159 Jahre Gemeinschaft zur Hilfeleistung
Osorno wuchs im Entstehen: Holz war das wichtigste Baumaterial, stand es doch in ausreichender Menge zur Verfügung. Alles andere fehlte, denn die Stadt war abgeschnitten vom Rest des Landes, verlässliche Verbindungswege fehlten. Brannte oder geschah ein anderes Unglück musste man mit den wenigen, zur Verfügung stehenden Mitteln auskommen.

Hilfestellung musste sein, aber nicht aus schlechtem Gewissen gegenüber den Mitbewohnern, sondern ganz einfach, weil es besser für alle war. Das dachten die Gründer der Feuerwehr Osorno, die sich am 27. August 1865 trafen und beschlossen, nun organisiert gegen den gemeinsamen Feind, das Feuer vorzugehen, auch bei allen anderen Notständen Hand anzulegen. Es war der gleiche Geist, der diese Männer und ihre Eltern über die Meere und durch den Urwald getrieben hatte, neues Land zu betreten, neues Leben entstehen zu lassen. 37 Bürger deutscher Herkunft und 26 chilenischer Staatszugehörigkeit waren bereit, trugen ihre Namen in das Register der Freiwilligen Feuerwehr Osorno ein.
Zwei Jahre später stellte sich heraus, dass das rasche Wachstum der Stadt die Aufteilung in zwei Wachen erforderte. Man trennte die bisher bestandene Einheit in zwei Kompanien auf, eine chilenische und eine deutsche. Der Überlieferung zufolge gibt es zwei Erklärungen bei der Nummernvergabe: Eine, man warf eine Münze oder die zweite, man würfelte: In beiden Fällen erhielt die chilenische Einheit die Nummer «Eins», die deutsche die Nummer «Zwei». Und so ist es bis heute geblieben, allerdings umfasst die Gesamtfeuerwehr von Osorno heute schon acht Kompanien.

So erklärt es sich, dass am 27. August jeden Jahres die Gründung der Gesamtfeuerwehr Osorno und gleichzeitig die von beiden Kompanien gefeiert wird. Und in Osorno weiß man zu feiern.
Zahlreiche Gäste und Freunde hatten sich zur Feier eingefunden, die sieben neben der heute gefeierten Feuerwehr durch ihre Führungskräfte vertreten, waren gekommen, auch Vertreter der Behörden, der deutsch-chilenischen Einrichtungen und so manch anderer Gast, dem am Wesen der «Zweiten» – wie sie genannt wird – gelegen ist. Direktor Christian Aros begrüßte die Gäste, erklärte die Entwicklung des letzten Jahres, Beschaffung neuer Maschinen und Geräte, die Ausbildung des Personals, hob dabei besonders die Ausrüstung und die Schulung der Feuerwehrleute auf dem Gebiet der «Gefährlichen Güter» hervor, in Chile unter HAZMAT bekannt. Aufgrund ihrer Ausrüstung und Ausbildung ihrer Feuerwehrmänner und -frauen wurde die zweite Kompanie «Germania» zu Osorno in das «Sistema Nacional de Operaciones» eingereiht.

Die Auszeichnung verdienter Feuerwehrkameraden, unter ihnen eine Frau, beschloss den Festakt, allerdings nicht auch den festlichen Abend. Bei einem vorzüglichen Abendessen ergab sich noch Gelegenheit, Erinnerungen, Erfahrungen und Blicke auf die Zukunft auszutauschen.
Fotos: Jorge Hornig