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Porträt – Christiane Thieck Reinarz 

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Unternehmensberaterin und Vorstandsmitglied der Mädchenschaft Erika Michaelsen

«Höflichkeit schließt Standhaftigkeit nicht aus»

Die 29-jährige Christiane Thieck Reinarz ist in Concepción aufgewachsen, wo sie die Deutsche Schule besuchte. Ihre deutschstämmige Familie pflegt bis heute die deutsche Sprache und gastronomischen Traditionen, die ihre Tanten auch beruflich nutzen. Die Wirtschaftsingenieurin hat – wider eigenes Erwarten – in der Mädchenschaft Erika Michaelsen in Santiago ein für sie wichtiges Betätigungsfeld gefunden.

«Sowohl mein Vater Guido Thieck John als auch meine Mutter Susanne Reinarz Blaess sind deutscher Abstammung. Die Familie meines Vaters ist schon vor vielen Jahren in den Süden Chiles gekommen. Es ist interessant, dass die deutsche Tradition von Kuchen und Strudeln am Leben erhalten wurde: Meine Tanten Traudy und Nelly Thieck bieten diese deutschen Spezialitäten in ihrem Café Herz in Frutillar an», erzählt Christiane. 

Ihr Großvater mütterlicherseits kam nach dem Krieg nach Temuco, wo er eine Marmeladenfabrik eröffnete. Dort lernte er Christianes Großmutter kennen, die ein paar Jahre zuvor aus Wiesbaden gekommen war, um als Deutsch- und Kunstlehrerin an der Deutschen Schule zu arbeiten. Trotz eines Altersunterschiedes von fast Jahren 30 verliebten sie sich und bekamen drei Kinder. «Von klein auf hat sie uns vorgelesen und meiner älteren Schwester (die heute als Reitlehrerin in Pucón lebt) und mir Musik in deutscher Sprache vorgespielt. Unnötig zu erwähnen, dass sie uns bei mehr als einer deutschen Hausaufgabe geholfen hat!» Vater Guido hat am Insalco studiert und lebt derzeit in Frutillar, wo er eine Wasseraufbereitungsfirma besitzt. Mutter Susanne ist von Beruf Krankenschwester. Sie wohnt jetzt in Pucón und arbeitet beim deutschen Konsulat. 

Christiane wurde 1995 in Santiago geboren, aber ein paar Jahre später wurde der Vater nach Concepción versetzt, sodass sie dort aufgewachsen ist. «Schon als Kind habe ich gerne Sport getrieben, mit meinen Haustieren gespielt und hatte das Glück, gute Freunde zu haben. Meine schönste Erinnerung ist das Sommerhaus der Familie in Pucón, wo ich alle meine Ferien verbrachte und am See und im Wald spielte.» 

Nach ihrem Schulabschluss an der Deutschen Schule Concepción zog sie 2012 nach Santiago, um an der Universidad Adolfo Ibañez Wirtschaftsingenieurwesen zu studieren. «Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, weil ich die Freiheit mag, die er mir gibt, in vielen verschiedenen Branchen und Bereichen zu arbeiten. Seit einigen Jahren bin ich für Accenture tätig, ein multinationales Unternehmen, das Beratungsleistungen für die Technologiebranche anbietet.»

Seit Jahren gehört Christiane der Mädchenschaft Erika Michaelsen an. «Als ich die Schule verließ, wusste ich, dass ich in Santiago studieren wollte, aber dafür brauchte ich eine Wohnung. Mit wenig Interesse und geringen Erwartungen zog ich bei der Mädchenschaft Erika Michaelsen in Ñuñoa ein, weil es eine günstige Unterkunft war und ich nicht allein sein würde, was meine Mutter sehr beruhigte. Es dauerte nicht lange, bis ich entdeckte, dass dies mehr war als nur ein Haus – ich fand dort gute Freunde, Gesellschaft, Lachen, Traditionen, aber auch Verantwortungsbewusstsein und den Stolz, Teil der deutsch-chilenischen Gemeinschaft zu sein», erinnert sie sich. «Die Mädchenschaft engagiert sich stark für die Traditionen der deutschen Studentenorganisationen, die Pflege der Sprache und vor allem für die Mitglieder der Gemeinschaft. Ich bin derzeit Vorstandsmitglied, und unser Ziel ist es, weiterhin einen sicheren Raum für deutschsprachige Frauen zu bieten, die in Santiago studieren, während sie die Sprache und die Traditionen pflegen, die unsere Organisation charakterisieren. Ich glaube, dass dies einen tiefgreifenden Einfluss auf alle Mädchen hat, die unsere Einrichtung durchlaufen. Wir spielen eine fundamentale Rolle in ihrer Persönlichkeitsbildung, da wir Werte lehren, die anderswo nur schwer zu finden sind und einen positiven Einfluss auf die Entwicklung jeder Einzelnen von uns haben.»

Im Mai dieses Jahres, nach fast zehn Jahren Beziehung, heirateten Christiane Thieck und Matias Haussmann. Der aus Villarrica stammende «Mati», wie sie ihn liebevoll nennt, war ebenfalls zum Studium nach Santiago gekommen. Er studierte Bauingenieurwesen an der Pontificia Universidad Católica de Chile und arbeitet derzeit bei Mastercard. 2014 lernten sie sich kennen – bei der Burschenschaft Araucania. «Durch unsere aktive Teilnahme an der Mädchenschaft und der Burschenschaft hatten wir viele Gelegenheiten, uns weiter auszutauschen und kennenzulernen, wodurch sich eine wunderbare Beziehung entwickelt hat, in der uns unter anderem unser Interesse an der deutschen Kultur eint.»    

In ihrer Freizeit treibt Christiane gern Sport, am liebsten zwei- bis dreimal in der Woche. Auch ihr Mann ist sehr sportbegeistert und spielt Fußball. Gefragt nach Reisen, die ihr im Gedächtnis geblieben sind, erzählt sie, dass sie zwar auch im Ausland unterwegs war, ihr Lieblingsort aber immer das Haus ihrer Mutter in Pucón sein wird. «Ich glaube, man hört nie auf, ein Kind zu sein, und ich genieße es sehr, meine Mutter zu besuchen. Ich habe dort immer ein Gefühl der Ruhe und Abgeschiedenheit gefunden, und wann immer ich kann, fahre ich nach Pucón.»

Christiane Thieck schätzt sich als einen ehrlichen und geradlinigen Menschen ein. Als sie den Satz hörte «Höflichkeit schließt Standhaftigkeit nicht aus», ergab dieser Spruch für sie viel Sinn: «Ich habe immer versucht, meine Meinung transparent zu machen, aber man sollte nicht vergessen, dass dies immer mit Respekt und aus einer konstruktiven Haltung heraus geschehen sollte.»

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