Chilenischer Botschafter in Ägypten
Diplomat – ein Ausnahmeberuf mit Weltsicht
Seit 34 Jahren ist Roberto Ebert für das chilenische Außenministerium tätig. Der gestandene Diplomat kennt inzwischen einen Großteil der Welt und hat Freunde in vielen Ländern.
Der 1961 in Valdivia geborene Robert Ebert erinnert sich an eine glückliche Kindheit mit seinen zwei Geschwistern und vielen Freunden aus der Deutschen Schule Carl Anwandter in der freien Natur, an Sport und Spiel bei Regen und Sonnenschein, an kulturelle Aktivitäten und den Kontakt zu vielen Tieren.
Die Familie Ebert war ursprünglich aus Deutschland nach Concepción eingewandert. Der Vater Juan Jorge praktizierte als Tierarzt. Mutter Lieselotte Grob, deren Vorfahren 1848 von Stuttgart nach La Unión immigrierten, arbeitete als Pharmachemikerin. Als Robert elf Jahre alt war, ging die Familie nach Hannover, wo der Vater ein Stipendium der Humboldt-Stiftung erhalten hatte.
«Diese zwei Jahre in Deutschland waren entscheidend für meinen späteren beruflichen Weg», erklärt er. Eine neue Welt habe sich ihm geöffnet, was ihn dazu bewog, an der Universidad de Chile Geschichte zu studieren – die Studiengänge Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften gab es noch nicht. Seine Diplomarbeit schrieb er zum Thema «Die Auswirkungen des Falls der Berliner Mauer auf die chilenische Gesellschaft». 1990 begann er dann eine diplomatische Laufbahn an der Academia Diplomática Andrés Bello. Um schließlich beim Außenministerium eingestellt zu werden, waren Prüfungen in internationalem Recht, Geografie, Geschichte und Wirtschaft sowie ein psychologischer Test zu bestehen.
Die diplomatische Laufbahn wird in der Regel abwechselnd fünf Jahre im Ausland und zwei Jahre in Chile beim Auswärtigen Amt realisiert. Seine erste Stellung als Botschaftssekretär trat Roberto Ebert 1994 in der damaligen deutschen Hauptstadt Bonn an, danach war er in Israel und Österreich, von 2009 bis 2014 erneut in Deutschland, diesmal in Berlin, und zuletzt in Ecuador eingesetzt. Seit zwei Jahren vertritt er Chile nun als Botschafter in Ägypten. «Mit seiner tausendjährigen Kultur und Geschichte ist dieses Land natürlich besonders interessant – ich kann mein Schulwissen jetzt direkt vor Ort auffrischen», stellt er fest. Bewegt war sein Aufenthalt in Israel während des Golfkrieges, wo er ständig mit einem Erste-Hilfe-Kit für Notfälle unterwegs war.
In Chile arbeitete er beim Auswärtigen Amt im Kulturbereich und in der protokollarischen Abteilung, die unter anderem für Auslandsreisen der Präsidenten zuständig ist, weshalb Roberto Ebert auch mit vielen von ihnen unterwegs sein konnte. So erinnert er sich an eine Reise mit Präsident Ricardo Lagos, die über London nach China führte. Aufgrund des großen Zeitunterschiedes arbeitete er mit anderen Delegationsteilnehmern bis in die frühen Morgenstunden in der chilenischen Botschaft in Peking. Da niemand Chinesisch sprach, war es nicht möglich, ein Taxi zum Hotel zu bestellen, also schliefen alle in der Botschaft, bis das dort angestellte Personal eingetroffen war. Und: «Bei einer Reise mit Präsident Patricio Aylwin nach Neuseeland war es so windig, dass beim offiziellen Empfang am Flugplatz die Baskenmützen der Militärkapelle über das ganze Flugfeld geweht wurden.»
Als geschäftsführender Sekretär bei der Direktion für Chilenen im Ausland setzte er sich für deren Wahlbeteiligung ein. Seit 2017 können die im Ausland lebenden Chilenen ihr Wahlrecht bei nationalen Volksabstimmungen, Vorwahlen zur Nominierung von Kandidaten für das Amt des Präsidenten der Republik und Präsidentschaftswahlen wie jeder andere Wähler in Chile ausüben.
Bevor er seine erste Stelle als Botschaftssekretär in Bonn antrat, heiratete Roberto Ebert die Grundschullehrerin Carolina Sotomayor. Sie lernte sozusagen «vor Ort» die deutsche Sprache. Beide müssen sich immer wieder an die ständig wechselnden Aufenthaltsländer anpassen und bereit sein, sich Neuem zu öffnen, doch bringe der Ausnahmeberuf als Diplomat auch neue Weltsichten mit sich, übe in Toleranz und öffne Türen zu anderen Mentalitäten und Kulturen. «Ich habe noch keinen Tag bereut, die diplomatische Laufbahn eingeschlagen zu haben. Trotz oder gerade wegen der großen beruflichen und persönlichen Herausforderungen ist diese Karriere ja so besonders interessant», unterstreicht Roberto Ebert, der inzwischen weltweit Freundschaften geknüpft hat.
Schwierig sei es, bei seinen vielen Reisen eine ganz besondere zu nennen. In Chile ist ihm eine Tour nach Punta Arenas im Gedächtnis geblieben, vor allem der Besuch der Torres de Paine. Ein Wunsch-Reiseziel ist Australien, «dieses Land möchte ich unbedingt kennenlernen».
Tennis und Fuβball gehören zu seinen Lieblingssportarten, und wenn er, wie gerade kürzlich wieder, auf Heimaturlaub in Chile ist, stehen natürlich Treffen mit der Familie und mit Freunden ganz oben auf der Liste. «Ich unterhalte mich sehr gern mit anderen Menschen, da meine Arbeit als Botschafter immer auf großes Interesse stößt und ich meine Erfahrungen teilen kann.»
Roberto Ebert liebt die deutsche Küche, vor allem die «nicht so übersüßten Kuchen», die seine Frau zubereitet. Und auf seine geliebten Empanadas muss er in Ägypten auch nicht verzichten, denn dort lebt eine Chilenin, die hervorragend kocht..
Karla Berndt