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miércoles, 11. diciembre 2024
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200 Jahre deutsche Einwanderung in Brasilien

Was hatte eine Österreicherin damit zu? 

Und was hat die brasi-lianische Flagge mit den Habsburgern zu tun? Erzherzogin Leopoldine aus Österreich prägte Brasilien und auch heute noch ist sie bei den Brasilianern beliebt: Die berühmteste Samba-Schule Rios trägt den schönen, alten Namen Leopoldine.

Die brasilianische Geschichte wurde maßgeblich von Maria Leopoldine von Österreich geprägt. Als Ehefrau des Kaisers Dom Pedro I. hatte sie entscheidenden Einfluss auf die Förderung der deutschen Einwanderung nach Brasilien im frühen 19. Jahrhundert.

Als erster Deutscher in Brasilien gilt der Astronom und Arzt Johannes Varnhagen, genannt Mestre João (Meister Johann), Navigator der Flotte von Pedro Álvares Cabral, die am 22. April 1500 Porto Seguro im Süden Bahias erreichte. Die Haupt-Einwanderungswelle aus deutschsprachigen Gebieten fand jedoch im 19. Jahrhundert statt. Und darauf hatte eine Österreicherin maßgeblichen Einfluss: Maria Leopoldine Josepha Caroline Erzherzogin von Österreich (geboren am 22. Januar 1797 in Wien; verstorben am 11. Dezember 1826 im Palast Boa Vista bei Rio de Janeiro) war ein Mitglied des Hauses Habsburg-Lothringen und wurde durch die Heirat mit dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro Kaiserin von Brasilien und Königin von Portugal.  

«Ein gesegnetes Land»

Schon als Kind war Erzherzogin Leopoldine vielseitig interessiert, zum Beispiel an Botanik, Schmetterlingskunde und Mineralogie. In frühester Jugend erhielt sie Zeichenunterricht; Französisch, Italienisch und Latein beherrschte sie perfekt. Ihr Sprachgefühl erleichterte ihr später auch das Erlernen des Portugiesischen.

Anjunf Leopoldines in Brasilien

1816 begannen die Verhandlungen bezüglich einer Heirat des portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro (1798–1834) mit Erzherzogin Leopoldine. Diese schrieb euphorisch an ihre Schwester Marie Louise: «Ein großer Entschluß! Aber er ist gefasst… Brasilien ist ein herrlicher, sanfter Himmelsstrich, ein gesegnetes Land und hat biedere und gutmütige Bewohner… Das Portrait des Prinzen macht mich noch halb narrisch… Er ist so schön wie Adonis.»

Die nunmehrige Kronprinzessin von Brasilien machte sich auf nach Rio de Janeiro, wo sie nach dreimonatiger Reise im November 1817 feierlich Einzug hielt. Mit ihr zogen deutsche Künstler, Handwerker und Wissenschaftler in das Land.

Am 6. November 1817 fand in der Königlichen Kapelle des Stadtpalastes die Trauung von Leopoldine und Pedro statt. Am 1. Dezember 1822 folgte die Krönung Pedros zum Kaiser von Brasilien, nachdem ihm die Regierung des Landes von seinem Vater überlassen worden war. Im Januar 1822 hatte Pedro eine weitgehende Autonomie Brasiliens eingeleitet – ein entscheidender Schritt in der Geschichte, der definitiv auf den Einfluss Leopoldines zurückzuführen war. Als sich Pedro im selben Jahr zu einer Reise nach São Paulo entschloss, ließ er seine Frau als Regentin zurück. Im September 1822 verkündete Pedro – von Leopoldine gedrängt – die Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal.

«Dona Leopoldine» setzt sich durch

Nachdem bereits im Jahr 1767 die erste brasilianische Kolonialarmee Portugals unter dem aus Bremen stammenden Offizier Johann Heinrich Böhm gebildet worden war, setzte sich «Dona Leopoldine», wie sie hier genannt wurde, schon kurz nach ihrer Ankunft in Rio de Janeiro für die Anwerbung deutscher Söldner ein. Da Dom Pedro reichlich ungebildet war, gewann Leopoldine schnell wachsenden Einfluss auf ihren Ehemann. Sie schlug vor, Brasilien vor allem mit Einwanderern aus den deutschen Sprachgebieten zu bevölkern. 

1820 wurde im Bundesstaat Rio de Janeiro die Stadt Nova Friburgo gegründet (auf dem Bild um 1900). Bereits im Jahr 1818 hatte Georg Anton Schäffer für eine Gruppe von 20 Deutschen die Überfahrt nach Brasilien organisiert. Diesen wurden Ländereien in Bahia gewährt. Hier gründeten sie Frankenthal, die erste deutsche Siedlung in Brasilien.

Verschiedene Motive trugen damals dazu bei, dass viele Deutsche ihre Heimat verließen. Vorrangig war dies der Wunsch, wirtschaftlichen und politischen Problemen zu entfliehen und in der neuen Heimat bessere Lebensbedingungen zu haben oder sich zu erarbeiten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schritt die Industrialisierung in verstärktem Maße voran und verlangte spezialisierte Arbeitskräfte. Dies trieb viele Handwerker und Arbeiter aus kleinen Betrieben in den Ruin. Aufgrund der persönlichen Lage mussten sich die freigewordenen Arbeiter mit jeder verfügbaren Stelle zufriedengeben und standen deshalb für die aufkommende Industrie als billige Arbeitskräfte zur Verfügung. Werber wurden von Brasilien nach Europa geschickt, um Menschen für die Erschließung und den Schutz des damals nur dünn besiedelten Landes zu gewinnen. 

Blumenau im Bundesstaat Santa Catarina, in der Südregion von Brasilien. Zur Attraktivität des Ortes tragen die mit Fachwerkfassaden versehenen Gebäude bei. Das 1978 eröffnete Haus Moellmann ist ein vergrößerter Nachbau des 1484 erbauten Rathauses von Michelstadt im Odenwald, Hessen.

Und so kamen Einwanderer aus dem Saarland bis zu Siedlungen an der Wolga, aus dem Rheinland, aus Sachsen, Pommern, Böhmen, Luxemburg, der Schweiz und natürlich aus Österreich. Sie erhielten reichlich Land – meist im Urwald oder in anderen unwegsamen Gegenden. So wie auch die deutschen und deutschsprachigen Einwanderer in Chile, machten sie unter größten Entbehrungen und Anstrengungen das Land urbar. Das Jahr 1824 wird offiziell mit dem Beginn der deutschen Einwanderung verbunden. 

Seit 1984 findet in Blumenau jedes Jahr das 18-tägige Oktoberfest statt. In den letzten Jahren hat sich diese Veranstaltung mit über 600.000 Besuchern als das zweitgrößte Volksfest Brasiliens etabliert, nur noch übertroffen vom Karneval in Rio de Janeiro.

Wussten Sie, dass etwa zehn Prozent der Brasilianer deutsche Vorfahren haben und dass rund eine Million Einwohner fließend Deutsch sprechen? In dem südamerikanischen Land lebt heute die gröβte deutschsprachige Gruppe auβerhalb Europas und neben den USA.

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