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miércoles, 6. noviembre 2024
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Schlachten von Junín und Ayacucho vor 200 Jahren

Wie die Unabhängigkeit Perus und Lateinamerikas besiegelt wurde

1824 wurde zum Entscheidungsjahr für die Unabhängigkeitskriege Lateinamerikas: Die Schlachten zwischen den spanisch-königstreuen und den patriotisch-republikanischen Truppen von Junín am 6. August und von Ayacucho am 9. Dezember 1824 besiegelten die Befreiung Lateinamerikas von der über 300-jährigen spanischen Kolonialherrschaft.  

Simón Bolivar und José de San Martín in Guayaquil (Gemälde von J. Collignon,1776-1863)

(KB, PD, sik) Der Zeitpunkt für die Erhebung gegen Spanien kam, nachdem Napoleon 1808 in dem Land eingefallen war und den König durch seinen Bruder Joseph Bonaparte ersetzt hatte. Die kreolische Elite nutzte das entstandene Machtvakuum aus, erklärte in wichtigen regionalen Hauptstädten Lateinamerikas die Unabhängigkeit vom Mutterland und bildete revolutionäre Regierungen.

Historisches Treffen von San Martín und Bolívar

Mit der Wiedererrichtung des Absolutismus in Spanien Ende 1823 strebte der spanische König Fernando VII. aber die Rückgewinnung der überseeischen Herrschaftsgebiete an. Diese konnte letztlich nur von dem noch von den Spaniern kontrollierten Territorium des Vizekönigreichs Perus und von den ihr verbliebenen Stützpunkten in Kuba und Puerto Rico in der Karibik ausgehen. 

Der argentinische General José de San Martín hatte Chile und Teile Perus befreit – nachdem er die Spanier in seiner Heimat geschlagen und in einer spektakulären Aktion die Anden überquert hatte. 

Als San Martín am 28. Juli 1821 die Unabhängigkeit Perus von der spanischen Kolonialmacht erklärte, zeigte sich aber sehr bald, dass er nicht das ganze Land kontrollierte. 

Ein historisches Treffen brachte die entscheidende Wende – und bestimmt die politische Ordnung der Region bis heute: Am 26. und 27. Juli 1822 kamen in der ecuadorianischen Hafenstadt Guayaquil die beiden Unabhängigkeitskämpfer San Martín und Símón Bolívar zusammen, um Südamerika endgültig von den spanischen Kolonialherren zu befreien. Der Venezolaner Simón Bolívar hatte nach den zehn Jahre andauernden Feldzügen 1821 die Unabhängigkeit von Venezuela und Kolumbien erkämpft und brachte anschließend mit seinen Truppen die Hauptstadt Ecuadors, Quito, im Mai 1822 unter seine Kontrolle. San Martín zog sich nach dem Treffen vom Befreiungskrieg zurück. 

Bolívar sandte seinen fähigsten General, Antonio José de Sucre, mit 5.000 Soldaten zur Unterstützung der Patrioten nach Peru. 

Er selbst traf am 1. September 1823 auf dem Seeweg in Lima ein, brachte weitere 1.500 Soldaten mit und kümmerte sich zunächst um die Wiederherstellung der Ordnung in Peru. Während er im Januar 1824 an einer beginnenden Tuberkulose litt, musste er zudem einen Aufstand von argentinischen Truppen, die San Martín zurückgelassen hatte, niederschlagen. Dieses nutzten die Spanier aus, um die Kontrolle über Lima zurückzugewinnen. 

Sieg durch die Feldherren Braun, Rázuri, Suárez und SilvaBolívar führte am 2. August nahe des Cerro de Pasco eine Heerschau durch und nutzte dabei die Gelegenheit, das Befreiungsheer, das sich aus Großkolumbianern, Peruanern und Chilenen zusammensetzte, moralisch zu stärken: «Soldaten! Ihr werdet das größte Werk vollenden, das der Himmel den Menschen aufgetragen hat: die ganze Welt von Sklaverei zu befreien.» 

Die Schlacht von Junín (Gemälde von Martín Tovar y Tovar, 1827-1902)

Als der spanische General César José de Canterac Orlic y Donesan vom Aufmarsch des «Ejército Unido Libertador» Bolívars erfuhr, vereinigte er seine Truppen am 1. August und zog nach Tarma, um sich dort dem Venezolaner entgegenzustellen. Am Nachmittag des 6. August trafen beide Truppen schließlich aufeinander. Mit ihren Kavallerien standen sie sich gegenüber, während ihre Fußtruppen und Geschütze sich noch in einigen Kilometern Entfernung befanden. Eigentlich hätten sie auf deren Eintreffen warten müssen, doch lief ihnen die 

Zeit davon, wollten sie die Schlacht noch am selben Tag eröffnen.Bolívar wollte die Gelegenheit für den Angriff nutzen, obwohl er sich in einer ungünstigeren Position befand. Canterac ließ seinerseits seine Reiter auf der hoch gelegenen Pampa von Junín (auf rund 4.200 Meter Höhe) antreten. Die Kavallerie  Bolívars steckte eingeklemmt zwischen dem Sumpf südlich des Sees und einem Berg und wurde in Kolonnenform geordnet. 

Am Nachmittag erfolgte dann der Angriff der spanischen Kavallerie. Den ersten Aufprall konnte der Kasseler Major Otto Philipp Braun, der seit 1821 in Diensten von Bolívar stand, mit berittenen Gardegrenadieren aufhalten. Die Schlacht wurde ausschließlich von der Kavallerie geführt, kein einziger Schuss erfolgte. Lanzen, Säbel und Messer entschieden am Ende den Ausgang.

Zunächst verlief die Schlacht zum Vorteil der Spanier. Der peruanische Major Andrés Rázuri aber entschied sich eigenmächtig mit seiner Reiterei zum Gegenangriff. Gleichzeitig preschten die peruanischen Kürassiere unter dem Kommando von Isidoro Suárez vor. Dieser doppelte Einsatz hatte einen psychologischen Effekt, da nun andere Abteilungen der Reiterei Bolívars in die ungeordneten Reihen der spanischen Kavallerie vordrangen. 

Schließlich trafen die «Llaneros», ehemalige Viehhirten, unter der Führung von José Laurencio Silva auf dem Schlachtfeld ein und konnten mit ihren dreieinhalb Meter langen Lanzen die «Realistas» niederkämpfen. Angesichts dieses Erfolgs der Patrioten suchte Canterac mit den spanischen Truppen die Rettung in der Flucht. Bolívar erkannte den mutigen Einsatz der peruanischen Kavallerie an, die er ehrenhaft zu «Húsares de Junín» ernannte. Dieses Regiment bildete bis 2012 die Leibgarde des Präsidentenpalastes in Lima. 

Es bedurfte jedoch immer noch einer Entscheidungsschlacht, die die Unabhängigkeit Südamerikas besiegeln sollte.

Die Entscheidungsschlacht von Ayacucho

Bolívar hatte sich an die Küste begeben, um eventuellen spanischen Verstärkungen vom Meer begegnen zu können und besetzte am 5. Dezember Lima. 

Am Vorabend der Schlacht von Ayacucho genehmigten beide Seiten, dass sich Familienangehörige, die auf unterschiedlichen Seiten kämpften, verabschieden durften. Die Schlacht fand am 9. Dezember 1824 um 9 Uhr morgens statt. Sucre stärkte seine Truppen mit einem Aufruf: «Soldaten! Von den heutigen Anstrengungen hängt das Schicksal Südamerikas ab, ein weiterer Tag des Ruhms wird eure bewundernswerte Standhaftigkeit krönen. Soldaten! Es lebe der Befreier! Es lebe Bolívar, der Retter Perus!» 

Es standen etwa 7.000 Kämpfer auf spanischer Seite, gegenüber 5.700 Patrioten unter dem Kommando Sucres. Die «Montoneros» (eine lokale Guerillatruppe unter Marcelino Carreño) zwangen die «Realistas» zum Rückzug. Ein erneuter Angriff der spanischen Truppen wurde dann von den patriotischen Truppen unter José María Córdoba abgewehrt. Als schließlich der Vizekönig Serna selbst mit seinen Truppen in die Schlacht zog, wurde er beim Angriff verletzt und gefangengenommen. Das führte zur Demoralisierung der «Realistas», sodass viele die Flucht antraten. Angesichts der Niederlage der Spanier verhandelte Canterac mit Sucre und unterschrieb die Kapitulation, womit die Unabhängigkeit Perus und Südamerikas besiegelt wurde. 

Waren damit die Befreiungskriege somit beendet, standen nun die jungen südamerikanischen Republiken vor den Herausforderungen der inneren Konsolidierung.

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