«Ich habe den Befehl, die ‚Dresden‘ zu vernichten, wo immer ich sie treffe»
Von Walter Krumbach
Tras varias operaciones exitosas y una persecución implacable de unidades de la armada inglesa, el crucero ligero alemán «Dresden» fue hundido en territorio chileno el 14 de marzo de 1915. Su tripulación fue internada por la Armada de Chile en la isla Quiriquina. Varios de sus miembros fijaron residencia en nuestro país posteriormente. Algunos escaparon, entre ellos el teniente Wilhelm Canaris, quien cruzó la cordillera de Los Andes a caballo, logrando llegar a Berlín, donde fue ascendido prontamente por sus superiores.

Am frühen Morgen des 14. März 1915, einem Sonntag, liegt der schwer beschädigte Kleine Kreuzer «Dresden» fast ohne Kohlen und wenig Lebensmitteln am Ende der Cumberland-Bucht der Insel Más a Tierra. Er war als einziger nach der Schlacht bei den Falkland-Inseln entkommen und wird seitdem vom Feind unerbittlich verfolgt. Unversehens sichtet die Besatzung Rauchwolken. Es nahen der Panzerkreuzer «Kent», der Kleine Kreuzer «Glasgow» und der Hilfskreuzer «Orama». Die «Dresden» befindet sich auf chilenischem Hoheitsgebiet, also auf neutralem Boden, und darf daher nicht angegriffen werden. Kapitän zur See Fritz Lüdecke traut dem jedoch nicht und befiehlt Alarm.
Um 8.40 Uhr blitzt es auf den Decks der herankommenden Schiffe, Rauchwolken steigen auf. Die Engländer greifen an. Die ersten Granaten explodieren an Land, im Fischerdorf. Aber schon die zweite Entladung trifft die einzigen einsatzbereiten Geschütze an Bord und zertrümmert das Achterdeck. Ein Gegenangriff ist nicht mehr möglich. Der intensive Beschuss zerreißt die Bordwände, zwei Munitionskammern gehen in Flammen auf.
Lüdeckes einzige Möglichkeit ist nun, zu verhindern, dass der Feind das schutzlose Schiff entert. Dazu muss er es selber versenken, wie es die Soldatenehre erfordert. Dafür hatte er bereits vorgesorgt und den Admiralstab in Berlin per Funk ersucht, es den Fluten zu übergeben. Am 9. März war die Antwort eingetroffen: «Seine Majestät der Kaiser stellt Ihnen frei, aufzulegen.»
Nur ist jetzt viel Zeit vonnöten. Das Feuer unter Deck muss gelöscht werden, um Sprengladungen zu montieren und die Bodenventile zu öffnen. Die Toten und Verwundeten müssen geborgen und das Personal an Land gebracht werden. In dieser verzweifelten Lage hat der Kapitän plötzlich einen Einfall: Er beordert Oberleutnant zur See Wilhelm Canaris, sich zur «Glasgow» zu begeben und mit ihrem Kapitän so lange zu verhandeln, bis die Vorbereitungen zur Selbstversenkung beendet sind. Lüdecke hat in Canaris einen Mann schätzen gelernt, der sprachgewandt ist, Nerven wie Stahl hat und in kritischen Situationen mit seinem kühlen Kopf immer einen Ausweg findet. Der umtriebige Offizier kontaktierte in den vergangenen Wochen zum Beispiel deutsche Handelsschiffe, die ihm von Corral, Coronel, Talcahuano, Valparaíso, Antofagasta und Mollendo die Position von jedem gesichteten feindlichen Kriegsschiff verrieten.
Der Kapitän lässt also die Abfahrt des Unterhändlers signalisieren. Die Engländer reagieren nicht darauf und setzen den Beschuss fort. Canaris besteigt unbeirrt ein Dampfboot und fährt unter dem Lärm der jaulenden Granaten den Briten entgegen. Erst als er wenige Meter von der «Glasgow» entfernt ist, stoppt das Feuer.
Verhandlung auf feindlichem Deck
foto: Wikimedia
Canaris wird auf dem feindlichen Schiff von seinem Kapitän John Luce empfangen. Er protestiert gegen den Angriff, der «ein eklatanter Bruch des Völkerrechts» sei, da die «Dresden» auf neutralem chilenischem Hoheitsgebiet vor Anker liege. Luce antwortet, wie es die Royal Navy in solchen Fällen traditionsgemäß zu tun pflegt, und wie es der britische Admiralsstab später festhält, er könne «auf keiner anderen Basis verhandeln als auf jener der bedingungslosen Kapitulation». Canaris entgegnet, dieses Vorgehen widerspreche sämtlichen Regeln des Völkerrechts und unterstreicht abermals, dass Chile ein neutraler Staat sei. Luce erwidert: «Ich habe den Befehl, die ‚Dresden‘ zu vernichten, wo immer ich sie treffe. Andere Fragen kümmern mich nicht, sie müssen nachher durch die
Diplomatie erledigt werden.»
Der deutsche Oberleutnant weiß nun, dass weitere Verhandlungsversuche keinen Sinn haben. Er verlässt die «Glasgow», nachdem er sich mit einem stummen militärischen Gruß von dem Kapitän und den Offizieren verabschiedet hat, den diese mit gleicher Geste erwidern.
Während Canaris mit Volldampf zurückfährt, haben Kapitän Lüdecke und die Besatzung die Versenkungsvorbereitungen beendet. Die «Dresden» ist evakuiert, Lüdecke verlässt als letzter das todgeweihte Schiff. Um 11.15 Uhr donnern zwei gewaltige Explosionen aus dem Rumpf, der Bug taucht ab, das Heck erhebt sich, die Schrauben steigen aus dem Wasser empor. Danach versinkt langsam der Kreuzer. Die Mannschaft ist am Ufer angetreten, beobachtet das tragische Schauspiel und ruft «Hurra!»
Nun müssen sieben Tote begraben und die Besatzung von der chilenischen Marine interniert werden. Die «Orama» fährt die Verwundeten nach Valparaíso zur Behandlung im Hospital Alemán. Fünf Tage später landen zwei chilenische Kreuzer, die «Ministro Zenteno» und die «Esmeralda», auf Más a Tierra, um die Internierung vorzunehmen. Lüdecke und Canaris werden auf die «Ministro Zenteno» beordert und von Kapitän zur See Schröder und seinem Ersten Offizier Günther empfangen, die zum Erstaunen der Schiffbrüchigen tadellos Deutsch sprechen. Die restliche Belegschaft wird auf die «Esmeralda» abkommandiert.
Kurs auf Quiriquina
Die Chilenen haben zunächst den Auftrag, sie nach Talcahuano zu fahren, erhalten aber kurz darauf den Befehl, sie nach Valparaíso zu bringen, wo sie auf dem deutschen Schiff «York» beherbergt werden sollen. Als dies der britische Gesandte erfährt, übt er auf die chilenische Regierung Druck aus, mit dem Hintergedanken, die Deutschen könnten in ihre Heimat gebracht werden und von da aus erneut gegen England in den Krieg ziehen. Der Diplomat hat Erfolg, es ergeht eine dritte Weisung, wonach die «Esmeralda», auf der inzwischen auch Lüdecke und Canaris untergebracht sind, auf die Insel Quiriquina Kurs nimmt, wo sie am 24. März landet.
Die Besatzung wird in Baracken einquartiert, die Offiziere in einem nahegelegenen Wohnhaus untergebracht. Personal der chilenischen Marine bewacht die Deutschen. Lüdecke wendet sich mit klaren Worten an seine Männer: «Die chilenische Regierung hat uns diese Insel als Aufenthaltsort angewiesen. Niemand darf sie ohne besondere Erlaubnis verlassen. Die chilenischen Wachtposten sind nur hier, um einen Fluchtversuch zu verhindern, wovor ich sehr dringend warnen möchte. Stimmt ein in den Ruf: Seine Majestät der Kaiser, Hurra!»
Die meisten Männer halten sich gehorsam an die Anweisungen. Die Offiziere erhalten die Erlaubnis, ab und zu nach Concepción zu fahren, wo sie von Deutsch-Chilenen herzlich aufgenommen werden. Etliche unter ihnen sollten sich später dazu entscheiden, in Chile zu bleiben. Wilhelm Canaris indes findet das tatenlose Ausharren auf einer Insel am Ende der Welt für einen Soldaten der Kriegsmarine für unhaltbar und bereitet sich auf eine Flucht vor. Lüdecke ist mit dem Plan überhaupt nicht einverstanden und es kostet seinen geschätzten Offizier keine geringen Überredungskünste, um ihn von der Sinnlosigkeit seines Nichtstuns zu überzeugen. Schließlich gibt der Kapitän nach. Der Deutsche Gesandte in Chile Friedrich Carl von Erckert stimmt dem Plan auch zu, womit dem Entkommen nun von offizieller Seite nichts mehr im Wege steht.
In der Nacht zum 4. August verlässt Wilhelm Canaris das Haus der Offiziere. Er umgeht die chilenischen Wachtposten und rückt bis zum Strand vor, wo ein Fischerboot auf ihn wartet. Die Überfahrt verläuft ohne Zwischenfälle, am Ufer des Festlandes wird er von Freunden abgeholt, mit denen er sich verabredet hatte.
Mit der Eisenbahn nach Osorno
Der junge Offizier hatte seinen Ausbruch sorgfältig vorbereitet. Während seiner Besuche bei deutsch-chilenischen Freunden hatte er auf dem Gut San Cristóbal und mit einem Landwirt Namens Puffe Kontakte hergestellt, die sich dazu verpflichteten, ihm bei seinem Entkommen behilflich zu sein. Sie halten ihr Versprechen, Canaris nimmt jetzt Geld, Empfehlungsschreiben an Bezugspersonen in Argentinien und eine Fahrkarte für die chilenische Eisenbahn in Empfang. Einige Stunden später steigt er in Concepción in den Zug und fährt nach Osorno, was ihm keine weiteren Schwierigkeiten bereitet, da er sich inzwischen ein fließendes Spanisch angeeignet hat.
Sein Ziel ist kein Zufall: Osorno ist ein wichtiger Standort deutscher Siedler und ein idealer Ausgangspunkt für die Reise nach Deutschland, die er über Argentinien zu bewerkstelligen gedenkt. Er wird in der Villa der Familie von Geyso aufgenommen, die ihn an die Familie Eggers weiterleitet. Diese empfängt ihn auf ihrem Gut östlich von Osorno.
Canaris überquert allein zu Pferd (!) die Anden. Am See Nahuel Huapi wird er von einem weiteren Mitglied der Familie Eggers erwartet, das ihn auf einem Boot nach San Carlos de Bariloche fährt. Hier rastet er einige Tage auf dem Anwesen von Luis von Bülow. Der deutsche Konsul Carlos Wiederhold Piwonka, übrigens ein gebürtiger Osorniner, gewährt ihm die nötige Hilfe, um weiterzukommen.
Er reitet nach Neuquén und fährt anschließend mit der Eisenbahn nach Buenos Aires. Bei der Deutschen Botschaft sucht er den Marineattaché auf, der ihm einen chilenischen Pass aushändigt, der auf den Namen von Reed Rosas ausgestellt ist. Außerdem besorgt er ihm eine Kabinenreservierung auf einem holländischen Dampfer. Canaris reist bald ab und läuft am 30. September in Amsterdam ein. Er schlägt sich nach Deutschland durch und meldet sich beim Admiralstab zur Berichterstattung. Am 16. November wird er zum Kapitänleutnant befördert.
Fritz Lüdecke bleibt vier Jahre mit dem Rest der Besatzung in Chile interniert. Ende 1919 fährt er auf der «Frisia» heim. Anfang März 1920 nimmt er mit dem Dienstgrad eines Konteradmirals seinen Abschied. Er zieht sich aus dem gesellschaftlichen Leben zurück und stirbt, völlig in Vergessenheit geraten, im Februar 1931.
«Tirpitz» schwimmt um sein Leben
foto: Gordon McLeod / Imperial War Museum
Während auf der «Dresden» fieberhaft die Räumung und die Versenkung vorbereitet wird, geht ein Mastschwein über Bord, das Mitglieder der deutsch-chilenischen Gemeinschaft in Punta Arenas der Mannschaft geschenkt hatten. Das Tier schwimmt unter dem intensiven Beschuss direkt auf die «Glasgow» zu, wo es unversehrt von den überraschten Matrosen mühsam an Bord gehievt wird. Es erhält den Namen «Tirpitz», im Gedenken an den deutschen Großadmiral Alfred von Tirpitz, der zurzeit das Amt des Staatssekretärs des Reichsmarineamts innehat. «Tirpitz» wird nicht geschlachtet, sondern von den Engländern wie ein Haustier verwöhnt. Man verleiht ihm symbolisch das Eiserne Kreuz, mit der Begründung, er habe auf der «Dresden» länger standgehalten als die menschliche Besatzung.
Über ein Jahr bleibt «Tirpitz» auf der «Glasgow». Danach wird er zugunsten des Roten Kreuzes versteigert und gelangt später in den Besitz von William Cavendish-Bentinck, dem 6. Duke of Portland.
«Tirpitz» starb eines natürlichen Todes und sein Besitzer spendete seinen einbalsamierten Kopf dem Imperial War Museum..
Quellen: Rüdiger May: «Wie der Erste Weltkrieg nach Chile kam», Heinz Höhne: «Canaris – Patriot im Zwielicht»