Die Figurentheater-Macherin Angelika Albrecht-Schaffer aus Augsburg ist dieses Jahr beim «Festival Internacional de Teatro LambeLambe» in Valparaíso vom 4. bis 13. Oktober dabei. Sie erzählt im Cóndor-Interview über das Puppentheater und die besondere Form Lambelambe, die zu den Menschen kommt.
Wie kam es zur Gründung ihres Figurentheaters Kladderadatsch?
Das Puppenspiel hat mich schon in der Kindheit fasziniert. 1992 gründete ich mit einer Freundin das Figurentheater Kladderadatsch in Augsburg. Seit 2015 bin ich allein vor allem in Kindergärten unterwegs.
Mich fasziniert, dass man mit Puppenspiel so viel ausdrücken und gestalten kann – meine Leidenschaft möchte ich an die Kinder weitergeben. Meine Figuren baue ich selbst und meine Geschichten entstehen auf der Basis von Märchen, Fabeln und Alltagsgeschichten.
Was ist das Besondere am Lambelambe-Theater?
Das Lambelambe-Theater hat alle Komponenten eines großen Theaters, eben nur kleiner: Geschichte, Dramaturgie, Gestaltung, Ausstattung, Musik, Beleuchtung, Spiel.
In der Regel ist es so, dass ich als Spielerin immer nur für einen Zuschauer spiele. Wir hören beide den Text über Kopfhörer. Der Zuschauer darf durch eine Öffnung in das Innere meines kleinen Theaters sehen. Alle anderen außen herum sehen das nicht und müssen geduldig warten, bis sie an der Reihe sind. Eine Geschichte dauert zwischen drei und fünf Minuten.
Lambelambe wurde Ende der 1980er Jahre in Brasilien entwickelt und sofort von der Szene und dem Publikum angenommen. Sie spielten damals in ihren Kästen Geschichten mit Themen, die man nicht öffentlich darstellen darf.
In Europa gibt es wenige Lambelambe-Theater, teilweise entwickelt es sich weg von einem «Kasten», so wie ich mit meiner Handtasche.
Können Sie etwas zur Tradition des Puppentheaters in Augsburg sagen?
Viele kennen die Augsburger Puppenkiste, eine Marionettenbühne seit über 75 Jahren. In den 1960er Jahren ist sie vor allem durch die Filme im Fernsehen bekannt geworden.
Es gibt in Deutschland so viele verschiedene Figurentheater oder Puppentheater – wie es auch oft heißt. Leider wird es noch immer als Theater für Kinder gesehen oder auf «Kasperletheater» reduziert. Dabei gibt es großartige Inszenierungen mit Figuren für Erwachsene mit aktuellen Themen oder auf der Grundlage klassischer Literatur.
Die Szene der Berufspuppenspieler ist groß und vielfältig. Dennoch hat sie es schwer mit einer Daseinsberechtigung neben zum Beispiel dem Tanz und der Musik.
Man kann in Deutschland an den Hochschulen in Stuttgart und in Berlin Figurentheater studieren. Das Lambelambe-Theater ist eine Nische in Deutschland.
Weitere Informationen zum «Festival Internacional de Teatro LambeLambe» in Valparaíso, das vom 4. bis 13. Oktober an verschiedenen Orten stattfindet:
www.festilambe.cl