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Online-Diskussion der Stiftung Verbundenheit

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«Brücken bauen»

Die Stiftung Verbundenheit organisierte im Rahmen der Online-Veranstaltungsreihe «Deutsche Minderheiten und deutsche Gemeinschaften stellen sich vor» am 25. März eine Online-Diskussion. Dieses Mal wurde Chile in den Blick genommen.

Die deutschsprachige Gemeinschaft in Chile ist derzeit die am weitesten entfernt gelegene vom Stiftungssitz in Deutschland. Rund 13.000 Kilometer trennen sie von Berlin, wo das Team Lateinamerika der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland sitzt.

«Bürgerdiplomatie-Initiative #Junges Netzwerk als wichtiger Baustein»

Neben dem Moderator des Abends, Teamleiter Lateinamerika Jan Wilms, eröffnete die Botschafterin Chiles in Deutschland, María Magdalena Atria Barros, die Online-Diskussion. Sie hob die Bedeutung der Arbeit der Stiftung Verbundenheit hervor, dass die Stiftung mit ihrer Arbeit «deutsche Gemeinschaften weltweit verbindet», aber auch «Brücken zwischen den Ländern Lateinamerikas und Deutschland baut». Die Bürgerdiplomatie-Initiative #JungesNetzwerk bilde einen wichtigen Baustein in den zwischenstaatlichen und regionalen Bemühungen, die deutsche Sprache und Kultur fest zu verankern. Auch wenn die Botschafterin selbst nicht Mitglied der deutschen Gemeinschaft Chiles ist, sei ihr Leben seit jeher tief mit Deutschland verbunden und sie bezeichnet sich gern auch als «Ehrenmitglied der deutschen Gemeinschaft in Chile».

Thomas Kreutzmann, Kuratoriumsmitglied der Stiftung Verbundenheit, begrüßte die Teilnehmenden auf Deutsch und Spanisch und erläuterte kurz die Aufgaben und Zielsetzungen der Stiftung Verbundenheit, die in über 35 Ländern weltweit tätig ist. Er hob hervor, dass sich die Stiftung Verbundenheit nicht nur für die Sprach- und Kulturpflege stark macht, sondern sich auch «für ein modernes und offenes Deutschlandbild» einsetzt. Auch einige Parallelen der Geschichte Deutschlands und Chiles, die sich beide aus Diktaturen zu gefestigten und starken Demokratien entwickelt haben, stellte er vor.

Kulturzentrum Sofia Hott Schwalm der DS Osorno

Georg Wammes, Honorarkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Puerto Montt, betonte, dass rund 500.000 Menschen in Chile deutscher Herkunft sind, was proportional gesehen bei einer Bevölkerung von rund 19,5 Millionen einen überaus großen Anteil ausmacht. In den 1850er Jahren begann die Einwanderung in die damals noch unbewohnte Region rund um Puerto Montt, auch als chilenische Schweiz bekannt. Er erzählte einige Anekdoten des damaligen, nicht einfachen Beginns eines neuen Lebens in Chile. So mussten die deutschen Einwanderer anfangs selbst Siedlungen und die nötige Infrastruktur aufbauen. Im Zuge dessen wurden mehrere deutsche Schulen gegründet, die in Chile – es gab damals noch keine Schulpflicht – schnell sehr beliebt wurden.

Johann Urban Paris, Leiter der Deutschabteilung des Kulturzentrums Sofia Hott Schwalm in Osorno, erklärte, dass die deutsche Schule in Osorno die erste deutsche Schule in Chile war und im Jahre 2004 ihr 150. Jubiläum feierte. Seither befindet sich das Kulturzentrum in einem denkmalgeschützten Gebäude im Stadtzentrum, wo regelmäßig 

Ausstellungen, Workshops und Aktivitäten zu Kultur, Sprache, Musik und Kunst von und mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Schülern und Schülerinnen stattfinden.

Cóndor – facettenreiche Information auf Deutsch

Ralph Delaval, Herausgeber und Geschäftsführer des Cóndor, berichtete über die deutschsprachige Wochenzeitung in Chile. So wurde während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland versucht, diese Wochenzeitung für politische Zwecke auszunutzen, aber die Angehörigen der deutschsprachigen Gemeinschaft in Chile haben sich erfolgreich dagegen gewehrt. 

Heute bietet der Cóndor einen facettenreichen Überblick über die deutsche Gemeinschaft vor Ort und weltweit, aber auch über die deutsche Sprache, Politik und Wirtschaft sowie das Klima, deutsche Traditionen und Bräuche und soziales Engagement. Die Leser können sich so über die Neuigkeiten in den Regionen in Chile sowie über deutsche, schweizerische und österreichische aktuelle und historische Themen und Entwicklungen in digitaler und gedruckter Form informieren.

Die Teilnehmer des Online-Abends der Stiftung Verbundenheit, der sich als Schwerpunkt Chile zum Thema <<Deutsche Minderheiten und deutsche Gemeinschaften stellen sich vor>> widmete

Paulo Hueraman, Mitglied von #JungesNetzwerk Chile, gehört zwar nicht der deutschsprachigen Gemeinschaft an, auch wenn er inmitten dieser aufwuchs. Ein Schüleraustausch nach Deutschland war der Beginn der deutschen Freundschaft und der aktiven Mitwirkung in der deutschen Gemeinschaft. Als ausgebildeter Zahnarzt betätigt er sich ehrenamtlich im #JungesNetzwerk, insbesondere in sozialen Projekten der Initiative der Stiftung Verbundenheit.

«Offen für Sympathisanten der deutschen Sprache und Kultur» 

In der zweiten Gesprächsrunde wurde festgestellt, wie wichtig die Vermittlung und die Pflege der Sprache und Bräuche ist, aber der Fokus eindeutig auf die Gegenwart und auf zeitgenössische Perspektiven und Initiativen gelegt werden sollte. Basis für eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem modernen Deutschlandbild und dem Selbstverständnis der deutschsprachigen Gemeinschaft bilden jedoch auch die Vermittlung und das Verständnis für die Geschichte Deutschlands, der deutschen Einwanderer und ihrer Nachkommen in Chile und weltweit. So formulierte es Johann Urban Paris passend, dass aus der Geschichte, der Vergangenheit auch die Verantwortung der verschiedenen Organisationen erwächst, Entwicklungen und Veränderungen der (deutschen) Kultur in der Gegenwart zu verstehen und zu fördern.

Ein solches Beispiel ist unter anderem die Stiftungsinitiative #JungesNetzwerk, die nicht nur Menschen der deutschsprachigen Gemeinschaft Lateinamerikas zusammenbringt, sondern allen Interessierten und Sympathisanten der deutschen Sprache und Kultur offensteht. So werden im Rahmen von unterschiedlichen Aktivitäten Bürgerprojekte in den Themenbereichen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands umgesetzt. Dazu zählen Bürgerprojekte im Sprach-, Kultur- und Umweltschutzbereich.Menschen in ganz Lateinamerika werden zusammengebracht und einzigartige Synergien gebildet. Die Stiftung Verbundenheit wirkt als Vermittler im Hintergrund der ehrenamtlichen Arbeit der Mitglieder von #JungesNetzwerk mit und unterstützt bei der Kontaktknüpfung, aber auch bei der breitgefächerten Projektkonzeption.

Lernen von erfolgreichen Beispielen

In der dritten Gesprächsrunde beschäftigten sich die Diskutanten mit Überlegungen und Wünschen für die Zukunft. Sie betonten die Wichtigkeit der Fortführung der gemeinsamen Arbeit und wie viel man gegenseitig von erfolgreichen Beispielen länderübergreifend lernen kann. Die Stiftung sowie deren Initiative #JungesNetzwerk nehmen dabei eine aktive Rolle der Brückenbildung zwischen den Ländern und Institutionen ein und fördern den aktiven Austausch von und nach Deutschland. Aber auch der Ansatz vor Ort und im direkten Kontakt mit den Menschen sollte nicht aus dem Blick geraten. Einen essenziellen Bestandteil bildet hier die ehrenamtliche Tätigkeit der mittlerweile über 2.000 Mitglieder der Initiative #JungesNetzwerk.

Jan Wilms und Thomas Kreutzmann betonten zum Schluss, dass die deutschsprachigen Gemeinschaften aber auch Deutschland selbst viel voneinander lernen können und die gemeinsame Arbeit und der aktive Austausch auch in Zukunft tatkräftig weiterverfolgt werden.

Quelle und Fotos: Stiftung Verbundenheit

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