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viernes, 20. septiembre 2024
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Alchemist und Chemiker Johann Friedrich Böttger 

Wie ein Apothekergeselle das Meißner Porzellan erfand

Er konnte «Gold machen», haben Zeitzeugen versichert, und er erfand das europäische Porzellan. Dabei war er nur Apothekergeselle aus Schleiz an der Saale. Mit Geld und Gold hatte der 1682 geborene Erfinder Johann Friedrich Böttger von Beginn an zu tun: Der Vater war Münzmeister, die Mutter kam aus dem Münzadel Brandenburgs in Magdeburg. Die «Goldproduktion» ließ ihn jedoch vor 305 Jahren jung sterben.

Auf dem Wandbild von Paul Kießling zeigt Böttger am 20. Mai 1713 König August dem Starken von Sachsen, wie angeblich Gold hergestellt werden kann.

Mit 14 Jahren wurde Böttger in die Lehre des Berliner Apothekers Friedrich Zorn gegeben. Er begann, sich immer stärker für Alchemie zu interessieren. 

Der «Goldmacher»

1701 wandelte er vor Meister Zorn und drei weiteren Zeugen angeblich Silber in Gold um. Weil aber Gold nach heutiger Erkenntnis nicht künstlich hergestellt werden kann, zelebrierte er wahrscheinlich Taschenspielertricks. So könnte er etwa sogenanntes «philosophisches» Quecksilber benutzt haben, das sofort die Farbe von 10 bis 12 Prozent beigefügtem Goldabrieb annahm. Nach dem Erhitzen blieb nur das Gold übrig. Das Quecksilber hingegen verflüchtigte sich vollständig.

Die Gerüchte über Böttgers außergewöhnliche Fähigkeiten machten die Runde bis nach Wittenberg in Sachsen, wo er auf der Flucht vor den Schergen des preußischen Königs Friedrich I., der auf den Goldmacher aufmerksam geworden war, Unterschlupf fand. Schließlich landete er dort im Polizeigewahrsam der Sachsen.

Nachdem die diplomatische Verstimmung zwischen Brandenburg-Preußen und Sachsen beigelegt war, wurde er nach Dresden gebracht, wo August der Starke ihn seines Schutzes und seiner Protektion versicherte, ihn aber angeblich aus Sicherheitsgründen im Keller des Fürstenbergschen Hauses einsperren ließ. Als persönlicher Goldmacher Augusts verbrachte er die folgenden zwölf Jahre bis 1714 in mehr oder weniger luxuriösen Kerkern und Laborgewölben. Er sollte dem Kurfürsten, der auch König von Polen war, mit künstlichem Gold zur Seite stehen.

Die märchenhaften Mengen, die August erwartete, konnte Böttger aber nie liefern, obwohl es auch hier zu Vorführungen der Goldherstellung vor Zeugen kam, unter ihnen August der Starke höchstselbst – nachweislich am 20. März 1713. Alle bemühten sich, Böttger den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Im sogenannten «Goldhaus» nah beim Residenzschloss an der Stadtbefestigung konnte er residieren wie ein Hochstapler von kurfürstlichen Gnaden. Er hatte ein eigenes Billardzimmer und durfte sich direkt aus der Hofküche beliefern lassen. Mittags und abends gab es fünf Gerichte nebst Wein und Bier für den vermeintlichen Goldmacher und seine Gäste. Er galt als gutaussehender, unterhaltsamer Gesellschafter, veranstaltete rauschende Feste und spielte gern um Geld, auch mit den häufiger auftauchenden Hofdamen. Nur Gold konnte er nicht machen. Langsam wurde August der Starke ungeduldig. Böttger musste Angst haben, denn Berichte über erfolglose Alchemisten, die man schwer bestraft oder gar gehängt hatte, häuften sich.

Das «weiße Gold»

Fast kostbarer als Gold war damals das Hartporzellan, dessen Herstellungsprozess offenbar nur die Chinesen seit mehr als 1.500 Jahren – vermutlich seit der Han-Dynastie um das Jahr 206 – kannten. Unsummen ließen sich die europäischen Fürstenhäuser die Schätze aus dem fernen Osten kosten, weswegen vom «weißen Gold» die Rede war.

Ein Porzellanmedaillon mit einem Bildnis von Johann Friedrich Böttger (Porzellan-Museum Meissen)

August der Starke strebte eine absolutistische Hofhaltung nach dem Vorbild des Sonnenkönigs Ludwig XIV. an. Für den sächsischen Hof war der Naturforscher und Mathematiker Ehrenfried Walther von Tschirnhaus zuständig, der Recherchereisen bis nach Paris unternommen hatte.

Im Kollegium Contubernium forschte nun eine größere Gruppe um Böttger und von Tschirnhaus nach dem «Stein der Weisen» und anderen Merkwürdigkeiten. Auch die Porzellanherstellung war hier angesiedelt. Und dann ging es schnell: 1706 konnte man «rotes Porzellan» herstellen – später Böttgers Steinzeug. Für das strahlende Weiß des echten Porzellans fehlte aber eine entscheidende Zutat, die man erst finden musste. Sämtliche Erden Sachsens wurden gesichtet, zermahlen und geschlämmt, bis mit Feldspat neben Kaolin und Quarz der dritte Bestandteil des «weißen Goldes» entdeckt wurde. Der kristallisierte im hochtemperaturigen Brennprozess und gab dem feinen Porzellan seine fast durchsichtige weiße Färbung. Nun mussten noch Glasur, geeignete Farben und zuverlässige Öfen erfunden werden, die stabile 1.300 Grad erzeugen konnten.

Mit der Gründung der Königlich-Polnischen und Kurfürstlich-Sächsischen Porzellanmanufaktur am 23. Januar 1710 startete die fabrikmäßige Produktion von Porzellan aus Meissen. Das Geheimnis der Herstellung konnte aber nicht lange gehütet werden – bereits 1718 entstand mit der Wiener Porzellanmanufaktur die erste Konkurrenz zu Meissen.

Diese Fertigungsprozesse wurden wohl maßgeblich von Böttger entwickelt, bis dann 1713 erstmals glasiertes weißes Porzellan auf der Leipziger Ostermesse verkauft werden konnte. Da war Böttger aber schon schwer krank. Zu lange hatte er die giftigen Dämpfe seiner Labore eingeatmet. Man übertrug ihm zwar noch die Leitung der Meißener Porzellanmanufaktur, er starb jedoch 1719 in Dresden mit nur 37 Jahren. Nur für kurze Zeit hatte der geniale Erfinder den Ruhm genießen können, der ihm zustand. Doch bleibt bis heute auch der Verdacht, dass er in Wahrheit ein gewiefter Scharlatan gewesen ist.. 

Quellen: www.geschichte.sachsen.de; www. deutsche-biographie.de; www.meissen-lesen.de

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