Über viele Jahre hindurch war Don «Agi», wie er unter Freunden bekannt war, die treibende Seele der Deutsch-Chilenischen Gemeinschaft in Concepción. Kaum gab es eine Einrichtung, der er nicht angehörte und der er nicht in irgendeiner Weise seinen Beistand in verwaltungstechnischer oder auch finanzieller Art zukommen ließ.

Don «Agi» trat mit seinem Bruder Tassilo im Jahre 1958 als Mitbegründer der 15. Feuerwehrkompanie zu Santiago ein, verließ diese jedoch bald, um eine Ausbildung in
Deutschland zu absolvieren. Zurück in Chile verlegte er seinen Wohnsitz nach Concepción, wo er schnell Anschluss an die 7. Freiwillige Deutsche Feuerwehrkompanie fand, dieser auch endgültig im Jahre 1989 beitrat.
Seine schnelle Auffassungsgabe und sein angeborenes Führungstalent ließen ihn rasch in der Feuerwehr aufsteigen: Ab 1992 und dann über zehn Jahre führte er die Kompanie als Direktor, also Verwaltungsleiter und disziplinarischer Leiter. Die Erweiterung des Wachgebäudes und der Neubau der Unterkunft der Jugendfeuerwehr geben Zeugnis von seinem großen Einsatz. Zeitweise bekleidete er auch den verantwortungsvollen Posten des Schatzwartes der Gesamtfeuerwehr von Concepción, eine bestimmt nicht leichte Aufgabe.
Als sich der Ortsteil San Pedro de la Paz von Concepción trennte und eine eigene Feuerwehr aufstellen musste, war dies für Don «Agi» eine neue verantwortungsvolle Aufgabe: Er organisierte die neue Einheit nach den landesweit vorgegebenen Richtlinien und verhalf ihr damit zum erfolgreichen Start, was diese dann auch bald bei zahlreichen Einsätzen beweisen konnte.
Agilolf Reisenegger verstarb nach langer, mit viel Geduld ertragenen Krankheit am 20. Februar dieses Jahres In Concepción. Zahlreiche Trauergäste aus Concepción und der weiteren Umgebung gaben ihm das letzte Geleit.
Agilolf Reisenegger – großes Geleit für eine große Persönlichkeit der deutsch-chilenischen Institutionen in Concepción
Agilolf Anton Georg Ferdinand Reisenegger Ewerbeck wurde mit einer feierlichen Zeremonie der Feuerwehr von Concepción auf dem Friedhof Parque del Recuerdo in San Pedro de la Paz am 22. Februar beerdigt. Mit ihm verlor die deutsch-chilenische Gemeinschaft in Concepción eine bdeutende Persönlichkeit, an die Vertreter der Institutionen von Concepción mit großerTrauer und vielen Würdigungen gedachten.
(sik) Beim Begräbnis von Agilolf Reisenegger ehrten ihn mit Ansprachen: Luis Schuffenegger, ehemaliger Superintendente und Leiter der Begräbniszeremonie, Patricio Coloma im Namen der 16 deutsch-chilenischen Institutionen von Concepción, Georg Cleveland, Vertreter der Siebten Feuerwehrkompanie, Orlando Contreras, Comandante der Feuerwehr von San Pedro de la Paz, Ricardo Palma, ehemaliger Superintendente der Feuerwehr von Pedro de la Paz, und Werner Hohf, Direktor des Cuerpo de Bomberos de Concepción.
«Unermüdlicher Initiator von Projekten»
Die Feuerwehr war für Agilolf Reisenegger eine besonders große Leidenschaft: Er hat insgesamt 39 Jahre Dienst in chilenischen Feuerwehren geleistet. Bei der Siebten Kompanie der Feuerwehr von Concepción bekleidete er verschiedene Funktionen und war Superintendent und Gründer der Feuerwehr von San Pedro de la Paz.
Patricio Coloma, der die Radiosendung Hora Alemana in Concepción leitet, erklärt, dass der Titel «Director Honorario» eine ganz besondere Auszeichnung darstellt: «Es ist eine Anerkennung für sein großes Engagement. In den über 70 Jahren des Bestehens der Feuerwehr wurden nur vier Freiwillige mit dieser Ehre ausgezeichnet: Pablo Saip Müller, Günther Hohf Jacobs, Fernando Cleveland Recart und unser lieber Agi.»
Patricio Coloma beschreibt Agilolf Reisenegger als «unermüdlichen Initiator von Projekten in seinem persönlichen, beruflichen und öffentlichen Leben.».
Jedes Ziel, das er sich setzte, habe er erreicht: «Zusammen mit seinen unzertrennlichen Freunden und Kameraden Pedro Spoerer, Fernando Cleveland und Reinaldo Morales organisierte er den Kauf und die Einrichtung des Hauptquartiers der Feuerwehr von Concepción.»
Wenn es etwas gäbe, was von allen Freiwilligen und Kadetten der Siebten geteilt wurde, «dann ist es seine Nähe, sein herzlicher Gruß und sein offenes, liebevolles Lächeln. Immer bereit zu helfen, immer mit seiner Erfahrung und guter Laune beizutragen. Bei jeder Spendenak-
tion – sei es eine Verlosung, ein Bingo oder jede andere Aktivität – trugen er und Tante Rosemarie immer mit einem der begehrtesten Preise bei: der berühmten „Goldenen Uhr“, gespendet von der Juwelierwerkstatt Rometsch.»
«Freundlich, liebevoll, aufmerksam und respektvoll»
Verena Hempel – Patricio Coloma verlas den Nachruf der DCB-Ortsvertreterin beim Begräbnis – unterstrich «sein unverwechselbares Erscheinungsbild, das man schon von weitem an seiner Größe und distinguierten Präsenz erkannte. Ernst, aber immer mit einem schüchternen Lächeln, freundlich, liebevoll, aufmerksam und respektvoll. Elegant und distinguiert in seinem Aussehen und Umgang, zog er immer die Aufmerksamkeit auf sich. Mit seinem direkten Blick hinterließ er einen bleibenden Eindruck in der Juwelierbranche und nahm aktiv an allen Verantwortungen und sozialen Aktivitäten teil, die irgendwie mit der Feuerwehr oder einer chilenisch-deutschen Institution zu tun hatten. Zusammen mit Rosemarie unterstützten sie stets und sehr nah die Geschäftsführung jeder dieser Institutionen, besonders des Deutschen Sportvereins und der 7. Feuerwehrkompanie sowie La Hora Alemana».
Agilolf Reisenegger trat 1967 dem Deutschen Sportverein bei und wurde 1971 sein Vorsitzender. In dieser Zeit kümmerte er sich um den Kauf des Grundstücks und den späteren Bau des Sportvereinsgebäudes in der Castellón-Straße. In einem kürzlichen Interview erzählte er, wie Verena Hempel ausführt: «Er hatte einen Baukostenplan für dieses Gebäude in Castellón von 170.000 Pesos (aus dieser Zeit) erhalten, als der Schatzmeister ihm mitteilte, dass nur 130.000 Pesos zur Verfügung standen. „Sollen wir ins kalte Wasser springen?“, fragte Agilolf und beide entschieden, „jetzt oder nie, wir müssen härter arbeiten“. So begann alles dort in der Castellón-Straße.»
In seiner späteren Amtszeit als Vorsitzender von 2003 bis 2005 führte «Agilolfs Wille, sein Enthusiasmus, seine Ausdauer und sein Rat dazu», dass er zusammen mit dem damaligen Präsidenten der Schule, Claudio Ihl, dafür sorgte, die Einrichtungen der Deutschen Schule von Concepción und des Deutschen Sportvereins entstehen konnten.» Auch unter anderem als Vizepräsident von 1998 bis 2002 unterstützte Agilolf stets den Sportverein.
Um1985 war er der regionale Vertreter des Deutsch-Chilenischen Bunds und ab den 1990er Jahren auch seine Frau Rosemarie. Sie schlugen eine Brücke zwischen dem DCB in Santiago und Concepción, wie Verena ausführt: «Treffen im Sanatorio Alemán, im Deutschen Sportverein, mit dem Goethe-Institut oder dem Konsul der damaligen Zeit führten zu interessanten Konzerten, Ausstellungen, Vorträgen oder Kunstausstellungen.»
Im Jahr 1990 haben vier Institu-tionen begonnen, sich monatlich zu treffen: «der DCB vertreten durch Agilolf, der deutsche Sportverein durch Alberto Hermanns, die Damen des Deutschen Vereins mit Rosemarie Rometsch und La Hora Alemana mit Patricio Coloma. Diese Gruppe ist heute das, was wir als die «Ichas» bezeichnen würde, die Chilenisch-Deutschen Institutionen, die im Laufe der Zeit alle Organisationen umfasst haben, die in irgendeiner Weise mit unserer deutschen Kultur verbunden sind, sei es durch ihre Herkunft von deutsch-chilenischen Bürgern oder durch ihre Ziele zur Förderung deutscher Werte und Kultur. Wir glauben fest daran, dass Bikulturalität immer bereichernd ist.» Heute gehören 16 Institutionen dazu, seit 2005 unter der Leitung von Verena Hempel als Vertreterin des DCB.
Patricio Coloma erklärte in seiner Ansprache im Namen der Trauergäste beim Begräbnis von Agilolf Reisenegger: «Seine Zuneigung, seine Empathie, seine Bescheidenheit… All das wird uns immer begleiten.»
Quelle: Hora Alemana