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Tourismus im biologischen Reservat Huilo Huilo

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Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensraum

Mit der Gründung des biologischen Reservats Huilo Huilo wurde vor 24 Jahren ein neuer Weg beschritten, der inzwischen reiche Früchte trägt: Die Besucherzahlen stiegen in den vergangenen zwei Jahrzehnten von 4.000 auf rund 300.000.

Neue öffentliche und private Infrastrukturen wurden gebaut, welche die natürliche Umgebung respektieren – Hotels wie «Montaña Mágica», das sich mit den Jahreszeiten verändert, oder «Nothofagus» mit Blick in den Wald und auf die Baumkronen -, daneben zahlreiche Portale und Wege, um den Wald zu erkunden, ohne ihn zu stören. 

Außerdem wurden verschiedene Projekte realisiert, um die Artenvielfalt in der Region zu erhöhen und dort ausgestorbene Spezies wie Huemules und Guanacos wieder einzuführen. Und nicht zuletzt die Schaffung von mehr als 1.500 Betten, von denen über 1.000 zu den umliegenden Gemeinden gehören. Mehr als 70 Prozent der Bevölkerung sind der Ansicht, dass sich ihre Lebensqualität seit der Einführung des Tourismus verbessert hat. Das Projekt beruht auf drei Grundpfeilern: Erhaltung des natürlichen und kulturellen Erbes, Integration der Gemeinden und Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus. 

Alexandra Petermann Reifschneider, Geschäftsführerin des biologischen Reservats Huilo Huilo 

Zu diesem interessanten Thema sprach die Geschäftsführerin des biologischen Reservats Huilo Huilo, Alexandra Petermann Reifschneider, im August auf dem 1. Kongress «Hábitat y Salud» der Universidad de los Andes und danach im Club Manquehue, einer «grünen Lunge mitten in der Großstadt», wie sie sagt. Alexandra hat deutsch-schweizerische Wurzeln, besuchte die Deutsche Schule in Santiago und ist selbst Mitglied des Sportclubs Manquehue. Außerdem gehört sie dem Vorstand des Centro de Estudios Territo-
riales der Universidad de los Andes an, einer interdiszi-
plinären Institution, die einen ganzheitlichen Blick auf das Thema Lebensraum anstrebt.

Kennen- und schätzenlernen, um zu erhalten

«Die Aufgabe der Stiftung Huilo Huilo besteht darin, dieses einzigartige Natur- und Kulturerbe für heutige und künftige Generationen zu erhalten, aufzuwerten und zu verbreiten», erklärt Alexandra Petermann. «Wir möchten den Menschen das Erleben des Waldes und seines Zaubers näher bringen. Verschiedene Studien haben seit über 40 Jahren gezeigt, dass dies die geistige und körperliche Gesundheit der Menschen verbessert. So schlug der japanische Wissenschaftler Dr. Qing Li im Jahr 2012 die Waldmedizin als neue Präventivmedizin vor. Diese basiert auf dem Konzept, dass der Aufenthalt in einer waldnahen Umgebung die menschliche Gesundheit erheblich verbessern kann. Studien haben gezeigt, dass das «Waldbaden», bei dem man sich in der Natur aufhält und über die Sinne mit ihr verbunden ist, Stresshormone senkt, das autonome Nervensystem ausgleicht und das Immunsystem stärkt. In diesem Sinne hat Huilo Huilo durch die Entwicklung dieser physischen und sozialen Plattform der Beziehung zur Natur nicht nur eine wirtschaftliche Entwicklung durch den wachsenden Tourismus in der Region ermöglicht, sondern auch eine Regeneration der vorhandenen natürlichen Lebensräume und eine direkte Verbesserung der Lebensqualität der Besucher und Bewohner.»

Natur für Städte

Mit der Gründung von Huilo Huilo wurde vor 24 Jahren ein neuer Weg beschritten, der inzwischen reiche Früchte trägt.

Die Entwicklung des Tourismus in einem Lebensraum wie Huilo Huilo bringt einerseits wirtschaftliche Ressourcen für das Gebiet und verbreitet andererseits die Werte des Ortes, was viele Menschen dazu veranlasst, nach Möglichkeiten zu suchen, ihn zu erhalten. In der Vergangenheit wurden Gebiete für ihre Konservierung isoliert, um menschliche Eingriffe zu vermeiden, aber heute geht die Tendenz zum Kontakt des Menschen mit der Natur, um positive und sogar regenerative Auswirkungen zu erzielen. «Heute muss man sich noch entscheiden, ob man an eher abgeschiedenen Orten mit mehr Kontakt zum natürlichen Erbe leben will, die aber in Bezug auf die Infrastrukturen sehr prekär sind, oder ob man in Städten lebt, wo es zwar die notwendige Infrastruktur gibt, aber wenig Beziehung zur Natur. Daher muss die Natur in die Städte gebracht werden, mit Bewohnern, die eine regenerative und nicht nur eine extraktive Beziehung zur Umwelt haben. In dem Maße, in dem wir das Leben auf nachhaltige Weise fördern, werden wir die Lebensqualität und die Gesundheit der Menschen und der dort vorhandenen Ökosysteme verbessern, indem wir einen positiven Kreislauf der regenerativen Entwicklung schaffen, in dem der Mensch Teil der Natur und somit Teil ihrer natürlichen Ordnung ist», unterstreicht Alexandra Petermann. 

Und was sind die zukünftigen Herausforderungen? 

«Die Touristen sind begeistert von der unberührten Natur, der Landschaft und der Stille. Doch nicht alle verstehen, was es heißt, 100.000 Hektar Natur zu bewirtschaften, zu erhalten und zu pflegen. Wir müssen unser Projekt bekannter machen und noch besser kommunizieren, um mehr Menschen dazu zu bewegen, diesen unglaublichen Regenwald im chilenischen Patagonien zu erhalten und die Entwicklung der hier lebenden Einwohner zu unterstützen.»

Fotos: Huilo Huilo

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