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martes, 15. octubre 2024
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Verena Lehmkuhl – Leiterin des Goethe-Instituts Chile

Kulturmanagerin mit Faible für Film und Lateinamerika

Seit dem 1. April 2021 ist Verena Lehmkuhl Leiterin des Goethe-Instituts in Santiago. Ihre Erfahrungen im internationalen Projektmanagement kommen ihr dabei genauso zugute wie ihre Spanischkenntnisse und Aufenthalte in Lateinamerika.

Verena Lehmkuhl

Das Interesse an Kultur und gesellschaftlichen Diskursen zieht sich wie ein roter Faden durch den Lebenslauf der neuen Leiterin des Goethe-Instituts Chile. Insbesondere mit dem Genre Film als Kunstform hat sie sich ausgiebig beschäftigt. Wann genau sich das Interesse am Bild, ob bewegt oder nicht, entwickelt hat, kann sie nicht mehr sagen. Jedenfalls hatte sie, bevor sie vor gut zehn Jahren beim Goethe-Institut anfing, «bereits einige Jahre in der Filmbranche gearbeitet – dort schon mit dem Schwerpunkt auf lateinamerikanischem Film, insbesondere Dokumentarfilm».

In unterschiedlichen Positionen war sie in den Bereichen Kultur und im internationalen Projektmanagement tätig – in München, in Osnabrück, in Jakarta und La Paz. 2010 begann ihre Arbeit beim Goethe-Institut. In Indonesien leitete sie unter anderem ein Filmfestival und war für das Programm «Kultur und Entwicklung Südostasien» zuständig. In München betreute sie für den Vorstand des Goethe-Instituts Großprojekte wie zum Beispiel Deutschlandjahre oder europäische Initiativen.

Mit ihrem Einsatz in Santiago geht für die Kulturmanagerin ein Wunsch in Erfüllung. «Chile stand auf meiner Liste ganz oben», verrät Verena Lehmkuhl. Die Stelle war vom Goethe-Institut ausgeschrieben gewesen und sie hatte sich beworben. Woher ihr Interesse an Spanisch und der südamerikanischen Kultur kommt?

«Die Familienurlaube in Andalusien haben da vielleicht den Ausschlag gegeben. Ich habe damals – in wirklich sehr jungen Jahren – die ein, zwei Seiten Vokabeln im Reiseführer auswendig gelernt», erinnert sie sich zurück. «Liebend gerne hätte ich gleich richtig Spanisch gelernt. An meiner Schule gab es das Fach nicht, und der Zugang zu solchen Angeboten war damals noch sehr viel schwieriger als heute, wo man sich einfach für einen Online-Kurs anmelden kann.» An der Uni habe sie sofort begonnen, Spanisch zu lernen und auch gleich ein Praktikum in Spanien absolviert. Es folgten ein Auslandssemester an der Universidad de Guadalajara in Mexiko und ein Stipendium für ein Projekt in Bolivien: «Das hat mich dann noch einmal mehr darin bestätigt, dass ich mich auch zukünftig mit der lateinamerikanischen Kultur und der Sprache beschäftigen möchte.» 

Der Anfang in Santiago am Institut sei für sie gar nicht so einfach gewesen, berichtet Verena Lehmkuhl: «Es war schon eine Herausforderung, fast ausschließlich digital zu starten. Die Mitglieder der Teams und auch die Partner und ihre Institutionen konnte ich erst nach und nach persönlich kennenlernen.» 

In der Programmarbeit des Goethe-Instituts Chile werde nach wie vor auch der Film eine große Rolle spielen: «Wir bieten ein Filmarchiv und stellen deutsche Filme zur Verfügung, kuratieren mit unseren Partnern Filmreihen, sind aktiv bei diversen Filmfestivals – so auch beim hiesigen SANFIC oder Femcine – und planen für das kommende Jahr unter anderem eine digitale Reihe namens „Hauskino“.» Darüber hinaus sei ihr aber sehr wichtig, dass auch die anderen Bereiche der Kultur nicht zu kurz kommen: «Wir experimentieren und mischen gerne auch die Disziplinen: Zum Beispiel bringen wir Video- oder Klangkunst ins Theater oder spielen mit Videoformaten im Bereich Musik.» Auch diskursive Formate möchte sie anbieten. 

So wie in den weltweit 158 Goethe-Instituten in 98 Ländern spielt auch in Santiago die Vermittlung der deutschen Sprache eine große Rolle. «Mit der Pandemie haben wir auf Online-Unterricht umgestellt. Das hat uns eine sehr hohe Reichweite verschafft. Auch Interessierte, die außerhalb der Hauptstadt leben, konnten und können bei uns Deutsch lernen.» Dieses Angebot laufe hervorragend und solle in jedem Fall aufrechterhalten werden. 

Dieses Jahr hat sie zusammen mit den Kolleginnen des Instituts in Salvador Bahia das neue Projekt «Unidas: Frauen in der Kreativwirtschaft» angestoßen, das im Oktober startete und bis Ende 2022 laufen wird. Chileninnen und Brasilianerinnen sowie ihre Projekte werden in den Bereichen Videospiel, audiovisuelle Medien oder in der Sparte der Musikindustrie durch Weiterbildung und Internationalisierung unterstützt. Das Programm soll zu einer größeren Gleichberechtigung von Frauen in der Kreativindustrie beitragen. 

Verena Lehmkuhl wird aller Voraussicht nach insgesamt sechs Jahre das Goethe-Institut leiten und hofft, dass in dieser Zeit «ein sehnlicher Wunsch» von ihr und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Erfüllung gehen möge: Der Bezug des Hauses in der Calle Esmeralda. Vor zehn Jahren machte das Erdbeben 2010 aus Sicherheitsgründen den Umzug in die Avenida Holanda notwendig. Nun wird das Gebäude in der Calle Esmeralda erdbebensicher und nachhaltig saniert, damit es in etwa vier Jahren wieder für die Arbeit des Goethe-Instituts zur Verfügung steht.
Erst einmal wird 2022 aber das 70-jährige Jubiläum des Goethe-Instituts in Chile gefeiert. Verena Lehmkuhl und ihr Team sind mitten in den Vorbereitungen und freuen sich auf mehrere kulturelle Höhepunkte. Der Startschuss ist im März: eine Konzertreihe mit dem Singer-Songwriter Gisbert zu Knyphausen und dem Pianisten Kai Schumacher, die gemeinsam mit vier Streicherinnen der Universidad Católica durch Chile touren werden.

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