Geschichte und Aktuelles über die Bildungseinrichtung
Dieses Jahr feierte die Ursulinenschule Vitacura sowohl den Tag der deutschen Einheit in der ersten Oktoberwoche wie auch die Ankunft der Ursulinenschwestern vor 80 Jahren.
Am 4. Oktober 1938 reisten die ersten Ursulinenschwestern aus Berlin von Hamburg per Schiff Richtung New York mit Chile als Ziel. Unter Hitlers Regime wurde ihre schulische Arbeit immer mehr eingeschränkt und letztendlich verboten. Eine ehemalige Schülerin aus Chile, Rosa Barceló, stellte den Kontakt zu diesem südamerikanischen Land her.
Ursprünglich sollten sie hier Krankenschwestern ausbilden. So fuhren am 4. Oktober 1938 die ersten vier Schwestern mit dem Schiff nach Chile, um dort eine neue Heimat zu finden. Aus organisatorischen Gründen wurde die Gründung der Krankenschwesternschule verzögert. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten fuhren schon im November die nächsten vier Ordensschwestern Richtung Chile. Insgesamt gab es fünf Gruppen von Schwestern, die sich zwischen 1938 und 1940 auf nach Chile machten.
Standorte in Providencia, Melipella und Maipú
Schon im Jahr 1938 begannen sie in ihrer neuen Heimat mit schulischer Arbeit im Augustiner-Kloster in Providencia. Später erhielten sie von Luisa Larraín de Marín ein Stück Land in der Nähe von Melipilla. Dort kümmerten sich die Ordensschwestern im Gegenzug um deren kranke Tochter. Schnell begannen die Nonnen hier mit dem Aufbau einer Bildungseinrichtung. Probleme wie Wassermangel zwangen sie doch leider dort mit ihrer Arbeit aufzuhören.
Im Jahr 1944 erstanden die Schwestern ein Grundstück in Maipú, wo auch das Kloster errichtet wurde. Die Schule in der Straße Victor Hendrych in Providencia wurde bis 1951 weiterhin aufrechterhalten, da die Eltern es nicht für gut hießen, dass ihre Kinder täglich nach Maipú fahren sollten. Aus Platzmangel musste deshalb in der heutigen Nueva Costanera eine neue Schule errichtet werden. Diese wurde 1953 eröffnet. Seit dem Jahr 1993 befindet sich die Schule in dem heutigen Gebäude in Vitacura. Die Schule in Maipu ist seit 2011 eine eigenständige öffentliche Schule.
Lernen durch Handeln
Bemerkenswert ist die Pädagogik, die die Ordensschwestern schon damals befürworteten. Nicht nur, dass die Schule von Beginn an eine Inklusionsschule war, gab ihr einen besonderen Charakter, sondern auch Methoden wie Lernen durch Handeln: Zum Beispiel wurde der Biologieunterricht zum größten Teil in der Natur durchgeführt. Die Schülerinnen aus der Stadt fuhren einmal wöchentlich zum «Maipútag», um dort in der Natur zu lernen.
Bis heute werden in der Ursulinenschule grundlegende katholische Werte, aber auch hohe akademische Ansprüche verfolgt, die durch aktuelle Lernmethoden wie das Visible Learning Programm nach John Hattie unterstützt werden.
Die interessante Geschichte der Ankunft der Ursulinenschwestern wurde von den Achtklässlern auf lustige und auch dramatische Weise in einem Theaterstück am Tag der deutschen Einheit dargestellt. Aber das war nicht alles. Schon am Montag begann die deutsche Woche mit einem interessanten Vortrag von Robby Clemens, dem deutschen Motivationscoach, der seit 2017 von Nordpol zum Südpol läuft.
Da Robby Clemens den direkten Kontakt und Austausch vor allem zu den jüngeren Menschen auf seiner Reise sucht, blieb er auch gleich bei der deutschsprechenden Pause, die an drei Vormittagen unter dem Motto «Vanilleeis & Sahne» organisiert wurde. Hierbei erhielten die Schülerinnen Zettel mit unterschiedlichen Themenfragen, die altersgemäß ausgerichtet waren und unterhielten sich angeregt mit ihren Mitschülerinnen und den vielen Austauschstudenten aus dem LBI und der Hochschule Köln, Freiwilligen von «Kulturweit» und den Deutschlehrern in den Pausen auf Deutsch. Zur Belohnung gab es dann tatsächlich Vanilleeis und Sahne.
Wettbewerb «Deutsch lebendig»
Ein weiterer Höhepunkt war der interne Wettbewerb «Deutsch lebendig» (ehemaliger Vorlesewettbewerb). Damit auch die kleineren Schülerinnen einen besonderen Anreiz haben, Deutsch zu sprechen, wird der Wettbewerb bei den Ursulinen bereits ab der 2. Klasse durchgeführt. Je nach Klassenstufe sagen die Schülerinnen Malgedichte auf oder nennen auf Zeit, was sie alles auf Wimmelbildern sehen. An diesem Morgen wurden auch die Gewinnerinnen ausgewählt, die im November in Osorno am nationalen «Deutsch lebendig»-Wettbewerb in den Kategorien Lesen, Sprechende Bilder und Pecha Kucha teilnehmen werden.
Am Tag der deutschen Einheit wurden neben dem genannten Theaterstück auch traditioneller Tänze aufgeführt und die alljährlichen Buchpreise für besonders engagierte Schülerinnen im Fach Deutsch verliehen. Das diesjährige Thema, die Ankunft der Ursulinen, wurde inhaltlich durch eine große Ausstellung im Hof ergänzt, die auch die Schülerinnen organisierten. Die Schulgemeinschaft war begeistert von den vielen Ausstellungstücken, die zum Teil noch die ersten Schwestern auf dem Schiff aus Deutschland mitgebracht hatten: Hostienpresse, Koffer, alte Spiele und vieles mehr. Hier gilt unser Dank auch besonders dem DCB, der die Ausstellung durch interessantes Bildmaterial zur Einwanderung unterstützte.
Feierlichkeiten an der Ursulinenschule
Nach dem Besuch der Ausstellung hatten die Schülerinnen noch die Gelegenheit, das Gelernte durch ein Quiz mit Fragen anzuwenden. Später gab es dann eine Tombola und aktueller deutsche Jugendmusik, die die Elfklässlerinnen live auf dem Schulhof präsentierten. Für die kleineren Schülerinnen wurden lustige Spiele zum gleichen Thema im Hof organisiert. Nennenswert ist auch die liebevolle Dekoration, die viele Schulklassen herstellten: von Kuckucksuhren, selbstgemachten Dirndln, Schiffen, Fachwerkhäusern und vielem mehr, fehlte nichts, um den Schülerinnen deutsche Traditionen und die Geschichte der Ursulinenschwestern nahe zu bringen. Natürlich durften auch die leckeren Berliner für die ganze Schulgemeinschaft in der Pause nicht fehlen.
Die Woche endete morgens mit der feierlichen deutschsprachigen Messe, die auch das Thema Einwanderung und ihre Vorteile und Chancen beinhaltete und am gleichen Nachmittag mit einem spannenden Kinonachmittag auf Deutsch für die Grundschüler.
Insgesamt war es eine abwechslungsreiche und bunte Woche. Wir danken ganz herzlich der Deutsch- und Musikfachschaft für die großartige Organisation, sagt Andrea Raczynski, Schulleiterin Ursulinenschule Vitacura.