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viernes, 1. noviembre 2024
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50 Jahre Verkehrsunfall bei Vallenar 

Gedenkstunde für die Verstorbenen

Vor 50 Jahren ereignete sich ein tragischer Verkehrsunfall, bei dem drei Schüler der DS Santiago ums Leben kamen und 28 schwer verletzt wurden. Während einer Gedenkfeier in der Deutschen Klinik erinnerten die ehemaligen Schüler an die Verstorbenen und dankten den Menschen und Institutionen, die die Unfallopfer in jenen schweren Stunden unterstützten.

Dr. Arnold Hoppe; <<Eine riesige Kette der Solidarität unterstützte uns.>>

Am frühen Morgen des 10. Oktober 1974 befand sich die Klasse III A der Deutschen Schule Santiago auf der Rückfahrt ihrer Studienreise in die nördlichen Regionen von Chile. Der Bus näherte sich der Stadt Vallenar, als er auf einer steilen Kurve aus der Bahn glitt, den Halt verlor, sich zwei Male überschlug und einen Abgrund hinabstürzte. Der Fahrer Luis Erasmo Tobar und die Schüler Ricardo Gellinek, Jan Hashagen und Hans Peter Rauh verunglückten tödlich. Der Klassenlehrer Detlev Langhagen, der Beifahrer Miguel Politov und etliche Schüler erlitten schwere Verletzungen. 

María Inés Rojas und ihr Mann, die in der Gegend lebten, waren die ersten Helfer, die die Verunglückten versorgten. Alsbald fanden sich Carabineros ein, die das Krankenhaus von Vallenar alarmierten und zusammen mit einer Gruppe von Bergarbeitern, die zufällig auf der gleichen Autobahn unterwegs waren, den Transport der Verwundeten organisierten. 

Ein Notfall ungeahnter Größenordnung

Das Hospital war mit einem Notfall dieser Größenordnung vollkommen überfordert, was den ärztlichen Leiter Dr. Enrique Schwarze natürlich nicht davon abhielt, die Versorgung der Patienten anzugehen, den lokalen Rundfunksender darum zu bitten, zu einer Blutspendeaktion aufzurufen, und selbst zusammen mit einigen Kollegen die nötigen chirurgischen Eingriffe vorzunehmen. Vor dem Krankenhaus bildete sich eine riesige Schlange von Spendern, die eine derart große Menge Blut abgaben, dass damit die Nachfrage des ganzen Landes für eine Woche gedeckt werden konnte. Ärzte und Sanitäter aus Freirina und Huasco kamen hinzu, um bei dem riesigen Arbeitsaufwand ihren Kollegen aus Vallenar unter die Arme zu greifen.

Inzwischen stellte in Santiago der Luftwaffengeneral Eduardo Fornet zwei Transportmaschinen zur Verfügung, die alsbald die Verwundeten nach Santiago flogen. Der Flughafen Los Cerrillos lag in dichtem Nebel, weshalb die Landung kurzfristig umdisponiert werden musste. Die Flugzeuge nahmen Kurs auf den neuen Flughafen in Pudahuel, und die zahlreichen Krankenwagen, die in Cerrillos auf die Patienten warteten, rasten mit Polizeigeleitschutz zum neuen Bestimmungsort. Anschließend transportierten sie die Verletzten in die Clínica Alemana, wo sofort die nötigen Untersuchungen, Behandlungen und Operationen durchgeführt wurden. Das Krankenhaus war kaum 18 Monate vorher eingeweiht worden und besaß keine Intensivstation. Das knapp bemessene Personal arbeitete nach Bedarf, manche 48 Stunden. Der ärztliche Leiter Dr. Federico Philippi, der spätere stellvertretende ärztliche Leiter Dr. Federico Haecker und der Geschäftsleiter Eduardo Picand stimmten miteinander die komplexen Vorgänge ab, sodass die zahlreichen Patienten sachgemäß versorgt werden konnten.

Der Bus erlitt einen Totalschaden.

Gedenkstunde in der Deutschen Klinik

Am vergangenen 9. Oktober fand in der Aula Magna der Deutschen Klinik anlässlich des 50. Jubiläums des verhängnisvollen Unfalls eine Gedenkstunde statt, die die damaligen Reiseteilnehmer Monika Dirsch, Marion Köster, Arnold Hoppe, Ricardo Kirsten, Daniel Longueira und Salvador Salamé organisiert hatten. Zugegen waren die meisten ehemaligen Schüler der verunglückten Klasse, Ärzte und Vorstandsmitglieder der Klinik sowie geladene Gäste, wie Dr. Enrique Schwarze und die zwei Rettungssanitäterinnen Carmen Herrera und Sonia Salinas, die damals in Vallenar die Patienten betreut hatten, sowie Helga Langhagen, die Witwe des Klassenlehrers, Vertreter der Carabineros und der Luftwaffe und Familienmitglieder des umgekommenen Fahrers.

Ein Videofilm, aus Fotografien, Zeitungsausschnitten und sogar Fernsehberichten von damals zusammengestellt, schilderte eindringlich das tragische Ereignis, in dem außerdem Zeugen und Beteiligte ihre Eindrücke des Geschehens wiedergaben. 

«Auf schwere Unfälle besser vorbereitet»

Der Neurologe Dr. Arnold Hoppe, Arzt der Deutschen Klinik und Überlebender des Unfalls, hielt eine Ansprache, in der er zu den Vorkommnissen ausführlich Stellung nahm, und im Namen der Klasse den Beteiligten der «enormen Solidaritätskette», die damals entstand, seinen tiefen Dank aussprach, wie zum Beispiel den Krankenschwestern in Vallenar, «die unsere Hände hielten und uns die Stirn streichelten, wissend, dass unsere Mütter mehr als 600 Kilometer entfernt waren». Er betonte, dass das Personal der damals jungen Clínica Alemana «sich verdoppelte», um den ungewohnten Herausforderungen gerecht zu werden. Zudem habe das Verkehrsunglück zur Folge gehabt, «dass zwischen der Deutschen Schule und der Clínica Alemana ein Unfallversicherungsvertrag geschlossen wurde».  

Anschließend sprach der ärztliche Leiter der Deutschen 

Klinik, Dr. Bernd Oberpaur. Er wies darauf hin, dass «dieser Unfall die Clínica Alemana wachsen ließ. Wir sind nunmehr auf schwere Unfälle besser vorbereitet. Sich hier daran zu erinnern heißt, dem Ereignis ab heute eine neue Bedeutung zuzusprechen. Es ist kein Zufall, dass aus dieser Klasse mehrere Ärzte kommen und manche von ihnen hier arbeiten».  

Der Abend endete mit einem zwanglosen geselligen Beisammensein, das übrigens nicht das erste nach langer Zeit ist: Die Klasse ist seit dem tragischen Ereignis im Jahr 1974 eine Gruppe Gleichgesinnter, die sich trifft, so oft es ihren Mitgliedern möglich ist.

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