Der preisgekrönte Streifen, vom American Film Institute zu einem der zehn herausragendsten Filme des Jahres 2023 gekürt, erzählt den Werdegang des amerikanischen Physikers Robert Oppenheimer, der als Leiter des Manhattan-Projekts während des Zweiten Weltkriegs im Los Álamos National Laboratory in New Mexico die Atombombe entwickelte.
Die Schilderung ist nicht linear: Gerichtsverhandlungen, die 1954 stattfinden und eine Senatsanhörung aus dem Jahr 1959 werden in die Handlung vor, während und nach dem Krieg eingeflochten. Das Geschehen springt laufend zwischen den Jahren hin und her. Dazu wechselt das Bild wiederholt von Farbig auf Schwarzweiß und umgekehrt, und der Rahmen alterniert vom Kinobreitwandformat zum 16:9-Fernsehseitenverhältnis. Da soll einer begreifen, was mit den häufigen Kulissenänderungen gemeint ist und dazu noch bestmöglich der komplexen Handlung folgen.
Christopher Nolan misst in seinem Drehbuch Oppenheimers Interesse an der Quantenphysik große Wichtigkeit bei, was für Laien dem Verständnis der vertrackten Dialoge nicht gerade förderlich ist und sich die Frage stellt: Ist das denn so wichtig, wo es hier doch eher um Nuklearwaffen und um ethische Fragen bezüglich ihres Einsatzes und weniger um Quantenphysik geht? Nolan hat beim Verfassen des Drehbuchs gründlich die geschichtlichen Hintergründe und die wissenschaftlichen Fakten recherchiert und beides dichtgedrängt in die dreistündige Handlung eingebaut. Im Endeffekt ist «Oppenheimer» für Nichtphysiker ein ebenso anspruchsvoller wie anstrengender Film.
Die Blu-Ray-Fassung lässt keine Wünsche offen. Die Bildwiedergabe ist optimal, feinkörnig und gestochen scharf. Die atomaren Detonationen etwa versetzen durch ihre schon fast perverse Schönheit in Erstaunen.
Der Ton wurde ganz auf Raumklang angelegt. Seine Dynamik-Bandbreite reicht vom leisesten Pianissimo bis zum intensivsten Fortissimo. Gleich zu Beginn explodiert eine Atombombe. Es dröhnt so gewaltig, dass der Basslautsprecher seine Seele auszuhauchen droht. Fortan fingert man nun erschrocken ständig am Lautstärkeregler herum. Die Devise lautet: Bei Dialogen laut stellen, und sobald es zu knallen beginnt, schnell abdrehen.
Die Box enthält eine zweite Platte mit einer Menge an Bonusmaterial. Besonders empfehlenswert sind zwei abendfüllende Dokumentationen: Ein Making Of, in dem Regisseur, Darsteller und Produzenten Interviews über Atomwaffen und die Ausarbeitung des Drehbuchs anhand der literarischen Vorlage von Martin Sherwin und Kai Bird geben und sich zu Inszenierung, Spezialeffekten, den Aufbau des Ortes Los Álamos in New Mexico und den Nachbau der Oval Office des Weißen Hauses äußern.
Die ausführliche Biografie «Das Ende aller Kriege: Oppenheimer und die Atombombe», ein NBC-Report, holt alte Aufnahmen aus den Archiven, wie etwa ein Interview mit Oppenheimer, in dem er heikle Fragen zur Ethik des Atomwaffeneinsatzes beantwortet. Verschiedene Trailer, eine Gesprächsrunde mit Nolan, Wissenschaftlern und Autor Kai Bird sowie ein Bericht über 65mm-Schwarzweißfilme, die von Kodak eigens für einige Szenenfolgen hergestellt werden mussten, ergänzen das üppige Angebot.
«Oppenheimer» USA, Vereinigtes Königreich 2023. Regie: Christopher Nolan. Produktion: Christopher Nolan, Charles Rovan, Emma Thomas. Drehbuch: Christopher Nolan. Kamera: Hoyte van Hoytema. Ton: Richard King, Gary A. Rizzo, Kevin O’Connell, Willie D. Burton. Schnitt: Jennifer Lame. Musik: Ludwig Göransson. Mit Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon, Robert Downey Jr., Florence Pugh, Josh Hartnett, Casey Affleck, Rami Malek, Kenneth Branagh, Gary Oldman u. a. Spieldauer: 180 Min.
Bild *****
Ton ***
Darbietung ****
Extras *****