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domingo, 26. enero 2025
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Porträt – Benny Müller

Stellvertretender Missionschef an der Schweizer Botschaft in Santiago

«Mich fasziniert die kulturelle Vielfalt»

Benny Müller ist Diplomat im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten der Schweiz. Seit August 2022 ist er stellvertretender Missionschef an der Schweizer Botschaft in Santiago de Chile. In dieser Funktion deckt er neben seiner Tätigkeit als stellvertretender Missionschef die gesamte Bandbreite der bilateralen Beziehungen ab, einschließlich der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und kooperativen Aspekte.

Geboren wurde Benny Müller 1977 in Kaisten im Kanton Aargau. Er erlebte gemeinsam mit seinen beiden älteren Geschwistern eine unbeschwerte Kindheit in diesem Dorf an der Grenze zu Deutschland.

Als Studienfach wählte er Rechtswissenschaften und studierte in Basel. Schon immer hatten ihn Fragen der Gerechtigkeit und Ethik sehr interessiert. «Deshalb belegte ich parallel zu Rechtswissenschaften in jedem Semester Philosophievorlesungen. Andererseits hat mich Jura – oder Jus, wie wir in der Schweiz sagen –, aufgrund seiner Themenvielfalt angesprochen, damit konnte ich mir meine beruflichen Optionen offen halten», erklärt er.

Danach promovierte er an der Universität Basel zum Doktor der Rechtswissenschaften. Die Promotion zum Thema «Die Rechte indigener Völker und ihre Förderung durch die Schweizer Entwicklungszusammenarbeit mit Ecuador» schloss er mit magna cum laude ab. Während seines dreijährigen Forschungsprojekts in diesem Land arbeitete er auch für eine Anwaltskanzlei in den Bereichen geistiges Eigentum und internationale Rechtsangelegenheiten sowie für eine Universität als außerordentlicher Professor für internationales Recht und internationale Zusammenarbeit.

Dass das Thema der Menschenrechte, vor allem im Zusammenhang mit indigenen Völkern, sowohl in seiner Dissertation als auch im Laufe seines beruflichen Werdegangs immer wieder auftaucht, hat mit seinem inneren Antrieb zu tun, einen Beitrag zur Völkerverständigung und für eine gerechtere Welt zu leisten. «Die kulturelle Vielfalt fasziniert mich allgemein. Viele indigene Gemeinschaften haben während Jahrtausenden interessante Konzepte entwickelt, die uns bis heute helfen können, beispielsweise für einen nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt.»

Bevor er in den Auswärtigen Dienst eintrat, war Benny Müller Rechtsberater in der Abteilung «Nachhaltige Entwicklung und internationale Zusammenarbeit» des Eidgenössischen Instituts für Geistiges Eigentum. Hier war er zuständig für Fragen im Zusammenhang mit Biodiversität, Vorteilsausgleich, traditionellem Wissen und indigenen Fragen, Umwelt, Landwirtschaft und dem Recht auf Nahrung.  

Gefragt nach herausfordernden Situationen meint er: «Wie auch sonst im Leben, kann man in der Diplomatie schwierige Momente einfacher bewältigen, wenn man sie mit Humor nimmt. Zum Beispiel, wenn die Schweiz mit Schweden verwechselt wird. Ich hatte in Asien auch schon ein offizielles Treffen unter dänischer statt Schweizer Flagge…»

Seit August 2022 ist Benny Müller stellvertretender Missionschef an der Schweizer Botschaft in Santiago. Vor dieser Aufgabe war er vier Jahre lang stellvertretender Leiter der Menschenrechtsdiplomatie in Bern. Zu seinen Hauptaufgaben gehörten die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte sowie Umweltrechte. Darüber hinaus leitete er ein Team von vier Diplomaten und Beratern, die sich mit der Menschenrechtssituation in Asien, Amerika, Afrika und Europa befassten. Eine ähnliche Funktion hatte er 2014 bis 2018 an der Ständigen Vertretung der Schweiz bei den Vereinten Nationen in Genf inne. Seinen ersten diplomatischen Posten absolvierte er zuvor als Attaché an der Schweizer Botschaft in Jakarta, Indonesien. 

«Wie der Titel schon sagt, vertrete ich in Chile den Botschafter. Außerdem leite ich die diplomatische Sektion, die sich um die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen der Schweiz und Chile kümmert, sowie um Themen wie Umwelt, Menschenrechte und Kommunikation. Zwischen der Schweiz und Chile bestehen viele Gemeinsamkeiten, wie das Einstehen für demokratische Werte, Multilateralismus oder offene Wirtschaft. Entsprechend gut und eng ist die Zusammenarbeit. So gibt es zwischen der Schweiz, welche die internationalen Ranglisten der innovativsten Länder anführt, und Chile, einem der führenden Länder Lateinamerikas, spannende Projekte, beispielsweise im Bereich grüner Technologien.»

Seine Frau Jenny stammt ursprünglich aus Ecuador. Mit dem Posten in einem lateinamerikanischen Land hat sich für die Familie ein Wunsch erfüllt. «Unsere beiden Kinder gehen in die Schweizer Schule und sind dort ebenfalls sehr glücklich.»

Neben Fußball gehören Sprachen zu den Hobbys von Benny Müller. Er spricht Deutsch, Spanisch, Englisch und Französisch. Darüber hinaus hat er Latein, Kichwa und Indonesisch gelernt –  und kürzlich seinen ersten  Mapudungun-Kurs absolviert. 

Wie es ihm in Chile gefällt? «Ausgezeichnet! Die offenen Menschen, das Wetter in Santiago, die chilenische Küche – zumindest die vegetarischen Optionen. Zudem hatte ich in den letzten zwei Jahren das Privileg, mehrere Orte dieses so kontrastreichen Landes kennenlernen zu dürfen. Rapa Nui und die Atacama-Wüste gehören zu den unvergesslichen Erlebnissen. Gerne würde ich den Süden des Landes noch besser kennenlernen. Vor Kurzem bin ich von der Insel Robinson Crusoe zurückgekehrt. Die Schweiz hat zum Archipel Juan Fernández, das gerade 450 Jahre seiner Entdeckung feiert, eine spezielle Bindung, weil bis heute zahlreiche Nachkommen des Berner Alfred von Rodt, der das Eiland von 1877 bis zu seinem Tod 1905 quasi regierte, dort leben.».

foto: privat

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