«Excalibur» von John Boorman
Von Walter Krumbach
Als 1981 «Excalibur» in die Kinos kam, waren nicht wenige Kritiker und Filmliebhaber erstaunt. Ein Streifen über die Artussage und die Tafelrunde, mit schwertschwingenden Rittern und dem Hokuspokus des Zauberers Merlin? Ist so etwas noch zeitgemäß, jetzt, gegen Ende des 20. Jahrhunderts? Ja, es war zeitgemäß, denn Regisseur John Boormann ging an den alten Stoff auf eine originelle Weise heran.
Die Handlung überspannt das Leben des König Artus, von seiner Zeugung durch Uther und Igraine, bis er von seinem Sohn Mordred erschlagen wird. Die Erzählung vereint geschickt und überzeugend verschiedene Sagenstränge. So nimmt etwa Parzivals Suche nach dem Gral einen wesentlichen Teil des Films ein.
Boorman setzte die Artussage auf eine völlig ungewohnte Art in Szene. Schauplätze, Bewegungsabläufe und Kameraeinstellungen erzählten die alte Geschichte in einem neuen, einfallsreichen Stil. Die Phantasie des Regisseurs hatte keine Grenzen, wenn es darum ging, die Bilder zu veredeln. So drehte er die Außenaufnahmen in Irland, und ließ dabei zum Beispiel die Pflanzenwelt mit grünem Scheinwerferlicht anstrahlen, um leuchtkräftige Farben, die den Frühling im Leben Artus‘ symbolisieren, zu verwirklichen.
Überhaupt haben Farbtönungen und Ausstattung Symbolcharakter. Zu Beginn, während verschiedene Parteien um die Macht kämpfen, herrschen Rot und Schwarz vor: Die Krieger fechten bei Nacht und Nebel, es fließt mengenweise Blut, überall flammen Feuer auf. Nachdem Artus das legendäre Schwert Excalibur aus dem Stein gezogen hat und zum König ernannt wird, tritt Wohlstand und Frieden ein. Die Natur sprießt und gedeiht, Wiesen und Felder leuchten in sattem Grün auf. Gegen Ende verdunkelt sich das Bild wieder, Artus‘ Sterben wird von Herbstlandschaften begleitet, bis eine riesige, untergehende rote Sonne seinen unmittelbar bevorstehenden Tod signalisiert.
«Excalibur» erreichte hohe Zuschauerzahlen und ermöglichte verschiedenen jungen Darstellern wie Helen Mirren, Liam Neeson und Gabriel Byrne einen Vorwärtsruck in ihrenKarrieren.
Die Blu-Ray-Überspielung ist nur bedingt gelungen. Die Bildqualität ist uneinheitlich, sie schwankt zwischen gut und grobkörnig-unscharf, was bei einem Werk, in dem Kameraarbeit, Licht- und Bildgestaltung tragende Rollen spielen, gelinde gesagt bedauerlich ist. Ebenso lässt die 5.1-Tonabmischung zu wünschen übrig. Schon allein die herrlichen Musikeinlagen von Richard Wagner und Carl Orff hätten eine bessere Nutzung des Raumklangs verdient. Damit nicht genug, kommen die Surroundlautsprecher links und rechts hinten so gut wie gar nicht zum Einsatz.
Auf Bonusmaterial wurde – außer beim Trailer – verzichtet. Keine Dokumentation liegt bei, obwohl mehrere sehenswerte und informative Filmberichte auf dem Markt sind, wie «The Making of Excalibur: Myth Into Movie» von Neil Jordan oder «Excalibur: Behind the Movie». Bei dieser außergewöhnlichen Thematik eigentlich jammerschade!
«Excalibur»,USA, Vereintes Königreich, 1981. Regie: John Boorman. Produktion: John Boorman. Drehbuch: John Boorman, Rospo Pallenberg. Musik: Trevor Jones, Richard Wagner, Carl Orff. Kamera: Alex Thomson. Ton: Ron Davis. Schnitt: John Merritt. Mit Nigel Terry, Helen Mirren, Nicol Williamson, Cherie Lunghi, Gabriel Byrne, Katrin Boorman, Liam Neeson u. a. Spieldauer: 141 Min.
Bild ***
Ton ***
Darbietung ****
Extras *