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Porträt – Michael Schwark

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Deutsch-Bildungsleiter an der DS La Unión

Der Schüler-Motivator 

Michael Schwark ist Lehrer mit Leib und Seele. Er versteht es, seine Schüler zu begeistern – insbesondere für das Fach Deutsch. Einige von ihnen absolvierten dank ihm ein Studium in Deutschland. Auch den chileweiten Debattierwettwerb unterstützt er: Der Deutsch-Bildungsleiter an der DS La Unión ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der Jury. In dem Blog «Schwark auf Weiss» verbindet er seine pädagogischen mit seinen digitalen Fachkenntnissen – und da können sich Lehrer Tipps für den Unterricht abholen.

«Pure und spontane Neugier» hat den Brandenburger nach Chile verschlagen. Seit elf Jahren lebt Michael Schwark in La Unión und unterrichtet an der Deutschen Schule. Und warum ist er geblieben? «Weil ich meine Seelenverwandte in La Unión gefunden habe und ein Jahr später heiraten durfte. Dazu kommen Land und Leute: Chile ist meine erste Heimat geworden. Chile ist nicht perfekt, aber ein großartiger Freund, der Beste, den ich finden konnte.» 

Bei seiner Geburt im Jahr 1979 war dieser Lebensweg mit Sicherheit nicht vorhersehbar: Michael Schwark ist nahe dem brandenburgischem Ort Müncheberg in der DDR aufgewachsen, als die Mauer Deutschland noch weitere zehn Jahre teilte. «Doch meine Generation hatte das historische Glück, ihre späte Jugend und zukünftigen Lebensentwürfe jenseits einer hohen Mauer ins Auge zu fassen. Diese für uns damals wundersame Gelegenheit wollte ich unbedingt am Schopfe packen!» Für ihn stand fest: «Ich wollte möglichst bald selbständig werden und die Welt sehen.» 

Bevor er mit seinem Lehramtsstudium in Potsdam begann, hatte er bereits in vielen Bereichen Erfahrungen gesammelt. «Eigentlich habe ich, seit ich denken kann, immer gern Sachen unternommen – das ging schon damit los, dass ich als Teenager Konzerte für viele eigene und befreundete Bands und Künstler gebucht hatte oder jahrelang mein bescheidenes Taschengeld als Schlagzeuglehrer aufbesserte.»

Während seiner Jugendjahre «kam erst der PC, dann das Internet hinzu». Nach der Schule lernte er als Gasthörer am Hasso-Plattner-Institut zu programmieren und Webdesign. Gleich zu Studienbeginn machte sich der computeraffine Mann im Bereich Web- und Online-Marketing selbständig – «zu einer Zeit, als in Deutschland ein noch großes Misstrauen gegenüber digitalen Vermarktungskanälen herrschte», stellt er fest. 

Ein Höhepunkt sei ein von ihm um die Jahrtausendwende organisiertes Online-Konzert und seine Werbeagentur in Potsdam gewesen, die Veranstalter und Künstler online auf einer Plattform vernetzte, dabei Werbevolumen und verschiedene Werbeträger für Kunden an den Veranstaltungsorten vermarktete. 

Die unternehmerische Ader zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben: «In La Unión haben meine Frau und ich fünf Jahre lang eine Bäckerei geführt – bis uns die sozialen Unruhen und die Pandemie in die Knie zwangen.» Doch als Optimist hat er schon das nächste Projekt ins Auge gefasst. «Probieren geht über Studieren!» ist Michael Schwarks Devise.

Diese setzte er auch während seines Lehramtsstudiums an der Universität Potsdam um. Die Praxisphase absolvierte er in den schwierigsten Stadtteilen Berlins: «An Problemschulen in Kreuzberg und Neukölln zahlte ich mein Fersengeld als Junglehrer.» Das sei für ihn eine prägende Zeit gewesen.

Letztlich war es aber seine Arbeit im digitalen Bereich, die ihn nach Chile führte: Einer chilenischen Bekannten aus Berlin half der Computerspezialist ein Bed & Breakfast in Puerto Varas im Internet zu positionieren – vier Wochen später war alles verkauft. Chile kannte er bis dahin gar nicht und Spanisch sprach er auch nicht. «Ich habe alles hier vor Ort gelernt. Ich traf einige nette Leute aus Puerto Varas, die mir am Anfang wirklich sehr geholfen haben.»

In seiner Arbeit als Lehrer geht Michael ganz auf: «Das tägliche Auf und Ab, Ideen für den Unterricht zu entwickeln, mit den Kindern gemeinsam zu lernen, sie auf das Sprachdiplom vorzubereiten, einigen ein Studium in Deutschland und Chile mit Deutsch zu ermöglichen – das ist spannend und macht glücklich.» 

Es entspricht auch seiner Vorstellung, dass an der DS La Unión immer stärker versucht wird, das praktische und ganzheitliche Lernen in den Vordergrund zu rücken. «Dazu die Arbeit mit der Zentralstelle für Auslandsarbeit, die langjährige herzliche Unterstützung unter den Kollegen in Chile – das alles hat einen Wert. Es ist spannend, ein ganz kleines Zahnrad in einer so alten Maschine wie den Deutschen Schulen in Chile zu sein, die so lange gewachsen sind.» Jede Zeit habe ihre Herausforderungen: «Aber wir sind die, die jeden Tag mit den Kindern zusammen sind! Wir sind verantwortlich!»

Michael ist auch ein begeisterter Leser, vor allem von Theodor Storm und Ernst Jünger sowie dem Ökonomen Friedrich August von Hayek und Thomas Sowell: «Ihre Bücher haben mich jahrzehntelang begleitet und ihnen verdanke ich einen relativ weiten Freiheitsbegriff – sie sind bis heute meine Lieblingsautoren geblieben.»

Für seine Frau und ihn bedeute das Kochen – allein oder gemeinsam – «Zeit, intensiv nachzudenken; zudem pflegt es Bindungen unter Menschen. Erst das Feuer und dann die Küche sind die entscheidenden Orte im großen Haus unserer Sozialgeschichte. Das habe ich übrigens erst in Chile gelernt!»

Eine andere seiner Leidenschaften sind Filme, insbesondere einer: «„Heimat“ von Edgar Reitz schaue ich einmal pro Jahr – wenn mich das Heimweh nach Deutschland doch mal packt.»

Foto: privat

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