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US-Regisseur David Lynch wird 75

Meister des Surrealen

Der US-amerikanische Produzent und Regisseur David Lynch (Mitte) und die US-Schauspieler Laura Dern und Kyle MacLachlan bei der Premiere zu der Fernsehserie «Twin Peaks» am 19. Mai 2017 in Los Angeles.

Seltsame Welten mit bizarren Abgründen, Gewalt und Perversionen sind David Lynchs Leidenschaft. Mit der Mystery-Serie «Twin Peaks» setzte der Regisseur neue Maßstäbe – mit 75 Jahren sagt er auch das Wetter vorher.

Für seine täglichen Wetterberichte aus Los Angeles wird Kultregisseur David Lynch kaum einen Filmpreis gewinnen, doch unterhaltsam sind seine Videoauftritte während der Corona-Pandemie allemal. Jeden Morgen seit Mai begrüßt der Regisseur mit weiß-grauer Haartolle und einem freundlichen «Good Morning» die über 200.000 Abonnenten auf seinem YouTube-Kanal «David Lynch Theatre».

Hollywoods Spezialist für bizarre Welten in Kultklassikern wie «Blue Velvet», «Wild at Heart» und «Twin Peaks» wird am 20. Januar 75 Jahre alt. Auch im Alter ist seine Handschrift so einfallsreich und packend wie vor Jahrzehnten. 2017 brachte er 18 neue Folgen der Mystery-Kultserie aus dem fiktiven Holzfällerkaff «Twin Peaks» auf den Bildschirm – noch brutaler, unheimlicher und verwirrender als die 30 Original-Folgen Anfang der 1990er Jahre. Was damals mit trügerischer Kleinstadt-Idylle um die tote Schönheitskönigin Laura Palmer und den jungen FBI-Agenten Dale Cooper (Kyle MacLachlan) begann, ist jetzt endgültig ein Höllentrip in die Abgründe der menschlichen Seele. Für Hardcore-Fans gibt es auch den Spielfilm «Twin Peaks – Der Film» (1992), der die Vorgeschichte zur Fernsehserie erzählt.

Die blutrote Linie zieht sich konsequent durch das Werk des Regisseurs, vom surrealistischen Erstlingsfilm «Eraserhead» (1977) bis zum bisher letzten Kinowerk «Inland Empire» (2006). «Der Elefantenmensch» (1980) über einen fürchterlich verunstalteten Mann, der im viktorianischen England als Jahrmarkts-Attraktion vermarktet wird, war ein internationaler Kassenerfolg mit acht Oscar-Nominierungen. «Blue Velvet» (1986), mit Isabella Rossellini als missbrauchte Nachtclub-Sängerin, ist durch eine langsame Kamerafahrt in ein abgeschnittenes Ohr auf einer Wiese unvergessliches Kino geworden.

Das brutale Road-Movie «Wild at Heart» über ein junges Liebespaar, mit Nicolas Cage und Laura Dern in den Hauptrollen, brachte Lynch 1990 die «Goldene Palme» in Cannes. Den Thriller «Lost Highway» (1997) um einen schi-
zophrenen Killer unterlegte er mit Songs der deutschen Hard-Rock-Band Rammstein.

Mit «Eine wahre Geschichte – The Straight Story» (1999) schuf Lynch seinen vielleicht geradlinigsten Film – ein alter Mann fährt auf einem Rasenmäher-Traktor wochenlang durch den Mittleren Westen, um seinen Bruder zu besuchen. Lynch selbst kam in einer Kleinstadt im US-Staat Montana zur Welt und wuchs auf dem Land auf. Mit «Mulholland Drive» (2001) begab er sich dann ins Großstadtrevier seiner Wahlheimat Los Angeles und holte in Cannes einen weiteren Regie-Preis.

Als Regisseur und Drehbuchautor war Lynch vier Mal für einen Oscar nominiert, doch im Wettbewerb ging er immer leer aus. Ein Trostpflaster: die Film-
akademie verlieh ihm 2019 einen Ehren-Oscar. Für seine künstlerische Vision habe er «angstlos» Grenzen überschritten, hieß es zur Begründung.

Lynch ist vierfacher Vater. Nach drei Scheidungen ist er seit 2009 mit der Schauspielerin Emily Stofle («Inland Empire») verheiratet. Der jüngste Nachwuchs, Lula Boginia Lynch, ist acht Jahre alt. Tochter Jennifer Lynch (52) aus erster Ehe hat wie ihr Vater eine Vorliebe für Psychopathen-Horror. Als Regisseurin drehte sie Thriller wie «Boxing Helena» und «Unter Kontrolle».

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