Direktorin für neue Geschäftebereiche und Stakeholder bei RWE
In der komplexen Welt der erneuerbaren Energien unterwegs
Loreto Rivera Torteroglio ist Direktorin für neue Geschäftebereiche und Stakeholder bei RWE. Die studierte Journalistin war von Anfang an am Aufbau von RWE in Chile beteiligt und hat alle Bereiche der Energiewirtschaft, einschließlich den des Wasserstoffs und Ammoniaks, kennengelernt.
Loreto Rivera Torteroglio wurde in Angol, in der Region Araucanía, geboren, ist aber seit ihrem fünften Lebensjahr aufgrund der Arbeit ihres Vaters viel umgezogen: «Außer in Angol habe ich in Punta Arenas, Santiago, den Vereinigten Staaten, Spanien und Australien gelebt.»
Nach dem Studium des Journalismus an der Universidad de Los Andes, der strategischen Kommunikation an der Universidad Adolfo Ibáñez und Corporate Social Responsibility von Unternehmen an der Harvard University absolvierte sie zunächst ein Praktikum im Politikressort der Zeitung La Segunda. Mehr oder weniger zufällig kam sie dann in den Bereich der strategischen Kommunikation und hatte zwei Energieunternehmen als Kunden. Die Branche begeisterte Loreto und nach einigen Jahren zog sie nach Melbourne, Australien, wo sie ein Jahr lang für das damals noch australische Unternehmen für erneuerbare Energien Pacific Hydro arbeitete (inzwischen ist es chinesisch). Sie kehrte nach Chile zurück, um für dasselbe Unternehmen weiter tätig zu sein. Anschließend übernahm sie die Position des Corporate Affairs Managers bei der Compañía General de Electricidad (CGE), wo sie für die Stromverteilung und -übertragung zuständig war.
2019 kam RWE – das deutsche Unternehmen ist eines der führenden im Bereich der erneuerbaren Energien – nach Chile. «Im selben Jahr lud mich der Landesleiter von RWE in Chile ein, daran mitzuwirken», sagt Rivera. Es begeisterte mich die Möglichkeit zu haben, eine Unternehmenskultur aufzubauen und ein Team im Bereich der erneuerbaren Energieerzeugung zu bilden.» Zu Beginn der Pandemie seien sie nur zu dritt gewesen: «Trotz der Schwierigkeiten konnten wir große Fortschritte machen, ein solides Portfolio entwickeln und das Team vergrößern.» Am Anfang übernahm Loreto «alle anfallenden Aufgaben, da wir nur wenige waren, aber meine Rolle konzentrierte sich hauptsächlich auf Gemeinschaftsfragen, Kommunikation und öffentliche Angelegenheiten. Später kam die Verantwortung für die Entwicklung des grünen Wasserstoffsektors als neuer Geschäftsbereich hinzu. Rückblickend sagt Loreto: «Es war eine echte Herausforderung, denn die gesamte Wertschöpfungskette dieser komplexen Branche war für mich eine wirklich neue Welt.»
RWE verfügt über ein Portfolio von mehr als 2 GW in ganz Chile. Loreto berichtet: «In diesem Jahr haben wir mit der Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt „Los Durmientes“ begonnen, einem Photovoltaik-Park in der Region Antofagasta, und bis Ende 2024 werden wir voraussichtlich zwei weitere Projekte für erneuerbare Energien zur Prüfung einreichen. Außerdem haben wir das grüne Wasserstoffprojekt „Vientos Magallánicos“ in der Region Magallanes.»
Loreto arbeitet seit mehr als 16 Jahren im Energiesektor: «Die Welt der erneuerbaren Energien hat sich weiterentwickelt, wir wissen heute, wo die Herausforderungen und Engpässe liegen. Offiziellen Zahlen zufolge haben wir in Chile ein Wachstumspotenzial von 2.153 GW, was dem 76-fachen der installierten Kapazität unseres Landes im Jahr 2021 entspricht. Um dieses Potenzial zu nutzen und Chiles Ziel der Kohlenstoffneutralität bis 2050 zu erreichen, brauchen wir regulatorische Änderungen, damit wir weiterhin weltweit führend sind und einen wettbewerbsfähigen Markt haben.».
Energieprojekte werden immer komplexer, «weil jedes Projekt Auswirkungen hat, auch dann wenn es sich um erneuerbarte Energien handelt. Das sehen wir vor allem während der Bauphase, die Erdbewegungen, Nutzung der Infrastruktur, erhöhten Fahrzeugverkehr und so weiter mit sich zieht. Deshalb ist es wichtig, dies im Vorfeld zu bedenken und mit den Gemeinden und den Behörden zusammenzuarbeiten, um ihre Anliegen zu erfahren, Zweifel und Bedenken zu klären und ihre Vorschläge nach Möglichkeit in den Projekten zu berücksichtigen. Die soziale Frage spielt eine immer wichtigere Rolle.»
Gleichzeitig stellt sich in Chile die Frage des Weiterleitung: «Um die Klimaneutralitätsziele zu erreichen und die Energiewende voranzutreiben, brauchen wir mehr Leitungen, um die von uns erzeugte Energie anzuschließen. Leider werden diese langsamer gebaut als die Energieprojekte fortschreiten. Das ist eine große Herausforderung.»
Ihre Hauptaufgabe ist es, diese Probleme anzugehen: «Zum einen müssen mein Team und ich viel im Kontakt zu den Menschen sein, ihre Sorgen und Nöte verstehen, und zum anderen mit den Mythen rund um die erneuerbaren Energien aufräumen. Unser Ziel ist es, dass die Arbeit von RWE in der Region, in der das Unternehmen angesiedelt ist, von der Bevölkerung gut angenommen wird und letztlich allen zugute kommt.»
Was rät die Managerin jungen Menschen, die am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen? «Wir sollten uns keine Grenzen setzen. Wir denken oft, dass das Studium unseren gesamten Berufsweg bestimmt. Für mich war das Gegenteil der Fall: Das Studium ist ein Werkzeug, das uns ermöglicht, uns in jedem Bereich weiterzuentwickeln, wir müssen nur bereit sein, uns anzustrengen, zu lernen, den Mut zu haben, Risiken einzugehen und zu verstehen, dass, wenn wir Fehler machen, das Wiederaufstehen uns stärker macht.»
Sie habe zudem gelernt, in der Gegenwart zu leben «und wenn etwas passiert, damit umzugehen, aber mich nicht mit etwas zu quälen, das nie passieren wird».
Loreto versucht, die wenige freie Zeit, die ihr bleibt, mit ihrem Mann Ignacio Droppelmann und ihrem Sohn Benito, der ein Jahr und sieben Monate alt ist, zu verbringen. Sie liest gerne Romane «und natürlich reise ich, wann immer ich kann. Das ist meine große Leidenschaft… Überall hinzureisen».
Foto: privat