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Porträt – Hanni Fitzke-Engel

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Physiotherapeutin, Organistin und Leiterin des Chor Frohsinn

«Die Musik hat mir viele Türen geöffnet»

Hanni Fitzke-Engel lebt seit September 2023 mit ihrem Mann Sebastian Fitzke, Pastor der Versöhnungsgemeinde, und ihrem 15-jährigen Sohn Paul in Santiago. Inzwischen hat die musikbegeisterte Physiotherapeutin die Leitung des Frohsinn-Chors übernommen, in dem auch ihr Mann als Sänger mitwirkt.

Singen und Musik durchziehen ihr ganzes Leben: Das geht aus Hanni Fitzke-Engels Lebensweg deutlich hervor. «Gerne und viel gesungen habe ich schon als kleines Mädchen: Die Titelmelodie von Heidi „Deine Welt sind die Berge“, alle Lieder aus den „Liederkarren“-Heften (Redaktion: die zu der Zeit beliebtesten Melodien der Jugendlichen von Volkslied bis Pop) zusammen mit meinem Vater, der dazu Gitarre spielte», erzählt Hanni Fitzke-Engel von ihrer großen Leidenschaft. «Und auf langen Autofahrten hätten meine Eltern eigentlich kein Radio gebraucht, weil ich immer gesungen habe.» Das Singen habe auch ihre Stimmung widergespiegelt, denn «nur, als ich einmal Liebeskummer hatte, habe ich eine Woche gar nicht gesungen, und da hörte ich meinen Vater später flüstern „Gott sei Dank – sie singt wieder”!»

Sie wurde in Braunschweig geboren, wo sie auch aufgewachsen ist und die Schule besucht hat. Mit sechs Jahren bekam Hanni bereits Geigenunterricht und mit acht Jahren Klavierunterricht. «Beide Instrumente musste ich täglich je eine halbe Stunde üben, bevor ich draußen mit meinen Freunden spielen durfte. Einmal hatte ich davon so die Nase voll, dass ich den ersten Satz von Bachs a-Moll-Konzert mit meinem Kassettenrecorder aufgenommen und dann so oft abgespielt habe, bis die halbe Stunde um war.» 

Als Elfjährige durfte sie endlich das, was sie sich schon lange gewünscht hatte: Mitsingen in einem Chor. Besonders in Erinnerung blieben ihr die Teilnahmen des Kinderchors bei Operninszenierungen des Staatstheaters Braunschweig. 

Nach ihrem Schulabschluss hat sie eine Ausbildung zur Physiotherapeutin gemacht und in verschiedenen Praxen gearbeitet. Zusätzlich hat sie sich auch zur Organistin und Chorleiterin ausbilden lassen. «Besonders geprägt haben mich die Jahre in den Chören der Braunschweiger Sing-und Chorschule. Chorleiter war Manfred Ehrhorn, der Professor für Chorleitung und Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover war.» Von ihm habe sie viel gelernt und ist mit dem heute über 90-Jährigen noch immer befreundet. Auch an ihrem neuen musikalischen Engagement in Chile nimmt er Anteil: «Er hat mir für den Frohsinn-Chor zwei Männerchor-Sätze geschrieben, die wir im neuen Jahr einstudieren wollen.»

Zum Frohsinn-Chor kam Hanni Fitzke-Engel, als in diesem Jahr für Mateo Kubli ein Nachfolger gesucht wurde: «Als der Präsident des Chores im April auf mich zukam und fragte, ob ich die Chorleitung übernehmen wolle, habe ich gerne „Ja“ gesagt.» Die Entscheidung hat sie keineswegs bereut: «Ich mag die Herzlichkeit und die Gemeinschaft in diesem kleinen, aber feinen Chor. Und es bewegt mich, so weit weg von Deutschland, diese schönen, alten Lieder, wie „Heideröslein“, „Der Lindenbaum“ und jetzt zu Weihnachten „Stille Nacht“ zu musizieren. Außerdem bekomme ich die Chance, auch schöne, rhythmisch-schwungvolle chilenische Lieder zu lernen. Das ist für mich gar nicht so einfach, macht aber riesigen Spaß!»

Auch in anderen Bereichen widmet sie sich ehrenamtlich mit Begeisterung der Musik: «In unserer Kirchengemeinde, der Versöhnungsgemeinde, spiele ich Orgel und Klavier und organisiere mehrmals im Jahr kleine Chorprojekte. Natürlich muss ich dafür auch üben und freue mich, dass ich Zeit habe, meine eigene Sopranstimme im Gesangsunterricht weiterzuentwickeln.»

Besonders gefreut hat es sie kürzlich, als sie eingeladen wurde, in einem musikalischen Projekt mit einem Vokalensemble und einem Orchester mitzuwirken: «Es war für mich eine tolle Erfahrung und große Freude, mit chilenischen Sängern und Musikern in den wunderschönen Innenstadt-Kirchen Iglesia San Ignacio und Iglesia San Vicente de Paul in Santiago Konzerte mitsingen zu dürfen.»

Auch ihren Mann Sebastian hat sie in einem Kammerchor kennengelernt. Wie kam es, dass sich beide entschieden haben, sich bei einer Gemeinde in Chile zu bewerben? Einen direkten Bezug zu Südamerika gab es für das Ehepaar nicht, aber, wie sie erklärt, «eine große Neugierde auf dieses Land und diesen Kontinent. Wir hatten beide schon lange den gemeinsamen Traum, eine Zeit lang im Ausland zu leben». 

Inzwischen habe sie sich mit der ganzen Familie gut in Chile eingelebt. Ihr selbst gefällt hier besonders «die Herzlichkeit, el Cariño, die Sonne und die leuchtenden Farben, die Zitronen- und Avocadobäume, die beeindruckende Natur, die interessante Geschichte und Kultur des Landes und die tollen Erdbeeren.» Weniger angetan sei sie «vom Verkehr in Santiago und dem vielen Gehupe». Auch beim Lernen der spanischen Sprache machen sie und ihr Mann Fortschritte und empfinden dies «als großes Geschenk und eine wunderbare Bereicherung». Wenn sie gerade nicht musiziert oder singt, verbringt sie gerne Zeit mit ihrem Mann, ihrem Sohn und Hündin Frieda, geht auch Schwimmen, trifft sich mit lieben Menschen und entdeckt die neue Umgebung.

Bei ihrer Ankunft in Chile, als sie noch kein Spanisch sprach, war ihr besonders deutlich geworden: «Die Musik ist eine universelle Sprache, eine Sprache, mit der ich mich losgelöst von Sprachbarrieren ausdrücken und Verbindungen schaffen konnte. Die Musik hat mir in einem zunächst fremden Land viele Türen geöffnet.» Dabei habe sie auch an die Worte von Yehudi Menuhin gedacht: «Das Singen ist die eigentliche Muttersprache aller Menschen.» Und Hanni Fitzke-Engels Wunsch ist: «Wenn es mir gelingt, andere ein wenig damit anzustecken, macht mich das dankbar und froh.»

Foto; privat

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