«Die phantastische Reise» von Richard Fleischer
Science-Fiction-Filme gehörten bis Mitte der 1960er Jahre zu einer B-Kategorie, die in Kritikerkreisen keine Beachtung fand. Meist handelten sie von Invasionen grüner Marsmenschen oder riesigen Spinnen und Reptilien, die den Planeten Erde verunsicherten. Sie wurden meist für das weniger anspruchsvolle Matineen-Publikum auf das Programm gesetzt.
Dies änderte sich schlagartig mit Stanley Kubricks «2001: Odysee im Weltraum» (1968), der mittels seiner visuellen Spezialeffekte, der außerordentlichen Kameraarbeit und inhaltlich, besonders durch seine metaphysisch ausgearbeitete Endsequenz, Publikum und Kritik in Staunen versetzte. Zwei Jahre vor der Premiere von «2001» gab Richard Fleischer mit «Die phantastische Reise» einen ersten Ansatz zur gründlichen Umgestaltung des Scien-ce-Fiction-Genres. Hier geht es nicht um eine Reise in die Unendlichkeit des Alls, sondern in das innere eines menschlichen Körpers. Drehbuchautor Harry Kleiner erarbeitete die Handlung auf Grundlage von wissenschaftlichen Erkenntnissen, was Anatomie und Körperfunktionen anbetrifft, und Regisseur Richard Fleischer setzte sie mit den damaligen Mitteln gekonnt in Szene.
Die Handlung: Die USA und die Sowjetunion haben ein Verfahren entwickelt, das eine mikroskopische Verkleinerung von Gegenständen und Lebewesen ermöglicht. Dies gelingt zwar nur für den Zeitraum von einer Stunde. Dem tschechischen Wissenschaftler Dr. Jan Bene ist es jedoch gelungen, diese Phase zu verlängern. Er läuft in die USA über, wo seine Verfolger ein Attentat auf ihn verüben. Ein Blutgerinnsel, das sich in seinem Gehirn bildet, kann nicht operativ entfernt werden. Die einzige Möglichkeit, ihn zu retten, ist die Verletzung von Innen anzugehen. Also wird das U-Boot «Proteus» und seine Besatzung verkleinert und in Bene Halsschlagader injiziert, mit dem Auftrag, das Gerinnsel mit einer Laserkanone zu zerstören. Die «Proteus» durchquert Brustfell, Lungen, Mittelohr und das Herz, eine wegen der heftigen Turbulenzen höchst gefährliche Wegstrecke, weshalb das außerhalb kontrollierende Ärzteteam Bene‘ Herz während der Durchfahrt zum Stillstand bringen muss.
Fleischer hatte unter seinen Darstellern erste Kräfte zur Verfügung, wie Stephen Boyd als Agent Grant, Donald Pleasence als zwielichtiger Dr. Michaels und Raquel Welch als Assistentin Cora Peterson. Die attraktive Welch, bis dahin ständig in knappen Bikinis zu sehen, erscheint hier als seriöse Wissenschaftlerin zum ersten Mal bis zum Hals zugeknöpft.
Das beigelegte Bonusmaterial dürfte besonders Spezialeffekte-Liebhaber interessieren. «Lava Lamps and Celluloid», eine informative Dokumentation, erzählt von den Schwierigkeiten, das Innere eines Menschen (Blutbahnen, Antikörper, Herzklappen) «richtig» und in Bewegung darzustellen, wobei zur damaligen Zeit – als von Computern zur Erzeugung von Filmtricks noch lange nicht die Rede war – «nichts unter Kontrolle war und alles schief laufen konnte», wie ein Experte überzeugend aussagt. Ein Storyboard-Szenenvergleich erlaubt zeitgleich, die Originalzeichnungen mit den gefilmten Sequenzen zu sehen. Mehrere Trailer und TV-Spots ergänzen das Angebot.
«Fantastic Voyage» USA, 1966. Regie: Richard Fleischer. Produktion: Saul David. Drehbuch: Harry Kleiner. Kamera: Ernest Laszlo. Ton: Bernard Freericks, David Dockendorf. Schnitt: William B. Murphy. Musik: Leonard Rosenman. Mit Stephen Boyd, Raquel Welch, Edmond O’Brien, Donald Pleasence, Arthur O’Connell, William Redfield, Arthur Kennedy u. a. Spieldauer: 101 Min.
Bild **
Ton ***
Darbietung ****
Extras ***