Chile fue, después de Uruguay y Paraguay, la última etapa del viaje del presidente federal alemán Frank-Walter Steinmeier a Sudamérica, entre el 28 de febrero y el 7 de marzo. Junto con su esposa Elke Büdenbender, visitó el Colegio Alemán de Santiago y entregó, en una recepción con la embajadora alemana Susanne Fries-Gaier, la Cruz al Mérito Federal a Ana María Wahrenberg y Rudi Haymann

Sportplatzes der Deutschen Schule Santiago
foto: DS Santiago
(sik/dpa) Der deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier begann am 4. März seinen offiziellen Besuch in Chile. Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender waren am Abend des 3. März am Flughafen in Santiago gelandet.
Im Gespräch mit Vertretern der Zivilgesellschaft erhielt der Bundespräsident in seinen ersten Stunden einen Einblick in aktuelle Themen und die Kultur Chiles. Im Anschluss nahm er an einem Austausch zwischen deutschen und chilenischen Wirtschaftsvertretern teil. Es standen Fragen der Handelspolitik und die Themen erneuerbare Energien und Rohstoffe im Mittelpunkt.
«Colonia Dignidad bleibt ein zentrales Anliegen»
Anschließend besuchte er das Museo de la Memoria y de los Derechos Humanos. Dort schrieb er über «die Erinnerung» ins Gästebuch: «Sie hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht zu beenden. Aber sie braucht Räume wie dieses Museum, um an das Geschehen zu erinnern, damit es nicht wieder geschieht.»
Von Historiker Stefan Rinke erhielt er einen Ausblick auf eine Dauer-Ausstellung der Freien Universität Berlin zur Colonia Dignidad, die ab 2026 im Museum gezeigt werden soll. «Die Aufarbeitung der Geschehnisse in der Colonia Dignidad bleibt ein zentrales Anliegen für Deutschland», betonte der Bundespräsident nach einem Gespräch mit Vertretern der Opfergruppen und Experten. Die Psychologin Susanne Bauer berichtete über ihre Arbeit mit den misshandelten und ausgebeuteten Menschen, nachdem der pädophile Sektenführer Paul Schäfer die Colonia
Dignidad verlassen hatte.
In der Deutschen Schule Santiago weihte Frank-Walter Steinmeier mit seiner Frau den erneuerten Sportplatz ein und machte den Anstoß für das erste Fußballspiel auf dem Spielfeld. Das Ehepaar informierte sich über Schulprojekte und erlebte eine Aufführung einer Tanzgruppe.
Bei einem Besuch der Carabineros würdigte der Bundespräsident die deutsch-chilenische Zusammenarbeit der Polizei. Es werden seit einigen Jahren von mehreren deutschen Landespolizeien Seminare mit ihren chilenischen Kollegen durchgeführt.
Elke Büdenbender besuchte Schwester Karoline Mayer und ihre Stiftung Cristo Vive. Sie besichtigte die Berufsschule des sozialen Werks, in der jährlich rund 1.200 Jugendliche und Erwachsende kostenlos in handwerklichen und technischen Berufen ausgebildet werden. Auf dem Programm der Frau des Bundespräsidenten standen außerdem Treffen mit den Leiterinnen der Siemens-Stiftung, Ulrike Wahl, der Friedrich-Ebert-Stiftung, Cäcilie Schildberg, und der Heinrich-Böll-Stiftung, Gitte Cullmann.
Ana María Wahrenberg und Rudi Haymann mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
Am Dienstagabend lud die deutsche Botschafterin Susanne Fries-Gaier zu einem Empfang ein. Steinmeier überreichte das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse an Ana María Wahrenberg und Rudi Haymann. Beide sind als Juden im Jahr 1938 aus Berlin vor der Verfolgung der Nazis geflohen und engagieren sich als Zeitzeugen.
Ana María Wahrenberg wurde für ihren Beitrag zur Bewahrung des Gedenkens an die Shoah sowie für ihre Zeitzeugenarbeit und Aufklärung über die Verbrechen des Holocausts, unter anderem in Schulen, ausgezeichnet. Sie sagte: «Mein größtes Anliegen ist es, Brücken des Verständnisses zu bauen.»

foto: Silvia Kählert
Auch Rudi Haymann konnte sich als 16-Jähriger in Berlin im Jahre 1938 durch einen Kindertransport vor dem Holocaust retten. Nach seiner Ankunft in Haifa schloss er sich im gleichen Jahr dem Kibbuz Beit Zera an, der sich wenige Kilometer südlich des Sees Genezareth im heutigen Israel befindet. Er trat als Freiwilliger in die britische Armee ein. Der Innenarchitekt ist als Ehrenamtlicher für das Jüdische Archiv Chiles aktiv. Er schrieb seine Autobiografie «Más allá de las fronteras», die als Buch veröffentlicht wurde.
In seiner Rede bezeichnete Steinmeier die beiden Ausgezeichneten als «leuchtende Vorbilder, die uns zeigen, wie wichtig es ist, Hass und Intoleranz entgegenzutreten».

foto: Silvia Kählert
Enteignung der Opfer der Colonia Dignidad geplant
Am Mittwoch (Cóndor-Redaktionsschluss) legte Steinmeier einen Kranz am Denkmal für Bernardo O’Higgins nieder. Anschließend traf er sich im Präsidentenpalast mit Präsident Gabriel Boric zu einem privaten Gespräch. Dabei war auch die aktuelle weltpolitische Lage Thema. Steinmeier hatte am Vortag bei einem deutsch-chilenischen Wirtschaftsforum bereits Trumps Politik der Strafzölle als Fehler kritisiert. Steinmeier rief die Befürworter des freien Welthandels dazu auf, enger zusammenzustehen.
Es wird erwartet, dass Steinmeier und Boric auch über die frühere Colonia Dignidad sprechen. Seit Jahren wird um den Bau einer Gedenkstätte für die Opfer der Colonia Dignidad gerungen. Kurz vor der Ankunft Steinmeiers teilte das chilenische Justizministerium mit, dass dafür nun eine über 100 Hektar große Fläche auf dem Gelände der ehemaligen Kolonie enteignet werden soll. Auf diesem Grundstück hat sich ein großer Teil der Opfer von Paul Schäfer, von denen die meisten die deutsche Staatsbürgerschaft haben, auf dem in Villa Baviera umbenannten Areal eine Existenz aufgebaut. Die Gebäude ihrer Hotelanlage und des Restaurants, das sie betreiben, sollen ebenfalls enteignet werden.
Besuch von Paranal
Der Besuch schloss mit einem Ausflug zum Paranal-Observatorium in der nördlichen Region von Antofagasta ab. Zurzeit wird befürchtet, dass ein Projekt zur Produktion von erneuerbarer Energie in der Nähe des Observatoriums, das zum Europäischen Südstern-Observatorium (Eso) gehört, die Lichtverschmutzung erhöhen könnte. Das würde eine wesentliche Beeinträchtigung der Arbeit der Eso bedeuten.