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Frédéric Chopin zum 175. Todestag

«Hut ab, ihr Herren, ein Genie»

Als Komponist von Klavierwerken schuf er Ungeahntes an Klang, Ausdruckskraft, Nuancen, Technik und Pedaleinsatz. Als Pianist war er einer der Größten seiner Zeit. 

Frédéric Chopin im Jahr 1849

Mit kaum acht Jahren gab er sein erstes Konzert, das ihm zum Ruf eines Wunderkindes verhalf. Es folgte eine Ausbildung an der Warschauer Musikhauptschule, wo er von Józef Elsner in Kontrapunkt, Generalbass und Komposition unterwiesen wurde. Klavierunterricht nahm er zu diesem Zeitpunkt keinen mehr, sondern lernte autodidaktisch. Diese unabhängige Art sich fortzubilden hatte zur Folge, dass Chopin althergebrachte Methoden mied und eine fabelhafte Virtuosität entwickelte. Zu seinem Abschluss im Jahr 1829 – der Künstler war damals 19 Jahre alt – attestierte Elsner ihm eine «außerordentliche Begabung», und fügte das Prädikat «Musikalisches Genie» hinzu. 

Chopin reiste 1828 nach Berlin und im darauffolgenden Jahr nach Wien, wo er mit Künstlern Kontakt aufnahm und Konzerte besuchte. In Wien hatte er zwei überaus erfolgreiche Auftritte. Merkwürdigerweise lobte man einerseits die Zartheit seines Anschlags, tadelte aber von anderer Seite, dass er zu leise spielte. Robert Schumann schrieb in der «Allgemeinen musikalischen Zeitung»: «Hut ab, ihr Herren, ein Genie» und lobte seinen unverkennbaren Stil: «Chopin kann nichts schreiben, wo nicht spätestens nach dem siebten, achten Takt ausgerufen werden muss: Das ist Chopin!» Und weiter: «Chopins Werke sind wie unter Blumen verborgene Kanonen.»

Die Auslandsreisen hatten den jungen Musiker davon überzeugt, dass ein Künstler seiner Größe sich in Warschau nicht ausleben konnte. Paris war zu der Zeit die ideale Stadt, um sich als Pianist weiterzuentwickeln. Er reiste also in die französische Hauptstadt, wo er völlig unbekannt war. Der italienische Hofkapellmeister Ferdinando Paër half ihm, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen und sein deutsch-französischer Kollege Friedrich Kalkbrenner bot ihm Klavierstunden an. Chopin schlug allerdings das Anerbieten ab, weil er befürchtete, durch Kalkbrenners Eingriff seinen mühsam erarbeiteten Stil zu verlieren.

Einzug in die Pariser Salons

Der junge Pole war indes geschickt im Umgang mit der höheren Gesellschaftsschicht. Er setzte sich mit polnischen Exilantenkreisen in Verbindung, die damals in Frankreich relativ zahlreich waren. So kam er in die Pariser Salons, wo er Konzerte gab und sich alsbald einen Namen, nicht nur als Pianist, sondern auch als Komponist und vor allem als Klavierlehrer machte.

Chopin hatte um die 150 Schüler, von denen er sich gut honorieren ließ und sich einen entsprechend aufwändigen Lebensstil leisten konnte. Unter seinen Freunden waren sein Kollege Franz Liszt, der Klavierbauer und Musikverleger Camille Pleyel, der Maler Eugene Delacroix sowie die Dichter Alfred de Musset und Heinrich Heine. Mehrmals lud ihn die königliche Familie ein, im Tuilerien-Palast zu spielen.

Seine Verlobung mit Maria Wodzińska im Jahr 1835 hielt ein knappes Jahr. Anscheinend hatten die Eltern der Braut aufgrund des vermeintlich schlechten Gesundheitszustands des Heiratskandidaten auf eine Trennung bestanden. Chopin wog zeitlebens mit seiner Körpergröße von 170 Zentimetern nur 45 Kilogramm und sah kränklich aus, was wiederholt Anlass zu Gerüchten über seine vermeintlich angeschlagene Verfassung gab.

George Sand, Chopins große Liebe, Porträt von Luigi Calamatta

Seine große Liebe war die Schriftstellerin George Sand, die er 1836 bei einem Empfang in Paris kennenlernte. Allerdings fand der Komponist die selbstbewusste, in Männerkleidung auftretende und Zigarren rauchende Frau zunächst abstoßend, was sich beim näheren Kennenlernen änderte. Chopin und Amantine Aurore Lucile Dupin de Francueil, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, bewunderten sich gegenseitig. Das anfängliche Vertrauen wich später einer wechselhaften Beziehung, in der Eifersucht, Misstrauen, Untreue und sogar Hass den Ton angaben. 

Näher am Grab als am Altar

Im Winter 1837 reisten sie mit den zwei Kindern Sands nach Mallorca. Das feuchte Klima schadete Chopin, er bekam Fieber und Bluthusten. Drei herbeigerufene Ärzte diagnostizierten eine Lungentuberkulose, was sie sogleich den Behörden meldeten. Wegen der Ansteckungsgefahr wurden die Reisenden aufgefordert, das Haus umgehend zu verlassen, nachdem sie außer der Miete Geschirr und Möbel bezahlt hatten, da diese vernichtet werden mussten. 

Chopins Gesundheit verschlechterte sich zusehends. In einem Brief an seinen Freund Wojciech Grzymala beklagte er sich: «Es ist unmöglich, mit einem erstickenden, blutigen Husten und kaltem Schweiß Musik zu schreiben». 

Im Jahr 1848 lud ihn seine Schülerin Jane Stirling ein, in ihrer Heimat Schottland und in England Konzerte zu geben. Sie war in Chopin verliebt und hatte den geheimen Wunsch, ihn zu heiraten, worüber der Komponist äußerte: «Ich bin näher am Grab als am Altar.» Die Kälte und der Regen bekamen Chopin schlecht. In London absolvierte er einen letzten Auftritt, dessen Erlös er den polnischen Exilanten spendierte. An George Sands Tochter Solange schrieb er: «Morgen komme ich kriechend und so schwach in Paris an, wie du mich noch nie gesehen hast. Ich bin aufgebläht und kann weder atmen noch schlafen.»

Wenige Monate später, am 17. Oktober 1849, vor genau 175 Jahren, erlag der 39-Jährige seinem Leiden. Zur Trauerfeier in der Kirche La Madeleine kamen 4.000 Gäste. Auf Wunsch des Verstorbenen erklangen einige seiner Werke, darunter der Trauermarsch aus der Sonate Opus 35 und das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart. 

Auf seinem Totenbett hatte Chopin seinen Schüler und Sekretär Julian Fontana beauftragt, die unvollendeten Kompositionen zu verbrennen, was dieser zum Glück nicht tat, womit sie der Nachwelt zugänglich gemacht werden konnten. Sein Gesamtwerk 

gehört zum wertvollsten musikalischen Erbe seiner Zeit – allein die beiden Klavierkonzerte, die Chopin vor seinem 20. Lebensjahr schrieb, gelten als der Höhepunkt des romantischen Klavierschaffens schlechthin. . 

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