29.3 C
Santiago
4.4 C
Berlin
jueves, 23. enero 2025
Inicio Porträt Porträt - Werner Hohf Cartes 

Porträt – Werner Hohf Cartes 

Geschäftsführer der Deutschen Schule und Leiter der Feuerwehr Concepción

«Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren»

Gekämpft hat Werner Hohf viel in seinem Leben – gegen unzählige Brände und Naturkatastrophen. Bereits mit 14 Jahren trat er in die Jugendfeuerwehr seiner Heimatstadt Concepción ein.

Das frühe und große Engagement von Werner Hohf bei der Feuerwehr kam nicht von ungefähr, schließlich hatte sein Vater Günter Ende der 1940er Jahre gemeinsam mit anderen deutschen Jugendlichen diese Institution ins Leben gerufen, aus der später die 7. (deutsche) Feuerwehrkompanie hervorgehen sollte. Für Werner gehören der Ton der Sirene und die Besuche der Feuerwache zu seinen Kindheitserinnerungen, ebenso wie Sport, die Modelleisenbahn und die Musikanlage. 

Groβvater Karl Hohf war 1911 aus Mönchengladbach nach Chile eingewandert, um als Techniker in der Weberei-Industrie zu arbeiten. Seine Verlobte holte er später nach, das Paar wurde sesshaft, Kinder kamen hier auf die Welt. Nur Sohn Günter, Werners Vater, wurde in Deutschland geboren – zufällig, während eines Ferienaufenthaltes. Dieser arbeitete später als Kaufmann bei der Firma Mex & Co., während Mutter Carmen sich um Werner und seine jüngere Schwester Rosmarie kümmerte. «Mutter hat zwar versucht, am Goethe-Institut Deutsch zu lernen, hat das aber dann wieder aufgegeben. Trotzdem hat sie uns zu Hause immer dazu angehalten, Deutsch zu sprechen und zu lesen», erinnert er sich. So konnten wir dieses Interview problemlos in deutscher Sprache führen. 

Werner Hohf verließ die Universidad de Concepción als Diplomingenieur für Elek-
tronik, arbeitete in Unternehmen der Zelluloseindustrie und qualifizierte sich auch im Bereich Telekommunikation. Mitte der 90er Jahre machte er sich mit einer eigenen Firma mit 15 Mitarbeitern selbständig, die er dann aufgrund der Asienkrise schlieβen musste. Danach war er für die kaufmännische Abteilung der Telefonkompanie Telsur tätig – bis die Deutsche Schule Concepción einen Geschäftsführer suchte. Seit nunmehr 16 Jahren steht er an der Spitze dieser Bildungseinrichtung, die sein Vater, er selbst und auch seine Kinder besucht haben. 

«Ein Höhepunkt in dieser Zeit war der Umzug aus dem Stadtzentrum in unser neues Gebäude in San Pedro de la Paz», erzählt er. «Da es in einem Neubau immer Überraschungen gibt, konnte ich hier sehr gut mein praktisches Wissen einbringen, von Heizung bis Hydraulik. Im Moment sind wir gerade dabei, unsere nächste Zukunft zu planen. Sollen wir die Schule erweitern, die Schülerzahl, die heute bei 1.600 liegt, erhöhen? Oder steht dem die geringer werdende Geburtenrate entgegen? Das muss alles sehr genau durchdacht werden.»

Bis zu seiner Ernennung zum Leiter der Feuerwehr Concepción, die insgesamt 800 Männer und Frauen sowie 150 Jugendfeuerwehrleute einschlieβt, war er selbst noch aktiv an Einsätzen beteiligt, auch als Fahrer der Löschfahrzeuge. Heute kümmert er sich um die Organisation, um die Technik und um den Nachwuchs. Was ihn allerdings nicht davon abhielt, bei den groβen Waldbränden zu Jahresbeginn selbst mit Hand anzulegen. «Es ist für mich eine Auszeichnung, nach fast 48 Jahren als aktiver Feuerwehrmann in der Deutschen Kompanie nun für alle Löschzüge in Concepción verantwortlich zu sein», stellt er fest. Nie vergessen wird er die Einsätze nach dem schweren Erdbeben von 2010. «150-mal wurden wir in nur einer Woche gerufen, unter anderem auch zum Alto Río, dem Wohngebäude, das damals eingestürzt ist. Dort war unsere Kompanie die erste vor Ort, und wir konnten noch Leben retten.» Bereits 1985 hatte Werner Hohf erste Erfahrungen mit Erdbeben gemacht, als er sich damals gerade zu Besuch in Santiago aufhielt.

Seit mehr als 30 Jahren ist Werner mit seiner Frau Cecilia Nova zusammen, die er Ende der 1990er Jahre im Regionalen Büro für Katastrophenschutz kennenlernte. Das Paar hat drei Kinder: die 28-jährige Marion, die als Ärztin arbeitet, die 26-jährige Karin, Betriebswirtschaftlerin, und Thomas, Medizinstudent. Letzterer ist übrigens auch bei der Feuerwehr und teilt darüber hinaus das Interesse seines Vaters an der Modelleisenbahn und an der Musikanlage, die Werner über viele Jahre hinweg immer wieder verbessert und ausbaut. «Die Audioelektronik ist mein Steckenpferd, aber ich mache auch sehr gerne alle Reparaturen, die im Haus oder am Auto anfallen.»

Gemeinsam mit der Familie oder Freunden ein gutes Essen genießen – er isst absolut alles und findet alles lecker, vor allem aber Mote con Huesillos! – gehört zu seinen liebsten Freizeitbeschäftigungen. Und neuerdings auch ab und an eine Auslandsreise, die man sich früher nicht leisten konnte, als noch die Ausbildung von drei Kindern finanziert werden musste. Gefragt nach seinem Lebensmotto, zitiert er: «Gib zurück, was Dir Gott und die Gesellschaft gegeben haben». Und danach lebt Werner Hohf wirklich.

Foto: privat

Anmeldung zum Cóndor-Newsletter

Wir senden Ihnen den regelmäßig erscheinenden Newsletter mit unseren Textempfehlungen zu.

- Werbung -

Mehr Lesen

Abschlussfeier für 62 Absolventen der Sankt Thomas Morus Schule

Die Abschlussfeier der zwölften Klassen der Sankt Thomas Morus Schule fand am 14. Dezember statt. 62 Schülerinnen und Schüler erhielten ihr Zeugnis...

Reform des Wahlrechts für Auslandsdeutsche gefordert

¿Por qué menos del tres por ciento de los aproximadamente 3,5 millones de alemanes residentes en el extranjero con derecho a voto...

Paul Newman zum 100. Geburtstag

Auffallend begabt, in jeder Rolle überzeugend  Era uno de los actores más versátiles de Hollywood. Paul Newman tenía el...

Zum 250. Geburtstag von André-Marie Ampère 

Nicht nur «Erfinder» des Stroms André-Marie Ampère fue uno de los polímatas más destacados de principios del siglo XIX....