch ein Pionier der Röntgentechnik. Er arbeitete eng mit Wilhelm Conrad Röntgen, dem ersten Physik-Nobelpreisträger, zusammen. 1901 erhielten sie gemeinsam ein
Patent für eine neuartige Röntgenröhre.
Am 21. Dezember 1954 verstarb Reinhold Burger im Alter von 88 Jahren in Berlin. Seine Erfindung, die Thermosflasche, wird bis heute weltweit genutzt – der Markenname «Thermos» wurde längst zum Gattungsbegriff, ähnlich wie Tesafilm, Tempo oder Uhu.
Quellen: www.baruther-glashuette.de, www.berlingeschichte.de, Internetseite der Familie Burger:
www.thermosflasche.jimdofree.com