Osorno – 178 Jahre nachdem die ersten Deutschen kamen
Wird im allgemeinen gern Valdivia als erster Ort der Besiedlung durch deutsche Einwanderer genannt, so sei gestattet zu erwähnen, dass gerade Osorno der Stadt am Calle Calle diesen Ruf durchaus streitig machen kann. Es trafen doch schon im August des Jahres 1846 die ersten deutschen Siedler in Osorno ein, wie Constanza Hott in ihrem Vortrag am 27. August im Deutschen Verein zu Osorno berichtete.
Es waren Jahre der Uneinigkeit, der Bevormundung der Bürger durch die im Standesdenken voreingenommene Obrigkeiten, der politischen Auseinandersetzungen im alten Europa, die letztendlich zur Revolution 1848/1849 führten, die schon zuvor manchen Landwirt, Handwerker aber auch Akademiker zur Ausreise veranlassten.
So geschah es, dass sich am 19. April 1846 die ersten neun Familien in Hamburg auf dem Dreimast-Segler «Catalina» nach dem unbekannten fernen Chile einschifften, voller Erwartung, voller Illusionen aber auch voller Ungewissheit, was sie am Ende der Welt erwartete. Endlich, nach einer Reise von vier Monaten, die ihnen schöne Tage, aber auch Stürme und die gefährliche Umrundung des Kap Hoorn auferlegte, erreichten sie das versprochene Land, für viele am Ende der Welt.
Der Deutsche Verein in Osorno hatte es sich zur Aufgabe gestellt, diese Tage nach Ankunft der ersten Einwanderer in einem Vortrag von Constanza Hott einer weiten Öffentlichkeit vorzustellen. Wie zu erwarten war, reichte der Saal kaum aus, die zahlreichen Gäste aufzunehmen, zudem anschließend zu einem gemütlichen Beisammensein mit dem regional üblichen Curanto geladen wurde, ein hervorragendes Beispiel einer gelungenen Integration: Man spricht über die deutsche Einwanderung und verspeist im Anschluss das typische Essen Südchiles, einen Curanto – unbekannt sogar in Nordchile und erst recht im alten Europa.
Es waren die Familien Aubel, Hollstein, Ide, Rusch und Klix, die den Reigen der deutschen Einwanderer in Osorno eröffneten, wenig später kamen die Schillings, Keims, Schwalms und Fuchslochers dazu. Eine Volkszählung im Jahre 1854 erbrachte für Osorno eine stolze Zahl von 981 Einwohnern, wovon allerdings nur ganze 222 das Schreiben und Lesen beherrschten. Wen wundert es, dass die ersten Einwanderer als ihre wichtigste Aufgabe ansahen, eine Schule für ihre Kinder zu schaffen.
Constanza Hott verstand es mit ihrem Vortrag, das Interesse an den Anfängen der deutschen Besiedlung in und um Osorno zu wecken. Sie selbst bekleidet die Stellung eines Vorstandsmitglieddes Kulturzentrums Sofia Hott in Osorno.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden verschiedene Mitglieder der Deutsch-Chilenischen Gemeinschaft der Stadt Osorno für ihre Mitarbeit ausgezeichnet, unter ihnen Bernardo Eggers, Ricardo Piwonka, Christa Geisse, Carla Sommer und Alejandro Delannoy.
Die gut besuchten Vorträge im Deutschen Verein werden auch in den nächsten Monaten fortgesetzt.