Von Walter Krumbach
Der fünfte – und bisher letzte – Film über den Geheimagenten, der als Auftragsmörder für die CIA arbeitete, beginnt, als der heruntergekommene Bourne sich seinen Lebensunterhalt mit illegalen Faustkämpfen in Griechenland verdienen muss. Unerwartet taucht seine alte Bekannte Nicky Parsons mit frischen Informationen über Bourne auf und bringt einen intensiven elektronischen Nachrichtenaustausch mit der CIA ins Rollen.
Ein Killer wird eingesetzt, Bourne muss um die halbe Welt hetzen. Der Rhythmus wird immer intensiver, die angewandte Informatik immer komplizierter, ohne dass der Drehbuchautor den Versuch unternimmt, die verwickelte Handlung, die vom Zuschauer deutlich mehr als bloße Grundkenntnisse in Computertechnik voraussetzt, einigermaßen verständlich darzulegen.
Die bewegte Schilderung vermittelt ständig Spannung. Allerdings lässt Regisseur Paul Greengrass in den Kampf- und Verfolgungssequenzen Handkameras verwenden, wie er es bereits in «Green Zone» und «Captain Phillips» (siehe Blu-Ray-Report vom 11.9.2015) tat. Diese Szenen sind ebenfalls nicht nur hoffnungslos verwackelt, sondern zusätzlich durch den unpräzisen Schnitt schwer zu verfolgen.
Der 7.1-Ton hämmert dazu dröhnend aus den Lautsprechern, sodass man dankbar aufatmet, wenn ein Ruhemoment das zügige Geschehen unterbricht, was äußerst selten passiert. Schließlich artet das Ganze in eine wilde, ewig dauernde Verfolgungsjagd aus, in der Autos demoliert werden, dass es nur so kracht und splittert.
Mittelpunkt des Geschehens ist die Anwendung der Elektronik zur Nachrichtenübermittlung, eine Wissenschaft, die heutzutage enorm fortgeschritten ist. Dieses einem Laienpublikum schmackhaft zu machen, erfordert einen logisch strukturierten Handlungsaufbau. Das wird hier noch zusätzlich erschwert, weil ein äußerst zügiger Rhythmus vorherrscht. Weder dem Drehbuchautor noch dem Regisseur gelang es, die Zuschauer befriedigend zu unterrichten, was eigentlich innerhalb der Informatiknetze vorgeht.
Diese bestimmen die Handlung, und die involvierten menschlichen Figuren werden zu Marionetten degradiert. Ein Darsteller wie Vincent Cassel, der in «Elizabeth» und «Eine dunkle Begierde» (Blu-Ray-Report vom 3.5.2014) solide Leistungen erbrachte, spielt hier zum Beispiel einen brutalen Killer, der außer Zielen und Abdrücken nicht besonders viel zu tun hat.
Die beigefügten Extras befassen sich mit den Dreharbeiten. Greengrass, Damon und die anderen Hauptdarsteller versichern, wie viel Freude sie bei der Arbeit hatten. Ein langer Bericht über Damons Boxtraining ist auch dabei, und eine Dokumentation beschreibt eingehend die Vorbereitung und Ausführung der Kampf- und Verfolgungsszenen.
Ein Film für Action-Fanatiker, keine Frage. Von Paul Greengrass hätte man allerdings mehr Einfühlungsvermögen zu den verschiedenen handelnden Personen erwarten können.
«Jason Bourne», Vereinigte Staaten, 2016. Regie: Paul Greengrass. Produktion: Paul Greengrass, Christopher Rouse. Drehbuch: Paul Greengrass, Christopher Rouse. Musik: John Powell, David Buckley. Kamera: Barry Ackroyd. Schnitt: Christopher Rouse. Mit: Matt Damon, Julia Stiles, Alicia Vikander, Vincent Cassel, Tommy Lee Jones. Spieldauer: 124 Min.
Bild ***
Ton ***
Darbietung **
Extras **